Zentrum verbessert Chancen für erfolgreichen Schulbesuch

In enger Zusammenarbeit mit dem Christlichen Sozialwerk hat die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden ein neues tagesklinisches Angebot aufgebaut. Im Mittelpunkt stehen Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer geistigen oder tiefgreifenden Entwicklungsstörung verschiedenste Probleme haben. Das neue Zentrum für Entwicklungsstörungen nimmt sich den Mädchen und Jungen an, deren Handicaps es ihnen massiv erschweren, den Alltag altersentsprechend zu bewältigen. Brennpunkt ist hier zumeist der Schulbesuch, der bei den Betroffenen aufgrund von Verhaltensproblemen häufig zur Disposition steht. Das Konzept des Zentrums basiert auf der schulisch-therapeutischen Zusammenarbeit der Klink mit der St. Franziskusschule – einem vom Christlichen Sozialwerk (CSW) getragenen Schulzentrum zur Förderung des Lernens. Die dafür eingesetzten pädagogischen Fachkräfte werden in der Startphase durch eine Spende des Rotary Clubs Dresden-Goldener Reiter mitfinanziert. Deshalb überreicht der amtierende Präsident Gilbert Häfner dem CSW-Geschäftsführer Peter Leuwer 10.230 Euro.

Besonders Kindern und Jugendlichen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung in Kombination mit geistigen oder anderweitigen tiefgreifenden Entwicklungsstörungen verhaltensauffällig sind und zudem mit großen Lernschwierigkeiten zu kämpfen haben, fehlt es an qualifizierten Angeboten zur Integration in den Schulalltag. An diesem Punkt setzt das neue Zentrum für Entwicklungsstörungen an. Im Rahmen einer auf etwa zwölf Wochen angelegten tagesklinischen Behandlung werden die Probleme dieser Kinder und Jugendlichen umfassend diagnostiziert und im schulischen Setting eine Behandlung mit dem Ziel einer besseren Alltagsbewältigung initiiert. Dies erfolgt in Teamarbeit mit den pädagogischen Kräften des CSW und den auf Psycho- und Verhaltenstherapie spezialisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Dresdner Uniklinikums. „Nicht nur aus der Sicht der betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien ist die in dem Zentrum etablierte Zusammenarbeit mit dem CSW eine Win-Win-Situation”, sagt Prof. Veit Rößner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie: „Um nachhaltige Lösungen zu finden, reicht es in diesen oft sehr komplexen Fällen nicht aus, ‚nur’ therapeutisch oder ‚nur’ pädagogisch zu agieren. Erst in dem jetzt etablierten Setting, in dem Pädagogen und Therapeuten gemeinsam mit den Betroffenen in alltäglichen Situationen agieren, lässt sich die Basis für nachhaltige Erfolge schaffen.”

„Mit dem neuen Zentrum gelingt es, auch diesen oft sehr verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen einen Weg zu einem erfolgreichen Schulbesuch zu ebnen”, sagt CSW-Geschäftsführer Peter Leuwer: „Die Pädagoginnen und Pädagogen unserer St. Franziskusschule kennen die Problematik aus erster Hand und können so ihre Expertise in die neue Tagesklinik einbringen, die sich in unserer unmittelbaren Nachbarschaft befindet. Das Zentrum ist in Sachsen einmalig, da bisher an keinem Standort die Rahmenbedingungen für eine kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung so pädagogisch angepasst wurden, dass auch Kinder und Jugendliche mit geistiger oder tiefgreifender Entwicklungsstörung von tagesklinischer Behandlung profitieren können.”

Um die Kinder und Jugendlichen optimal versorgen zu können, werden schulisch-therapeutische Maßnahmen individuell erprobt und zugleich die Diagnostik weiter vorangetrieben. Ziel des dreimonatigen tagesklinischen Angebotes ist es, die Betroffenen wieder in ihr gewohntes schulisches Umfeld zu integrieren. Deshalb werden die während des Aufenthalts entwickelten Maßnahmen in der Stammschule selbst erprobt. Hierfür ist im Wochenplan jeweils der Mittwoch vorgesehen. Parallel erfolgt eine individuelle schulisch-therapeutische Beratung. Dabei eruiert das Team des Zentrums, ob die aktuelle Schulform für die Betroffenen geeignet ist und unterstützt gegebenenfalls die Suche nach Alternativen.

Die Einrichtung nimmt unter engmaschiger Einbeziehung der Eltern Kinder und Jugendliche ab etwa dem sechsten bis zum 17. Lebensjahr auf, die durch problematisches Verhalten vor allem in der Schule oder in anderen Alltagsbezügen auffallen. Aufnahmekriterium ist eine geistige und tiefgreifende Entwicklungsstörung oder eine vergleichbare schwere Beeinträchtigung der altersentsprechenden Alltagsausübung. Zur Therapie vorgeschlagen werden die Kinder und Jugendlichen in der Regel durch Ärzte oder Psychotherapeuten, wobei der tagesklinische Aufenthalt in dem neuen Zentrum durch die Krankenkassen finanziert wird. Jeder Behandlungstag muss unter dem Gesichtspunkt der Krankenbehandlung begründet werden. Derzeit ist der Bedarf so hoch, dass das Zentrum voll ausgelastet ist.

