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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) informiert:

Auch in Corona-Zeiten
LWL-Tagesstätte Brackel stabilisiert Menschen mit psychischen Erkrankungen

Dortmund (lwl). In der LWL-Tagesstätte Brackel übernehmen die Nutzer:innen selbst Verantwortung: für die Einkäufe und die Zubereitung des Essens, für die Gestaltung der Freizeit, sogar für den Hausputz. In der Corona-Zeit ist das anders, denn beispielsweise gemeinsame Mahlzeiten sind nicht möglich. Und doch schafft es das fünfköpfige Team, den Nutzer:innen eine Tagesstruktur vorzugeben, die für ihr Wohlbefinden so wichtig ist.

Wer die LWL-Tagesstätte Brackel besucht, lebt in seinem eigenen Haushalt, braucht aber darüber hinaus Unterstützung in der Strukturierung des Alltags. Den Nutzer:innen, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, hilft dieses stabilisierende Gerüst dabei, kreativ, aktiv und selbstständig zu werden und in der Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen. Manche von ihnen kommen schon seit Jahren – täglich von 8 bis 16 Uhr. Hier haben sie ihre Freund:innen und ihre Aufgaben. “Das ist ihr Leben”, da ist sich das Team um Soziologin Sabrina Herting, die Tagesstätten-Leiterin, einig.

Da, wo ansonsten gemeinsam Einkaufslisten geschrieben werden und gekocht wird, sieht der Alltag in Corona-Zeiten anders aus: Die 25 Nutzer:innen besuchen die Einrichtung aktuell in zwei Gruppen – eine vormittags, eine nachmittags. Zwischendurch werden alle Flächen und Sanitäreinrichtungen desinfiziert. Gemeinsame Mahlzeiten gibt es nicht mehr, sogar zum Trinken gehen die Menschen alleine in einen Nebenraum, da dafür ja der Mund-Nasenschutz kurz abgenommen werden muss.

In der gemeinsamen Zeit haben die Männer und Frauen weit weniger Aufgaben als sonst, dafür werden viele Gespräche geführt, es wird gebastelt und gespielt, Spiele mit Abstand: “Stadt-Land-Fluss” und Bingo zum Beispiel. “Die Nutzer:innen vermissen den gewohnten Alltag schon sehr”, sagt Ökotrophologin Tanja Krüger, die sonst die Kochgruppe anleitet. “Aber so ist es besser als in den zwei Monaten, als für alle tagesstrukturierenden Einrichtungen Betretungsverbote ausgesprochen wurden. Das hatte zur Folge, dass wir auch die Tagesstätte schließen mussten.”

Die Kolleginnen und Kollegen arbeiteten damals zeitweise in anderen LWL-Wohneinrichtungen in Dortmund, die Nutzer:innen der Tagesstätte waren zu Hause. Viele von ihnen litten unter der Einsamkeit. Susanne Kühl, die die Tagesstätte schon seit neun Jahren besucht, vertrieb sich die Zeit mit ihrem Hobby, dem Stricken. “Aber da fiel es mir schwer, morgens aufzustehen”, sagt sie. Heidi Eberhardt bestätigt, dass auch sie “ganz aus dem Rhythmus” war. Sie hat aber aus Pappmaché zu Hause eine Dame gebastelt, die sie “Frau Corina” nennt – mit Mund-Nasenschutz und kleinem roten Virus. Die Mitarbeiter:innen meldeten sich in dieser Zeit regelmäßig telefonisch, um weiterhin Ansprechpartner in der Krise zu sein.

“Für die Nutzer:innen war es eine schwere Zeit, weil ihr Alltag plötzlich nicht mehr strukturiert war und die sozialen Kontakte in der Tagesstätte weggefallen sind”, sagt Heilerziehungspfleger Christian Wulfert.

Damit der Kontakt unter den Freund:innen, die jetzt durch die Vor- und Nachmittags-Gruppen-Einteilung voneinander getrennt sind, nicht abreißt, hat er einen kleinen gelben Briefkasten gebaut, in den die Nutzer:innen Briefe für ihre Freund:innen einwerfen können, was sie auch sehr gerne tun.

Jetzt hoffen alle, dass der Normalbetrieb bald wieder losgeht: Mit Holzwerkstatt, Kreativschmiede, Ausflügen und dem gemeinsamen Kochen und Essen.

Darauf freut sich Susanne Kühl ganz besonders: “Zu Hause esse ich nicht so gesund wie hier. Am meisten freue ich mich auf unseren türkischen Hirtensalat!”

Info:
Die LWL-Tagesstätte Brackel ist eine Einrichtung des LWL-Wohnverbundes und bietet psychisch beeinträchtigten Menschen seit 20 Jahren Hilfestellungen, um ein weitgehend selbständiges Leben zu führen. Interessenten können sich an die Tagesstätten-Leiterin Sabrina Herting wenden, um ein Informationsgespräch und ggf. einen Probe-Tag zu vereinbaren.

Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Angelika Herstell, LWL-Klinik Dortmund

 


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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 18.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.