Economy-Class-Syndrom: 3 Fragen an Dr. Udo Huberts

Sommerzeit ist Reisezeit. Was der Begriff Economy-Class neben der Sitzplatzbuchung mit unserer Gesundheit zu tun hat, verrät Dr. Udo Huberts, Chefarzt der Gefäßchirurgie im St. Josef Krankenhaus Haan.

 

Für türkisfarbenes Wasser, exotische Landschaften oder neue Kulturen nehmen Reisehungrige lange Wege auf sich. Und doch graut es den meisten vor den damit einhergehenden endlosen Autofahrten und Langstreckenflügen. Die Anreise in den wohlverdienten Urlaub ist oft alles andere als entspannt und kann manchen sogar zum gesundheitlichen Verhängnis werden – besser bekannt unter dem Namen Economy-Class-Syndrom oder Reisethrombose.

 

Wie entsteht eine Reisethrombose und woran erkenne ich sie?

Langes und beengtes Sitzen mit angewinkelten Beinen, wie man es aus der „Economy-Class” kennt, kann – meist in Verbindungen mit anderen ungünstigen Faktoren – eine Reisethrombose auslösen. Betroffen sind dabei fast immer die unteren Extremitäten, da sich das Blut in den Venen hier als erstes staut. Es bildet sich ein „Thrombus”, der aus miteinander verklebten Blutplättchen besteht. Stimmt das Gleichgewicht zwischen Blutgerinnung und Gerinnungshemmung nicht, kann der Organismus das Blutgerinnsel nicht mehr eigenständig auflösen. Im schlimmsten Fall wächst der „Klumpen” weiter und verschließt die Vene vollständig. Grundsätzlich kann auch permanentes Sitzen am Arbeitsplatz in Kombination mit unzureichender Bewegung zum Problem werden.

Wer folgende Symptome bemerkt, sollte einen Arzt aufsuchen: anhaltende Schmerzen in der Wade, diffuse Schmerzen im ganzen Bein, Schweregefühl in den Beinen, Schwellung am Fußknöchel, Schwellung am Unterschenkel, Blauverfärbungen der Haut am Bein, Kältegefühl am Bein, parallel Fieber und erhöhter Puls.

Wer ist gefährdet?

Ein erhöhtes Risiko haben zum Beispiel Menschen mit einer Herzerkrankung, Schwangere, Übergewichtige und Frauen, die östrogenhaltige Präparate einnehmen. Aber auch wer in der Vergangenheit bereits eine Thrombose hatte, allgemein zu Krampfadern neigt oder eine angeborene Blutgerinnungsstörung hat, ist gefährdet. Daneben begünstigen Angewohnheiten wie Rauchen die Entwicklung einer Thrombose. Auf einem Flug kommt aber noch ein weiterer Faktor hinzu: der niedrige Luftdruck. Dieser erschwert den Rücktransport des Blutes.

Was kann ich vorbeugend tun?

Das A und O für eine gesunde Reise: bequeme Kleidung tragen, den Körper mit ausreichend Flüssigkeit versorgen und regelmäßig bewegen. Dabei reicht es schon aus, immer wieder mal aufzustehen und ein paar Schritte zu laufen. Auch Venengymnastik (Zehenspitzen anheben, Fußwippen) beugt einem Blutstau vor. Schon am Vorabend sollte auf Alkohol und Nikotin sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel verzichtet werden. Zudem haben sich sogenannte Reisestrümpfe mit milder Kompression bewährt. Sie sind im Fachhandel erhältlich und auch dann empfehlenswert, wenn keine persönlichen Risikofaktoren vorliegen. Medizinische Kompressionsstrümpfe der Klasse I oder II kommen zum Einsatz, wenn ein erhöhtes Risiko für eine Thrombose besteht. Grundsätzlich gilt: Wer zur Risikogruppe gehört, sollte sich vor einer langen Reise ärztlichen Rat einholen. Gegebenenfalls verabreicht der Hausarzt sogar eine Antithrombosespritze.

 

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