Am 28.07.2021 ist Welt-Hepatitis-Tag

Ständig müde und ausgelaugt? – eine kranke Leber könnte der Auslöser sein.

Die menschliche Leber ist Energielieferant und Entgiftungsorgan zugleich: Sie ist an der Verarbeitung und Speicherung von Nährstoffen sowie am Abbau und der Ausscheidung von Giftstoffen beteiligt. Umso gefährlicher ist es, wenn sie sich aufgrund verschiedener Ursachen (z.B. Giftstoffe) oder Krankheitserreger (z.B. Viren) entzündlich verändert und in ihrer Struktur und Funktion geschädigt wird. Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages erklärt Prof. Dr. Dominik Huster, Chefarzt der Inneren Medizin im Helios Klinikum Erfurt, wie es zu einer Hepatitis kommen kann und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

 Welche Symptome deuten auf eine Leberentzündung hin?

„Die Leber leidet lange leise” – d.h. die Erkrankung bleibt zunächst oft unbemerkt, da die Anzeichen unspezifisch und vieldeutig sind. Häufig fühlen sich die Patientinnen und Patienten müde und abgeschlagen. Man kann es vereinfacht ausdrücken: „Müdigkeit ist der Schmerz der Leber”. Seltener meldet sich die Hepatitis tatsächlich jedoch auch mit dumpfen Schmerzen im Bereich des rechten Oberbauchs, was auf ein Anschwellen der Leber hinweist. Dann drückt das Gewebe auf die Leberkapsel, von der es umhüllt ist und darin befinden sich empfindliche Nervenenden. Ein sehr auffälliges Symptom ist allerdings eine Gelbfärbung der Haut und der weißen Augapfelanteile. Umgangssprachlich spricht man dann von einer „Gelbsucht”. Dies ist ein wichtiges Indiz, dass die Leber nicht mehr all ihre Aufgaben bewältigt. Durch die hepatitisbedingten Schäden kann der Gallenfarbstoff Bilirubin nicht mehr in ausreichendem Maße in die Galle geleitet und dann in den Darm abgegeben werden. Stattdessen sammelt er sich im Blut an und führt zu einer Gelbfärbung von Haut und Augapfel. Eine Gelbsucht muss aber nicht immer auftreten.

 Wie wird die Diagnose Hepatitis gestellt?

Erhöhte Leberwerte bei einer Blutuntersuchung zeigen an, dass mit der Leber etwas nicht in Ordnung ist. Was genau die Ursache ist, müssen zusätzliche Untersuchungen zeigen wie spezielle Laboruntersuchungen und eine Ultraschalluntersuchung der Leber. Zuvor klärt die Ärztin oder der Arzt in einem ausführlichen Anamnesegespräch mit dem Betroffenen alle möglichen leberschädigenden Einflüsse ab. Zum Beispiel: Nimmt der Patient oder die Patientin häufig Medikamente, die die Leber beeinträchtigen können? Trinkt er oder sie häufig und zu viel Alkohol? Oder gibt es Hinweise auf eine Virusinfektion, die beispielsweise von einem Auslandsaufenthalt, ungeschützten Sexualverkehr mit unbekannten Partnern, einem neuen Tattoo oder dem Verzehr von Muscheln bzw. Risikolebensmitteln kommen kann? Schließlich hat sich gezeigt, dass auch Stoffwechselstörungen wie Diabetes (Zuckerkrankheit) und Übergewicht verbunden mit Bewegungsmangel häufig zu einer Fettleber und sogar zu einer sogenannten Fettleberhepatitis (NASH) führen können.

 Was geschieht, wenn eine Hepatitis unbemerkt bleibt?

