uni | mediendienst | forschung Nr. 61/2021 vom 7. Juli 2021
Sedativa sicher anwenden
Start eines neuen Forschungsprojekts unter Erlanger Federführung zum Gebrauch sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung
Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Forschungsprojekts SedPall ist es der Palliativmedizinischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Christoph Ostgathe) des Universitätsklinikums Erlangen und ihren Kooperationspartnern direkt gelungen, eine dreijährige Förderung für das Folgeprojekt iSedPall einzuwerben. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Erlangen, Halle und München erhalten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) insgesamt über 1,7 Mio. Euro, um die im Rahmen von SedPall erarbeiteten Handlungsempfehlungen um praxistaugliche Dokumente zu ergänzen. „Ziel ist die Entwicklung einer multimodalen Intervention”, erläutert Prof. Ostgathe, der die Zusammenarbeit koordiniert. „Mitarbeiter der Palliativversorgung sollen dadurch mehr Handlungs- und Rechtssicherheit erhalten. Das kommt unmittelbar auch ihren schwer kranken Patienten zugute, denen mithilfe von Sedativa unerträgliches Leiden genommen werden soll, wenn andere Maßnahmen nicht helfen.”
Der Gebrauch von sedierenden Medikamenten stellt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Palliativversorgung gleich vor mehrere Herausforderungen: Wie handele ich richtig im Sinne der Betroffenen? Wie lassen sich Schmerzen möglichst gut lindern ohne die Autonomie unnötig zu gefährden oder gar die Lebenszeit zu verkürzen? In solchen und weiteren schwierigen Situationen auf Dokumente zugreifen zu können, die beispielsweise bei der Entscheidungsfindung helfen oder die Erledigung von nötigen Formalitäten erleichtern, ist ein Vorteil für beide Seiten. „Zum einen fühlen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicherer und können sich bei der Behandlung auf wissenschaftlich fundierte Unterlagen stützen”, sagt Dr. Dr. Maria Heckel, Leiterin des Forschungsteams der Palliativmedizin des Uni-Klinikums Erlangen. „Zum anderen haben sie dadurch auch mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten und können sich ihnen und ihren individuellen Bedürfnissen besser widmen.”
Neben der Entwicklung der konkreten Dokumente, Hilfsmittel und Fortbildungsinhalte sollen diese auch gleich auf ihre Machbarkeit, Praxistauglichkeit und Nutzerfreundlichkeit hin überprüft werden. Dabei binden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowohl ethische und rechtliche Aspekte als auch gesellschaftliche Perspektiven und die Sichtweisen der betroffenen Menschen intensiv mit ein.
Von SedPall zu iSedPall
An dem Projekt „Entwicklung und Machbarkeitsprüfung einer multimodalen Intervention für den Gebrauch sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung” (iSedPall) sind neben den Expertinnen und Experten der Palliativmedizin des Uni-Klinikums Erlangen auch Kolleginnen und Kollegen aus der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin (Direktorin: Prof. Dr. Claudia Bausewein) am LMU Klinikum München, vom Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Wirtschafts- und Medizinstrafrecht (Lehrstuhlinhaber: Prof. Dr. Christian Jäger) der FAU Erlangen-Nürnberg und vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin (Direktor: Prof. Dr. Jan Schildmann) der Universitätsmedizin Halle beteiligt. iSedPall baut u. a. auf den Handlungsempfehlungen „Einsatz sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung” auf, welche die Beteiligten im Rahmen des vorangegangenen Forschungsprojekts „SedPall – von der Anxiolyse bis zu tiefer kontinuierlicher Sedierung” – das ebenfalls vom BMBF gefördert wurde – erarbeitet hatten. Ziel von SedPall war es, medizinischem Personal endlich wissenschaftlich fundierte, konkrete Ratschläge an die Hand zu geben, um todkranke Menschen von unerträglichem Leid zu befreien.
Handlungsempfehlung „Einsatz sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung”: http://www.dgpalliativmedizin.de/images/210422_Broschu%CC%88re_SedPall_Gesamt.pdf
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