Hepatitis eine unentdeckte Gefahr Chefarzt Professor Dr. Markus Menges klärt auf.

„Zwischen Leber und Milz passt immer ein Pils“ oder „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ vermeintlich lustige Sprüche, die fatale Folgen haben können. Chefarzt Professor Dr. Markus Menges, Leiter
der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Diabetologie und Infektionskrankheiten am Diakoneo Diak Klinikum in Schwäbisch Hall, klärt über Ursachen, Symptome und Folgen einer Leberentzündung
auf und erklärt dabei, dass es viele verschiedene Formen einer solchen Entzündung geben kann.


„Wir Hepatologen unterscheiden grundsätzlich in virale, toxisch bedingte (Alkohol, Medikamente), autoimmune und aus einer nicht alkoholischen Fettleber heraus entstandene Hepatitiden. Zu den viral bedingten Leberentzündungen zählen Hepatitis A, B, C, D und E. Sie sind die wohl bekanntesten Formen der Lebererkrankung. Und dennoch: in Deutschland sind toxisch und ernährungsbedingte Hepatitiden deutlich häufiger, als viral bedingte“, erklärt Menges. Eines aber haben alle Hepatitiden gemein: ihre Symptome sind eher unspezifisch. Appetitlosigkeit, Müdigkeit oder Antriebslosigkeit im Verbund mit wechselndem Druckgefühl im rechten Oberbauch sind typisch. Die Gelbfärbung der Haut kann in vielen Fällen auftreten, ist
jedoch auch kein sicheres Symptom.


Unentdeckte Gefahr
Ernährungsbedingte Leberentzündungen können verschiedene Ursachen haben häufig ist eine falsche Ernährung in Kombination mit deutlichem Übergewicht und Bewegungsmangel der Hintergrund.
Mediziner sprechen hier von einer Zivilisationskrankheit, da die FettleberHepatitis nahezu ausschließlich in Industrie und Schwellenländern auftritt. „Leiden Menschen unter starkem Übergewicht, kommt es zu einer Verfettung der Leber. Durch eine geeignete Diät plus regelmäßiger sportlicher Betätigung kann sich die
Fettleber wieder zurückbilden. Bleibt die Fettleber aber lange unerkannt und unbehandelt, verändert sich die Leberstruktur.“ Und genau hier liegt die Gefahr: Eine unentdeckte Fettleber führt häufig zu
einer Leberentzündung und kann über Jahr und Tag zu einer Zirrhose führen. „Es ist ein Irrglauben vieler Menschen, dass es nur die alkoholisch bedingte Fettleber ist, die eine Hepatitis und nach
olgend

Zirrhose auslösen kann wir gehen davon aus, dass in Deutschland zehn bis 15 Prozent aller Menschen, die eine Fettleber haben, auch an einer FettleberHepatitis erkranken“, so der Experte und ergänzt: „Ich
rate Menschen, die an deutlichem Übergewicht leiden, sich bei ihrem Hausarzt diesbezüglich untersuchen zu lassen. So kann eine Fettleber oder eine mögliche FettleberHepatitis diagnostiziert und einer
Zirrhose vorgebeugt werden.“ Bislang einziger Weg, die Leber wieder zu entlasten, ist dann eine Kombination aus viel Bewegung, Ernährungsumstellung und deutlicher Gewichtsreduktion. Eine medikamentöse Therapie ist noch nicht möglich.


Vorsicht beim Alkoholkonsum
Ähnlich verhält es sich mit der alkoholisch bedingten FettleberHepatitis Menschen die über einen längeren Zeitraum große Mengen Alkohol konsumieren, entwickeln eine Fettleber, wenn auch etwas seltener als Menschen mit starkem Übergewicht. Als unbedenkliche Menge an Alkohol pro Tag bemisst die Weltgesundheitsorganisation ein kleines Bier bei Frauen, bei Männern ein großes Bier. Übersteigt
ein Mensch diese Werte konstant, kann sich nach rund 30 Jahren eine alkoholische Leberzirrhose entwickeln. „Besonders Menschen, die gleich zwei Risikofaktoren aufweisen, also z.B. eine Kombination aus
einer alkoholischen Hepatitis und Hepatitis C, haben im Durchschnitt nur rund zehn Jahre, ehe sie eine Zirrhose entwickeln“, weiß Menges.


