Dr. Iryna Tybinka, Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, besuchte an der UMG schwer verletzte Soldaten. Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie behandelt seit 2022 regelmäßig verletzte ukrainische Patient*innen. Hauptproblem: Nachsorgestruktur fehlt.

 

Link zur Presseinformation Nr. 057 / 2023 zum Thema "„Die Nachwirkungen der Kriegsverletzungen dauern noch Jahre“
Besuch der ukrainischen Generalkonsulin an der UMG (v.l.): Jens Finke (Vorstand Wirtschaftsführung und Administration UMG), Prof. Dr. Wolfgang Brück, (Sprecher des Vorstandes UMG), Dr. Iryna Tybinka, (Generalkonsulin der Ukraine), Prof. Dr. Lorenz Trümper (Vorstand Krankenversorgung), Prof. Dr. Wolfgang Lehmann (Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie UMG). Foto: umg

 

(umg) Dr. Iryna Tybinka, Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, besuchte am Montag, dem 5. Juni 2023, die Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Sie informierte sich über die Versorgung von schwer verletzten ukrainischen Patient*innen an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der UMG. Begrüßt wurde die Generalkonsulin vom Vorstand der UMG sowie von Prof. Dr. Wolfgang Lehmann, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der UMG.

Tybinka berichtete von der schwierigen Versorgungslage und Überlastung an den ukrainischen Kliniken durch Kriegsopfer und verletzte Soldaten. Die ukrainischen Krankenhäuser seien überfüllt, das wirke sich auch auf die Versogung von normal erkrankten Patient*innen aus. Iryna Tybinka dankte der UMG ausdrücklich für die Aufnahme von schwer verletzten ukrainischen Patient*innen und deren medizinischer Versorgung auf höchstem Niveau. Tybinla suchte im Gespräch mit den UMG Vorstandsmitgliedern Prof. Dr. Wolfgang Brück, Prof. Dr. Lorenz Trümper und Jens Finke sowie dem Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Prof. Wolfgang Lehmann, nach Verbesserungsmöglichkeiten bei der Versorgung und Nachsorge der ukrainischen Patient*innen. Auch in der Ausbildung von medizinischen Fachkräften aus der Ukraine durch deutsche Spezialisten sieht die Gerneralkonsulin Trybinka großen Bedarf.

Prof. Dr. Wolfgang Lehmann berichtete, dass die verletzten Patient*innen aus der Ukraine über die so genannte „Kleeblattstruktur“ des Traumanetzwerkes der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie in ganz Deutschland verteilt werden. Unterstützt wird das Netzwerk von der Bundesregierung und der niedersächsischen Landesregierung. Die Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der UMG übernimmt dabei regelhaft zwei Patient*innen. Wenn diese fertig behandelt sind, können die nächsten Patient*innen kommen. Seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine wurden so an der Klinik für Unfallchirurgie der UMG neun ukrainische Patient*innen aufgenommen und versorgt.

„Es handelt sich hier um schwerste und aufwendig zu versorgende Verletzungen“, so Prof. Lehmann. „Die Patient*innen liegen mehrere Wochen und Monate bei uns. Es herrscht eine hohe Erwartungshaltung an die Medizin in Deutschland. Wir geben unser Bestes. Die Verletzungen sind häufig schwer und brauchen auch hier ihre Zeit für Heilung. Die Nachwirkungen der Kriegsverletzungen werden bei den Patient*innen noch Jahre dauern. Das gilt ganz besonders auch für die Folgeversorgung.“ Alle Patient*innen sind mit Begleitpersonen vor Ort. Das erleichtert den längeren Aufenthalt. Problematisch ist dabei immer die Sprachbarriere. Bei der Verständigung unterstützen könnten die rund 60 ukrainischen Studierenden an der Universität Göttingen oder die in Göttingen aufgenommenen ukrainischen Flüchtlinge, so Tybinka, Auch die Weiterversorgung nach dem Klinikaufenthalt ist oftmals unsicher. Das betrifft die Vermittlung und Aufnahme in Rehabilitationseinrichtungen, in medizinischen Sprechstunden, die Betreuung durch Physiotherapeuten, die Versorgung mit Medikamenten und vor allem die Kostenübernahme. Auch eine psychologische Betreuung der oft traumatisierten Patient*innen ist nicht sicher gestellt. „Die Nachsorge und langfristige Betreuung sind nicht mehr Aufgabe der versorgenden Universitätsklinik, sie sind aber für den Heilungserfolg immens wichtig“, unterstrich Prof. Dr. Lorenz Trümper, Vorstand Krankenversorgung, die Gesamtlage. Hier wünschten sich auch die Generalkonsulin Dr. Tybinka und Klinikdirektor Prof. Lehmann nachhaltige Verbesserungen und Unterstützung von den verantwortlichen Stellen.

Im Anschluss an das Gespräch besuchte Dr. Iryna Tybinka zwei ukrainische Soldaten, die schwere Verletzungen hatten und an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der UMG operiert und versorgt wurden. Der 26-jährige Nikolenko D. hatte einen Schußbruch und Verletzungen durch Granatsplitter an beiden Unterschenkeln, der 28-jährige Yurii Snopko wurde nach einer schweren Explosionsverletzung am rechten Bein nach Rekonstruktion der Weichteile mit einer speziellen Knieprothese versorgt. Beide Patienten liegen bereits seit meherern Wochen an der UMG. „Ich möchte hier ganz ausdrücklich Prof. Lehmann und dem ganzen Team der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie für Ihren außerordentlichen Einsatz bei der Aufnahme der schwerverletzten Patientinnen und Patienten aus der Ukraine danken“, sagte UMG-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Lorenz Trümper. „Die Versorgung ist aufwändig, langwierig und auch belastend. Aber wenn wir der Ukraine und ihren Menschen in diesem Krieg helfen können, machen wir das natürlich.“

Am Ende des Besuchs bot Dr. Iryna Tybinka ihre Vermittlungsbereitschaft und Verknüpfungen in Netzwerken durch das Generalkonsulat der Ukraine in Hamburg an.

 

 

WEITERE INFORMATIONEN

Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stefan Weller
Von-Siebold-Str. 3, 37075 Göttingen
presse.medizin(at)med.uni-goettingen.de

Stefan Weller

Leitung Unternehmenskommunikation,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Pressesprecher

UNIVERSITÄTSMEDIZIN GÖTTINGEN
GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT
Unternehmenskommunikation,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Von-Siebold-Str. 3, 4. Etage, Bauteil A

37075 Göttingen
Briefpost: 37099 Göttingen
www.umg.eu

BE