Marl (lwl). Seit Ende März wohnen Igor und Iwana Bosak mit ihren Kindern Oleg, Timofei und Anna in einer Wohnung auf dem Gelände der Marler Kinder-und Jugendpsychiatrie im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Auch Iwanas Schwester Oxana ist mitgekommen. Gemeinsam sind sie mit dem Auto vor den russischen Bomben geflohen.

Die Familie lebte zentral in Luzk, einer großen ukrainischen Stadt. Als die Detonationen immer näher an ihr gerade neu gebautes Haus gekommen seien, hätten sie ihre Sachen gepackt und sich auf den Weg gemacht, berichtet Iwana Bosak. “Die russischen Angriffe fanden meistens nachts statt. Deshalb haben unsere Kinder, nichts mitbekommen”, erzählt die 27-Jährige, “wir haben ihnen gesagt, wir fahren auf Besuch nach Deutschland.” 16 Tage dauerte die Flucht. Der Weg führte die Familie über Polen, wo sie zwei Wochen in Stettin festsaßen, weil die Kinder sich mit Rotaviren angesteckt hatten und im Krankenhaus behandelt werden mussten. Glück im Unglück, denn dort trafen sie Martha Pikun, eine Bekannte von Konrad Staschenuk, der als Heilpädagoge in der LWL-Klinik Marl-Sinsen arbeitet. Sie gab ihnen seine Kontaktdaten und den Tipp, ihn anzurufen. Er könne sicher helfen. Und so war es auch. “Ich habe unsere Betriebsleitung gefragt, ob die Familie eine unserer Wohnungen im ehemaligen Schwesternwohnheim beziehen könnte und erhielt sofort eine Zusage”, erzählt Staschenuk.

Jetzt wohnen die Bosaks am Rande der Haard, etwas außerhalb der benachbarten Städte Haltern und Marl. In die Stadt fahren sie nur selten. “Hier in der Natur können wir uns von den Strapazen erholen”, so Iwana Bosak. Die Kinder genießen es, im Garten oder auf dem Spielplatz der angegliederten Schule für Kranke auf dem Klinik-Gelände zu spielen. Konrad Staschenuk steht der Familie zur Seite, begleitet sie auf Behördengängen und Spaziergängen und kümmert sich dabei auch “ganz nebenbei” um die Kinder. “Die Natur hilft heilen”, weiß der Waldpädagoge. Igor Bosak ist derweil auf Jobsuche, genauso wie seine Schwägerin Oxana. Denn nur zu Hause zu sitzen, das kommt für beide nicht in Frage. Dann starre man nur auf das Handy und die neusten Horrormeldungen aus der Heimat.

Neben der Familie Staschenuk, mit denen sich mittlerweile eine Freundschaft entwickelt hat, haben die Bosaks auch mit anderen Mitbewohner:innen schon erste Kontakte geknüpft. Aber allzu fest wolle man sich hier in Deutschland nicht binden, so Iwana Bosak, auch wenn man für die Hilfe sehr dankbar sei. Denn Deutschland sei nur “ein Zuhause auf Zeit”. Sobald es in der Ukraine wieder einigermaßen sicher sei, gehe es wieder nach Hause zurück.

 

Pressekontakt:
Kerstin Seifert, LWL-Klinik Marl-Sinsen – Haardklinik – und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle

 


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