Der tagesklinische Aufenthalt beginnt mit einer individuell angelegten, zwei bis vierwöchigen schulisch-therapeutischen Diagnostikphase. Davon profitieren die Kinder und Jugendlichen deren geistige beziehungsweise tiefgreifende Entwicklungsstörung häufig mit einer fehlenden verbalen Ausdrucksmöglichkeit verbunden ist. Deshalb greifen die psychiatrisch-psychologischen Standardverfahren zur Diagnostik nicht. In diesem Rahmen wird ein mehrdimensionales Verständnis des Falls erarbeitet. Im Mittelpunkt steht die Betrachtung des Kindes beziehungsweise des Jugendlichen bezüglich seiner körperlichen, psychischen und erlernten Verhaltensmerkmale sowie die Beziehungen in seinem unmittelbaren Umfeld. Hinzu kommt die Analyse konkreter Bedingungen hinsichtlich sensorischer, sozialer, kommunikativer und alltagspraktischer Anforderungen. Daran schließt sich die Behandlung mit individuellen Wochenzielen an, mit denen es gelingen soll, sich den Hauptzielen anzunähern. Das Vorgehen folgt pädagogischen und therapeutischen Strategien, die unter dem Aspekt der Gleichzeitig- und Gleichsinnigkeit in den Behandlungsalltag integriert werden. Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen dazu anzuleiten, die erlernten für sie günstigen Verhaltensstrategien in ihr konkretes Lebensumfeld zu übernehmen.

Die Spende erhält das Christliche Sozialwerk als Betreiber der in das neue Zentrum integrierten Klinikschule zur Mitfinanzierung einer Lehrerstelle, für die es leider noch immer keine Regelfinanzierung durch das Landesamt für Schule und Bildung gibt. Das CSW hat im Rahmen des Zentrums für Entwicklungsstörungen unter anderem die Aufgabe übernommen, die Patientinnen und Patienten zu beschulen. Diese Klinikschule ist Teil der 1991 gegründeten St. Franziskusschule, eine Ersatzschule in freier Trägerschaft der CSW gGmbh Dresden. Aktuell gibt es am Sitz des Zentrums an der Dornblüthstraße acht tagesklinische Behandlungsplätze. Geplant sind vier weitere Behandlungsplätze für Klein- und Vorschulkinder. Bei diesen Betroffenen stehen die Entwicklungsstörung sowie die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten in der Eltern-Kind-Interaktion im Mittelpunkt. Hier werden die Eltern direkt in die Therapie einbezogen.

 

 

Bildtexte
Kleines Gruppenfoto: Gilbert Häfner, amtierender Präsident des Rotary Clubs Dresden-Goldener Reiter (2. V. l.) überreicht Peter Leuwer, Geschäftsführer der CSW – Christliches Sozialwerk gGmbH, die Spende zur Teilfinanzierung einer pädagogischen Kraft. Rechts im Bild ist Jeannine Ufer vom CSW zu sehen, die als Förderschullehrerin die Kinder und Jugendlichen des Zentrums für Entwicklungsstörungen im Rahmen der tagesklinischen Behandlung unterrichtet. Ganz links im Bild ist Prof. Veit Rößner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie des Dresdner Uniklinikums zu sehen. Foto: Uniklinikum Dresden / Holger Ostermeyer

Großes Gruppenfoto: (v.l.n.r.:) Dr. Katja Albertowski, Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie; Prof. Veit Rößner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie des Dresdner Uniklinikums; Gilbert Häfner, amtierender Präsident des Rotary Clubs Dresden-Goldener Reiter; Peter Leuwer, Geschäftsführer der CSW – Christliches Sozialwerk gGmbH, Sabine Dinse, Fachbereichsleiterin Lernen im CSW und Jeannine Ufer, Förderschullehrerin im CSW. Foto: Uniklinikum Dresden / Holger Ostermeyer

Die Förderschullehrerin Jeannine Ufer vom CSW unterrichtet im Rahmen der tagesklinischen Behandlung die Kinder und Jugendlichen des Zentrums für Entwicklungsstörungen. Foto: Uniklinikum Dresden / Holger Ostermeyer

 

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Zentrum für Entwicklungsstörungen

www.ukdd.de/kjp

CSW-Christliches Sozialwerk gemeinnützige GmbH
Geschäftsführer: Peter Leuwer


Spitzenmedizin für Dresden: Uniklinikum in deutschem Krankenhaus-Ranking unter den TOP 5
Deutschlands größter, im Oktober 2020 zum neunten Mal erschienener Krankenhausvergleich des Nachrichtenmagazins „Focus” bescheinigt dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden (UKD) eine hervorragende Behandlungsqualität. Die Dresdner Hochschulmedizin erreichte in diesem Jahr Platz vier im deutschlandweiten Ranking. Dies ist ein weiterer Beleg für die überdurchschnittliche Qualität der 21 Kliniken des UKD. Eine Vielzahl an Ärzten hatten Kliniken aus ganz Deutschland beurteilt. Hinzu kommen Qualitätsberichte der Kliniken sowie Patientenumfragen der Techniker Krankenkasse.

40 Krankheitsbilder wurden beim Focus-Vergleich für 2021 bewertet. Dabei schaffte es das Dresdner Uniklinikum mit 28 Indikationen in die Auflistung, für 19 Krankheitsbilder bietet das Uniklinikum eine Versorgung in der Spitzengruppe an. Top-Noten gab es für folgende Kliniken: Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Risikogeburten, Brustkrebs, Gynäkologische Krebserkrankungen), Dermatologie (Hautkrebs), Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie (Darmkrebs, Gallenblasen-Operationen), Medizinische Klinik I (Darmkrebs), Neurochirurgie (Hirntumoren), Urologie (Prostatakrebs), Medizinische Klinik III (Diabetes), Psychotherapie und Psychosomatik (Angststörungen, Depression, Psychosomatik), Psychiatrie und Psychotherapie (Depression), Neurologie (Parkinson, Schlaganfall, Multiple Sklerose), UniversitätsCentrum für Orthopädie, Plastische und Unfallchirurgie (Orthopädie, Wirbelsäulenchirurgie, Unfallchirurgie, Plastisch-Rekonstruktive Chirurgie).