Blut als Überträger
Unter den viralen Hepatitiden ist die chronische Hepatitis B inzwischen aufgrund der Möglichkeit der Impfung seltener zu finden. Eine regelmäßige Impfung bannt die Gefahr, seiner Leber Schaden
zuzufügen. „Hepatitis B wird insbesondere durch Körperflüssigkeiten wie Blut übertragen. Auch ungeschützter Geschlechtsverkehr trägt zur Ausbreitung des Hepatitis B Virus bei. Mehr als 300 Millionen Menschen weltweit sind betroffen“, so Menges. Eine vollständige Heilung ist nach einer BInfektion, die chronisch wird, nicht mehr
möglich. Es gibt jedoch Medikamente, die die Virusvermehrung in der Leber so stark unterdrücken können, dass die Viren im Blut nicht mehr nachweisbar sind. „Lässt man die Medikamente jedoch weg, bricht die
Erkrankung wieder aus.“ Akute HepatitisBErkrankungen heilen bei Menschen im Erwachsenenalter jedoch meistens spontan ab. Typische Anzeichen einer akuten Hepatitis B ist eine Gelbfärbung der Haut,
sogenannte Gelbsucht. „Ursache für die Verfärbungen ist in der Haut und Bindehaut des Auges abgelagertes Bilirubin, also der Gallenfarbstoff. Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes aus den roten Blutkörperchen. Bei sehr hohen Konzentration von Bilirubin färbt sich die Haut gelb und es kommt
zur genannten Gelbsucht“.

Heilung ist möglich Anders als bei Hepatitis B verhält es sich mit Hepatitis C, die schon etwa seit der Jahrtausendwende die häufigste chronische Virushepatitis im Mitteleuropa ist hier verfärbt sich die Haut in den seltensten Fällen. „Das tückische bei Hepatitis C ist, dass man lange mit der Krankheit leben kann, ohne überhaupt zu wissen, dass man an ihr erkrankt ist und dass leider ca. 70 Prozent der Hepatitis CInfektionen chronisch werden“, sagt Professor Menges. Nur unspezifische Anzeichen können auf eine Erkrankung hindeuten. Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Antriebslosigkeit können auftreten. Mehr als die Hälfte der an Hepatitis C erkrankten Menschen haben oder hatten eine Zeit lang intravenös Drogen konsumiert. Daher rät
der Chefarzt: „Sollten Sie in Ihrem Leben jemals mit fremden Menschen Spritzen oder Nadeln geteilt haben, lassen Sie sich unbedingt bei Ihrem Hausarzt durchchecken und Ihre Leberwerte prüfen.“ Und Menges macht den Betroffenen Hoffnung: „Chronische Hepatitis C ist heilbar seit 2014 gibt es sogar sehr wirksame
Medikamente, die nahezu ohne Nebenwirkungen bei mindestens 95 Prozent der Betroffenen zur Heilung führen.“ Das ist ein schöner Erfolg für die Hepatologie.


Hepatitis A und E können ein akutes Krankheitsbild verursachen, heilen aber stets aus. „Die meisten Menschen kennen Hepatitis A von Reisen ins Ausland, sie werden über Nahrungsmittel übertragen oder auch durch unreines Trinkwasser. Hier können sich Reisende aber impfen lassen, sodass keine Gefahr einer Infektion besteht“, so Professor Menges. Hepatitis E wird bei uns vor allem über rohes (z.B. Mett oder Tatar) oder unzureichend gekochtes Schweinefleisch übertragen.


Autoimmune Hepatitis
Nicht immer sind Infektionen ursächlich für eine Leberentzündung: In seltenen Fällen können insbesondere Frauen im mittleren Alter, an einer autoimmunen Hepatitis erkranken. „Der Körper klassifiziert Teile seiner selbst aus bisher nicht ganz geklärten Gründen als fremd und beginnt, sogenannte Autoantikörper zu bilden. Diese greifen das Lebergewebe an und zerstören somit die eigenen Leberzellen“, weiß
der Hepatologe. Unbehandelt kann die Erkrankung, wie auch bei den bereits benannten Hepatitiden, zu einer Leberzirrhose führen. „Die autoimmune Hepatitis ist gut behandelbar. Mit immunsuppressiven Medikamenten können die übersteigerten Immunreaktionen gedämpft und dem Betroffenen ein beschwerdefreies Leben ermöglicht werden.“
Professor Menges rät: Menschen, die nicht an Hepatitis erkrankt sind, sollten sich gegen die viralen Varianten A und B impfen lassen, insbesondere, wenn sie eine Auslandsreise in bestimmte Regionen planen. Eine gelegentliche Kontrolle der erzeugten Impftiter zeigt, wann eine Auffrischung für die Hepatitis B nötig ist. Menschen mit Übergewicht, rät der Experte, sollten bei ihrem Hausarzt eine Blutuntersuchung mit Blick auf die Leberwerte durchführen lassen und generell über eine Umstellung ihrer Ernährung und über
Gewichtsreduktion nachdenken. Mindestens ebenso wichtig ist aber eine Steigerung der körperlichen Aktivität. Generell sollte bei allen Leberproblemen der Alkoholkonsum stark eingeschränkt werden,
insbesondere bei Mensc
h.

 


Friederike Grünhagen-Wahl

Unternehmenskommunikation

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74523 Schwäbisch Hall