Warstein (lwl). Die Auswirkungen der Corona-Pandemie bzw. der Maßnahmen haben im Alltag viele Spuren hinterlassen. Gemeinschaftliche Aktivitäten und Gespräche mit Freunden sowie Möglichkeiten für Sport und andere Hobbys rückten deutlich in den Hintergrund und haben besonders bei der jungen Generation, unseren Kindern, schwerwiegende Folgen hinterlassen. Die Pandemie hat die Alltagsstruktur vieler Kinder aber auch deren familiäres Umfeld massiv verändert und eine zunehmende Belastung, teilweise auch Überforderung aller Beteiligten hervorgerufen. Die Schließung von Kita- und Schuleinrichtungen sowie die daraus für die Eltern resultierenden Betreuungs – und Homeschoolingverpflichtungen sind nur zwei von vielen Punkten, die die häusliche Atmossphäre einer intakten Familie deutlich ins Ungleichgewicht bringen konnte. Doch wie sieht es in Familien aus, die ganz andere Schwierigkeiten bewältigen müssen, beispielsweise Elternteile mit einer Suchtproblematik oder einer psychischen Erkrankung? Welche Auswirkungen hat dies auf Kinder, wie werden diese sichtbar und welche Hilfsangebote kann es geben?

Um all diesen Fragen ein Forum zu geben, fand am Mittwoch (24.8.) im Festsaal der LWL-Klinik Warstein die Fachtagung “Bei mir zuhause ist etwas anders – Kinder psychisch kranker Eltern verstehen und begleiten” statt. Mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten wurde eine erste Fachtagung im Jahr 2016 in Kooperation mit der Stadt Lippstadt, dem Kreis Soest und der LWL-Klinik Warstein ins Leben gerufen. Seitdem finden regelmässig Netzwerktreffen für einen gemeinsamen Austausch statt. Ziel der 3. Fachtagung war es unter anderem, die Erfahrungen und Kompetenzen der Mitglieder des Netzwerkes und Möglichkeiten der Kooperationen aufzuzeigen und zukünftig noch besser nutzen zu können. Ausdrücklich erwünscht war die Teilnahme von zahlreichen Fachkräften aus allen Institutionen und Gruppen des Netzwerkes und beschränkte sich nicht nur auf die bisherigen Teilnehmer:innen der Netzwerktreffen.

“Durch Veränderungen der familiären Situation können bei Kindern unter anderem Zukunftsängste und Leistungsdruck zunehmen. Die mangelnde soziale Interaktion mit Gleichaltrigen aus Scham und Angst mit dem Anderssein zu Hause und dem daraus resultierenden übermäßigen Medienkonsum stellen hohe Risiken für Kinder dar, sie werden dadurch in ihrer Entwicklung deutlich nachteilig beeinflusst”, so Jan Oliver Wienhues, der Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes und Psychiatriekoordinator des Kreises Soest.

Prof. Dr. Ronald Bottlender, Ärztlicher Direktor der LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein, führt dazu weiter aus: “Gerade Kinder psychisch kranker Eltern sind emotionalen Schwankungen bzw. elterlicher Verhaltensweisen ausgesetzt, die sie oft nicht verstehen oder gar verarbeiten können. Deshalb ist es frühzeitig wichtig, die psychischen Erkrankungen mit all ihren möglichen Auswirkungen zu erkennen und ein “soziales Auffangnetz” zu errichten, in dem altersgerechte Gespräche mit den Kindern über die psychische Erkrankung erfolgen und das Aufzeigen von Hilfsangeboten wichtige Bausteine sind.” Thematisch passend, besuchte bereits im Juni 2022 eine Gruppe aus acht Kindern psychisch kranker Eltern die LWL-Klinik Warstein. Hierbei handelt es sich um ein Gruppenangebot in Zusammenarbeit mit der Caritas-Beratungsstelle Belecke und der LWL-Klinik Warstein, das den Kindern einen Einblick in die Klinik gewährte, kindgerechtes Wissen zu psychischen Erkrankungen vermittelte und viele offene Fragen, wie beispielsweise: “Warum geht Mama nicht mehr raus?” beantwortete.

“Aber auch betroffene Eltern müssen in ihrer Kompetenz als verantwortliche Eltern gestärkt und für die Bedürfnisse ihrer Kinder sensibilisiert werden”, so Helga Rolf als Fachdienstleiterin Jugend und Familie der Stadt Lippstadt weiter.

Während der Fachtagung referierte unter anderem auch der Ärtzliche Direktor der Kinder- und Jugendpsychiarie – LWL-Universitätsklinik Hamm, Prof. Dr. Dr. Martin Holtmann, vor 150 Teilnehmer:innen zum Tagungsthema “Kinder psychisch kranker Eltern verstehen und begleiten”. Wie bedeutend dieses Thema in der heutigen Zeit ist, wurde auch durch die zahlreichen Anmeldungen bestätigt, weshalb die kostenlose Veranstaltung frühzeitig ausgebucht war.

Im Kreis Soest bietet der Sozialpsychiatrische Dienst Menschen Beratung und Hilfen an, die an psychischen Erkrankungen oder Suchterkrankungen leiden oder sich in einer schwierigen Lebenslage befinden. Neben den Betroffenen können sich auch Angehörige und Menschen aus dem sozialen Umfeld an den Dienst wenden. Angeboten werden Beratungsgespräche und fachärztliche Sprechstunden in allen Städten und Gemeinden des Kreises Soest, auch Hausbesuche sind möglich. Für ein kostenloses Beratungsgespräch können Termine unter 02921 30-0 abgesprochen werden.

Hintergrund
Die LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein sind für psychisch kranke Menschen im Kreis Soest sowie den angrenzenden Gemeinden zuständig. Die LWL-Klinik Lippstadt bietet 156 stationäre Betten, 15 Tagesklinikplätze in Lippstadt und 15 Tagesklinikplätze in Soest und die LWL-Klinik Warstein 273 stationäre Betten sowie 18 Tagesklinikplätze. Beide Kliniken verfügen über eine ausgebaute Institutsambulanz (Lippstadt und Warstein). Angegliedert an die Klinik Warstein ist das LWL-Rehabilitationszentrum Südwestfalen für 120 Abhängigkeitskranke und das Institut für Rehabilitation mit 44 Plätzen für die medizinisch-berufliche Rehabilitation und 22 Plätzen für die Rehabilitation von psychisch kranken Menschen.
Als Einrichtung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gehören die Kliniken zum LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen, in dem rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jährlich über 240.000 Menschen in mehr als 130 Einrichtungen behandeln und betreuen.

Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an:

Prof. Dr. Ronald Bottlender (Ärztlicher Direktor der LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein)

Birgit Kalle (Pressestelle Kreis Soest)

Sandra Werne (Stabsstelle Marketing und Kommunikation)

 

Pressekontakt:
Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, presse@lwl.org

 


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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 19.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.