Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: Neue Methoden für die Diagnostik empfohlen

Internationale Expertengruppe unter Federführung von Forscher*innen des Nationalen Referenzzentrums für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien (NRZ- TSE) an der Universitätsmedizin Göttingen hat den aktuellen Stand der Forschung zu einer neuartigen Methode zum Nachweis von krankhaft veränderten Eiweißen in Körperflüssigkeiten beurteilt und neue diagnostische Richtlinien empfohlen. Veröf- fentlicht in Lancet Neurology.

(umg) Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) wird wie andere Prionerkrankungen durch krankhaft veränderte Eiweiße (Prion Protein Scrapie, PrPSc) verursacht. Die Erkrankung des Gehirns führt meist innerhalb weniger Monate zum Tod, weil es bisher keine wirksa- me Therapie gibt. Die Diagnostik der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) kann herausfor- dernd sein: Die Symptome der Erkrankung ähneln oft anderen neurodegenerativen oder auch entzündlichen Erkrankungen des Gehirns. Krankhaft veränderte Proteine (PrPSc) in Körperflüssigkeiten nachzuweisen, war jedoch bisher nicht zuverlässig möglich.

Eine Expertengruppe aus Forscher*innen der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und mehreren anderen internationalen Prion-Referenzzentren hat nun den aktuellen Stand der Forschung in der Diagnostik der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) im Rahmen einer wissenschaftlichen Übersichtsarbeit zusammengefasst, beurteilt und neue diagnostische Richtlinien empfohlen. Diese schließen zum ersten Mal eine neue Methode mittels „Real Time Quaking-Induced Conversion (RT-QuIC)“ ein, mit der krankhaft veränderte Eiweiße (PrPSc) bei lebenden Patient*innen nachgewiesen werden können. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Februar 2021 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Lancet Neurology“ veröffentlicht.

Originalveröffentlichung:

Hermann P, Appleby A, Brandel JP, Caughey B, Collins S, Geschwind M, Green A, Haïk S, Kovacs GG, Ladogana A, Llorens F, Mead S, Nishida N, Pal S, Parchi P, Pocchiari M, Satoh K, Zanusso G, Zerr I: Biomarkers and diagnostic guidelines for sporadic Creutz- feldt-Jakob disease: Lancet Neurology (2021). DOI: https://doi.org/10.1016/S1474- 4422(20)30477-4

RT-QuIC in der Diagnostik der CJK

Mit der Methode „Real Time Quaking-Induced Conversion (RT-QuIC)“ können Eiweiße mit bestimmten krankhaften Eigenschaften angereichert werden. So wird auch der Nach- weis kleinster Mengen solcher Eiweiße, z.B. im Nervenwasser, möglich. Die internationa- le Expertengruppe unter Federführung der UMG stellt in ihrer Publikation fest, dass die

RT-QuIC Methode zur Verbesserung der klinischen Diagnostik auch in frühen Stadien von Prionerkrankungen führen wird. Die Creutzfeldt-Jakob Krankheit ist die erste Erkran- kung, bei der diese Methode routinemäßig zum Einsatz kommt. In Deutschland wird die Untersuchung bisher nur durch das Nationale Referenzzentrum für Transmissible Spon- giforme Enzephalopathien (NRZ-TSE) an der UMG angeboten.

„Unsere Studien in den letzten acht Jahren haben bedeutend zur Erforschung der klini- schen Anwendbarkeit der Methode beigetragen“, sagt Prof. Dr. Inga Zerr, Senior-Autorin der Publikation und Leiterin der Prionforschungsgruppe in der Klinik für Neurologie der UMG. Aktuelle Forschungsansätze des NRZ-TSE zur Diagnose der Creutzfeldt-Jakob Krankheit liegen in der Entwicklung bzw. Validierung von Biomarkern in Blut und anderen Körperflüssigkeiten, die schneller und weniger invasiv gewonnen werden können als Nervenwasser. „Es gibt zudem bereits fortgeschrittene Ansätze, solche Protein Amplifica- tion Assays auch bei sogenannten Synucleinopathien, zu denen z.B. der Morbus Parkin- son und die Lewy-Körperchen Demenz gehören, zu etablieren“, sagt Dr. Peter Hermann, Erst-Autor der Publikation vom NRZ-TSE an der UMG.

CJK und andere Prionerkrankungen

Prionerkrankungen sind durch veränderte Eiweiße (PrPSc) hervorgerufene Erkrankungen des Gehirns. Prionerkrankungen führen meist innerhalb weniger Monate zum Tod, da es bisher keine effektive Therapie gibt,. Die häufigste Form ist die CJK. Jedes Jahr sind etwa 150 bis 180 Menschen in Deutschland betroffen. Ähnlich wie andere neurodegene- rative Erkrankungen, z.B. die Alzheimer-Krankheit, tritt die CJK meist sporadisch, d.h. ohne klar nachvollziehbares Verteilungsmuster auf. Außerdem gibt es noch erbliche und „übertragene“ Formen der CJK. Letztere sind die sogenannte iatrogene CJK, die z.B. durch Transplantation von Hirnhaut oder Gabe von humanem Wachstumshormon über- tragen wird, sowie die „neue Variante“ der CJK, die vCJK.

Die vCJK wird durch Übertragung krankhafter Prionen von Rindern (BSE) auf den Men- schen verursacht. Sie trat vor etwa 25 Jahren erstmalig in Großbritannien auf und konnte mit der damals grassierenden BSE-Epidemie unter Rindern in Zusammenhang gebracht werden. In Deutschland hat es bisher keine Fälle von vCJK gegeben. Da jedoch alle Pri- onerkrankungen prinzipiell übertragbar sind, wird die CJK in vielen Ländern mittels soge- nannter „Surveillance Centers“ überwacht.

Nationales Referenzzentrum für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien

Die Prionforschungsgruppe in der Klinik der Neurologie der UMG wurde 2006 zum Natio- nalen Referenzzentrum für Transmissible Spongiforme Enzephalopathien (NRZ-TSE) ernannt. Es hat die Aufgabe, Prionerkrankungen in Deutschland epidemiologisch zu überwachen und zu erforschen, sowie Ärztinnen und Ärzte in Deutschland hinsichtlich Diagnostik, Behandlung und Hygienemaßnahmen zu beraten.

WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Nationales Referenzzentrum für transmissible spongiforme Enzephalopathien (NRZ-TSE) Dr. Peter Hermann
Klinik für Neurologie
www.cjd-goettingen.de

 

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