Bei einer Hepatitis sind viele Entzündungszellen in der Leber aktiv. Wie bereits erwähnt, sind Symptome sehr selten und treten oft erst spät auf. Hält dieser Zustand lange an, gehen viele Leberzellen zugrunde und es bildet sich immer mehr Bindegewebe, wodurch eine so genannte Fibrose entsteht. Wenn die Leber rechtzeitig Hilfe bekommt bzw. die Ursache beseitigt wird, erholt sie sich meist wieder. Ist dies nicht der Fall, werden die Strukturen der Leber immer stärker zerstört und die Bindegewebseinlagerung wird irreversibel. Man spricht dann von einer Leberzirrhose.

 Durch was geht die Entzündung wieder zurück?

Die Entzündung der Leber ist eine Reaktion auf eine bestimmte Ursache. Die Therapie ist somit abhängig von der Ursache der Leberentzündung: Übergewichtige sollten abnehmen und sich viel bewegen, wer zu viel Alkohol trinkt, sollte konsequent darauf verzichten. Je früher man das schafft, desto eher kann sich die Leber wieder erholen. Ist ein Virus (es gibt Hepatitisviren A, B, C, D und E) der Grund für die Erkrankung ist das Vorgehen – je nach Viruserkrankung – unterschiedlich. Eine Virus-Infektion mit Hepatitis A heilt fast immer von alleine ab. Ursache sind mit dem Hepatitis-A-Virus kontaminierte Nahrungsmittel oder kontaminiertes Trinkwasser. Mittels Impfung kann man sich hier effektiv schützen.

 Wie ist das bei Hepatitis B?

Auch vor Hepatitis B schützt eine Impfung. Diese wird für Kinder, Jugendliche und Risikogruppen wie beispielsweise medizinisches Personals als Standardimpfung empfohlen und damit von der Krankenkasse bezahlt. Zwar heilt eine Hepatitis B-Infektion bei 95 Prozent der Betroffenen ab. Bei den anderen 5 Prozent entwickelt sich allerdings eine chronische Infektion, die nicht mehr vollständig heilbar ist. Häufig lassen sich die Viren durch „virostatische” Medikamente zumindest eindämmen. Diese Therapie muss in den meisten Fällen lebenslang durchgeführt werden.

 Ist eine Hepatitis C heilbar?

Ist eine ebenfalls durch Viren hervorgerufene Hepatitis C einmal diagnostiziert, ist sie dank der neuen Therapiemöglichkeiten in vielen Fällen heilbar. Die Wirkstoffe der Medikamente hemmen die Vermehrung der Viren auf mehreren Ebenen, sodass der Erreger drei bis sechs Monate nach der Behandlung in den meisten Fällen nicht mehr im Blut nachweisbar ist. Problematisch wird es, wenn Hepatitis C unbemerkt bleibt. Dann kann die Infektion schwere Folgen haben und schlimmstenfalls zu chronischen Leberschäden führen, bis hin zur Leberzirrhose oder -krebs.

 Die fünf häufigsten Ursachen für eine Hepatitis:

1. Viren

Der häufigste Grund für eine ansteckende Leberentzündung ist eine Virushepatitis. Als Auslöser kommen klassischerweise die Hepatitisviren A, B, C, D und E infrage.

 2. Alkohol

Alkohol schadet der Leber doppelt: Sie muss diesen zusätzlich zu ihren anderen Aufgaben abbauen.

 3. Zucker- und Fettstoffwechselstörungen bei Übergewicht

Lagert sich zu viel Fett in den Leberzellen ein, steigt das Risiko einer Entzündung.

 4. Medikamente

Bestimmte Arzneimittel, wie manche Antibiotika und Verhütungspillen können bei leberempfindlichen Personen Hepatitis auslösen. Leider weiß man i.d.R. nicht, ob man genetisch bedingt zu empfindlichen Personen gehört.

 5. Autoimmunerkrankungen

In bestimmten Fällen reagiert das Immunsystem gegen körpereigene Substanzen und Lebergewebe und löst eine so genannte Autoimmunhepatitis aus. Glücklicherweise ist diese Erkrankung bei korrekter Diagnose gut behandelbar.