Vlotho (lwl). Mitglieder aus vier verschiedenen Jugendvertretungen in NRW sind mit den Vertreter:innen des Landesjugendhilfeausschusses zum Thema Jugendbeteiligung ins Gespräch gekommen. Für diesen Austausch hat sich der Ausschuss des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zu einer Sondersitzung im LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho (Kreis Herford) getroffen. “Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind heute gekommen, um mit uns Ausschussmitgliedern darüber zu sprechen, wie gute Jugendbeteiligung aussieht, welche Themen wir aus Sicht der jungen Menschen anpacken müssen und wie wir das Thema Kinder- und Jugendbeteiligung als Landesjugendhilfeausschuss unterstützen können”, sagte Ausschussvorsitzende Annette von dem Bottlenberg.

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Beteiligung – so ist es bereits in der UN-Kinderrechtskonvention verankert. Das LWL-Landesjugendamt unterstützt die Kinder und Jugendlichen hier auf vielfältige Weise mit der Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung NRW, mit dem LWL-Projekt “Demokratie und Partizipation fördern” und mit der Fachstelle “Gehört werden”. Die Landesregierung NRW hat sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, das Wahlrecht bei den Landtagswahlen auf 16 Jahre abzusenken, die Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen in der Gemeindeordnung stärker zu berücksichtigen, einen Jugendcheck durchzuführen und einen Aktionsplan Partizipation zur Jugendbeteiligung auf den Weg zu bringen.

“Es kommt jetzt noch einmal richtig Schwung in die Jugendbeteiligung. Es gibt bereits viele gute Ansätze, Projekte und Verfahren, strukturell ist das Thema Jugendbeteiligung aber nach wie vor nicht flächendeckend verankert und umgesetzt”, so LWL-Jugenddezernentin Westers. Die Jugendlichen des Kinder- und Jugendrates der Stadt Iserlohn (Märkischer Kreis), des Kinder- und Jugendrates NRW und der Interessensvertretung “Jugend vertritt Jugend” (Interessenvertretung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in stationären Jugendhilfeeinrichtungen leben) sowie die Vertreter:innen des Kreisjugendrings Höxter stellten ihre Arbeit und ihre Vorstellungen von angemessener Jugendbeteiligung vor.

“Wir setzen uns für eine Erhöhung des Bekleidungsgeldes für Kinder und Jugendliche in Einrichtungen ein. Das ist seit rund 20 Jahren nicht mehr angepasst worden”, berichtet ein Sprecher von Jugend vertritt Jugend den Ausschussmitgliedern. “Außerdem wünschen wir uns, dass das Wort ‘Heim’ nicht mehr verwendet wird, denn damit sind Vorurteile verbunden”.

Die Berichte der jungen Leute machen klar, wie vielfältig die Interessen sind, die die Jugendlichen vertreten: von der Mitsprache bei der kommunalen Stadtentwicklungsplanung bis zur Beteiligung, wie Bus und Bahn vor Ort für Kinder und Jugendliche geregelt sein sollten.

“Junge Menschen sollen und müssen über ihr eigenes Lebensumfeld und ihre Zukunft und wie sie gestaltet werden, maßgeblich mitentscheiden”, so von dem Bottlenberg. “Das heißt da, wo junge Menschen entscheiden oder mitentscheiden, müssen Erwachsene etwas von ihrer Entscheidungsmacht abgeben. Politik und Gesellschaft müssen den jungen Menschen die angemessenen Entscheidungsräume geben”, so von dem Bottlenberg weiter.

Von dem Bottlenberg kündigte an, dass sich der Landesjugendhilfeausschuss weiter mit dem Thema befassen wird.

Hintergrund: LWL-Projekte zur Jugendbeteiligung

Seit fast 20 Jahren gibt es das Förderprogramm “Demokratie und Partizipation fördern” das eine Fachberaterin im Landesjugendamt begleitet. Die Nachfrage ist konstant, es gibt immer Beteiligungsprojekte aus ganz Westfalen. Im Gegensatz zu den großen Förderprogrammen (KJPl. NRW) dürfen hier auch kleine kreisangehörige Gemeinden mitmachen, ohne dass sie Eigenmittel aufbringen müssen.

Seit 2015 arbeitet die Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung in NRW. Aus dem ehemaligen befristeten Projekt wurde eine Fachstelle und inzwischen arbeiten dort drei Mitarbeiterinnen auf zwei Stellen. Sie werden von Studentinnen unterstützt, die sich als Jugendliche ebenfalls in Jugendräten engagiert haben.

In der Servicestelle ist seit drei Jahren auch das Projekt “eigenständige Jugendpolitik auf der kommunalen Ebene” angesiedelt. Ca.  35 Kommunen haben sich in NRW inzwischen auf die Reise gemacht eine beteiligungsorientierte Jugendpolitik dauerhaft zu implementieren.

Das LWL- Förderprogramm Projekt Demokratie Fördern, die Geschäftsführung für den KiJuRat NRW und die Auswahl für den LWL-Jugendpreis sind Bausteine der Servicestelle. Außerdem berät die Servicestelle regelmäßig Kommunen: Kommunalpolitik, Verwaltung und Fachkräfte können Fortbildungen nutzen und Fachberatung in Anspruch nehmen. Die Kolleginnen sind eng mit anderen Servicestellen in anderen Bundesländer vernetzt und beteiligen sich an bundesweiten Projekten.

Das Projekt Gehört werden will junge Menschen in der Erziehungshilfe ermutigen sich einzumischen und Beteiligungsrechte in den Erziehungshilfen zu sichern. Diese Initiative bietet den jungen Menschen Unterstützung, wenn es um Beteiligung geht.

Seit 16 Jahren organisieren sich die Kinder- und Jugendparlamente in NRW im Kinder- und Jugendrat und der Workshop unter Palmen in der Akademie Mont Cenis ist fest im Kalender der jungen Parlamentarier: innen.

Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, presse@lwl.org

 


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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 19.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.