Rohbauarbeiten für neues Forschungsgebäude Heart & Brain Center Göttingen (HBCG) der Universitätsmedizin Göttingen abgeschlossen.

Richtfest mit Niedersächsischem Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler. Anschließend: Informationsbesuch im Modulgebäude Intensivmedizin.

(umg) Das neue Forschungsgebäude Heart & Brain Center Göttingen der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) hat ein Dach über dem Kopf erhalten. Am Montag feierten rund 40 Bauarbeiter und weitere Gäste unter coronakonformen Bedingungen das Richtfest auf der Baustelle. Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Dr. h.c. Björn Thümler, die Göttinger Landtagsabgeordnete und Präsidentin des niedersächsichen Landtages Dr. Gabriele Andretta, der Landtagsabgeordnete Thomas Ehbrecht sowie Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler und die Baudezernentin der Stadt Göttingen Claudia Baumgartner waren als Gäste zugegen.

Das neue Gebäude HBCG verbindet eine bislang so noch nicht bestehende gemeinsame Forschungsinfrastruktur, um organübergreifende Ursachen von häufigen Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems und des Nervensystems zu erforschen. Ziel ist es, mit dem neuen Gebäude zwei der Forschungsschwerpunkte der Universitätsmedizin Göttingen, Herz-Kreislauf-Medizin und Neurowissenschaften, räumlich zusammenzuführen. Die Baukosten für das neue Forschungsgebäude in Höhe von etwa 38 Millionen Euro tragen das Land Niedersachsen und der Bund.

Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), begrüßte die Gäste: „Die Erforschung von Herz- und Hirnerkrankungen in dem gemeinsamen Forschungsbau hebt die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf ein neues Niveau. Trotz aller Widrigkeiten in der Bauphase, wie die Suche nach möglichen Bomben und Munition und dann noch der Ausbruch der Corona-Pandemie, ist der Bau im Zeit- und Kostenplan. Dafür gebührt unseren Bauleuten, besonders dem Baumanagement der UMG, unser Dank! Auch der Stadt Göttingen, die uns hier unterstützt hat. Jetzt steht die Detailplanung für die künftige Nutzung an.“

In ihren Grußworten betonten die Redner die herausragende Bedeutung des Forschungsansatzes. Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler, sagte: „Es ist mir eine große Freude, wieder nach Göttingen zu kommen. Bisher fehlen die strukturellen Voraussetzungen für systematische interdisziplinäre grundlagenwissenschaftliche und klinische Untersuchungen für die Herz-Kreislauferkrankungen im Zusammenhang von Herz und Hirn. Dieses neue Gebäude wird die Lücke schließen. Es hat eine hohe Relevanz für die Forschung und Früherkennung kardiovaskulärer und neurologischer Zusammenhänge. Es ist ein einzigartiges Gebäude und existiert bisher an keinem anderen Forschungsstandort in Deutschland.“

Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Leitung des Heart & Brain Center Göttingen (HBCG) und Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie sowie Vorsitzender des Herzzentrums der UMG, sagte: „In diesem Gebäude geht es darum, dass die Erkenntnisse möglichst schnell für unsere Patienten in Form von neuen Therapie- und Behandlungsverfahren umgesetzt werden können. Die Wege der klinischen Forschung, die interdisziplinäre wissenschaftliche Aufarbeitung und Therapieentwicklung und schließlich die Einführung von neuen Behandlungsverfahren am Patienten sind mit diesem neuen Gebäude für alle gut nachvollziehbar. 220 Tage Arbeit von 30 Personen aus 5 Nationen in diesem Gebäude. Beton- und Stahlbetonbauer, Maurer, Baugeräteführer, Tiefbaufacharbeiter und Bauwerksabdichter haben hier bei Wind und Wetter 4.800 Kubikmeter Beton und 700 Tonnen Stahl verarbeitet. Ihnen gilt unser Dank! Wir können es kaum noch erwarten, bis wir das Gebäude nächstes Jahr in Betrieb nehmen dürfen“.

Prof. Dr. Mathias Bähr, Leitung HBCG und Direktor der Klinik für Neurologie der UMG, sagte: „Das Richfest für dieses Gebäude symbolisiert einen wichtigen neuen Abschnitt in der Entwicklung der Universitätsmedizin von einer vorwiegend organ-bezogenen hin zu Systemmedizin. Neurologie und Kardiologie bekommen hier in Zukunft die Möglichkeit, gemeinsam völlig neue Wege zu gehen und innovative diagnostische und therapeutische Ansätze gemeinsam zu entwickeln. Wir sind uns sicher, dass unsere gemeinsamen Forschungsinitativen auch im Hinblick auf die kommende Exzellenzinitative durch die interdisziplinäre Forschung unter einem Dach einen erheblichen Schub bekommen werden.“

Nach den Grußworten sprach Polier Marco Welkner den Richtfestspruch für das Gebäude. Danach schlugen Wissenschaftsminister Björn Thümler für das Land Niedersachsen, Prof. Brück für den Bauherrn UMG, Jens Rohland als Projektleiter des Baumanagements für den Neubau HBCG und der Polier Marco Welkner symbolisch die letzten vier Nägel des Rohbaus in einen Holzblock und der Richtkranz wurde auf das Dach des Gebäudes gezogen. Anschließend gab es für die Gäste und die Bauarbeiter coronakonform einen Imbiss als Lunchpaket mit auf den Weg.

INFORMATIONSBESUCH IM MODULGEBÄUDE INTENSIVMEDIZIN Im Anschluss an das Richtfest besuchte Wissenschaftsminister Thümler das Modulgebäude Intensivmedizin (IMG), um sich über den aktuellen Stand der Baumaßnahme zu informieren. Auch hier wurde er von den Göttinger Landtagsabgeordneten Gabriele Andretta, Thomas Ehbrecht sowie von Oberbürgermeister Rolf Köhler begleitet. Thümler liess sich die Vorteile der Modulbauweise erläutern. Auch der Zeit- und Kostenplan des IMG liegt im vorgesehenen Plan. Thümler, die Präsidentin des niedersächsichen Landtags und der Oberbürgermeister zeigten sich beeindruckt vom Fortschritt der Baumaßnahmen. DAS FORSCHUNGSGEBÄUDE HBCG In dem neuen Forschungsgebäude HBCG werden Wissenschaftler*innen der UMG eng vernetzt mit anderen Forschenden am Göttingen Campus und bundesweit arbeiten. In dem Gebäude sollen etwa 100 Personen aus Wissenschaft und Administration tätig sein.

Das geplante HBCG wird ausschließlich durch die UMG getragen. Es etabliert eine wichtige inhaltliche und strukturelle Brücke zwischen der molekularen Grundlagenforschung und der klinischen Anwendung in den Neurowissenschaften und der Kardiologie. Das HBCG hat vier Geschosse und eine Hauptnutzfläche von 3.450 Quadratmetern. Auf etwa 1.000 Quadratmetern dieser Fläche werden 26 Labore untergebracht. Das Raumprogramm für die Forschung umfasst neben biochemischen Laboren Zellkulturlabore, Mikroskopie- und Optiklabore. Dazu kommen 23 Büroarbeitsräume und zwei Konferenzräume. Für die Untersuchung und Behandlung von Patient*innen im Rahmen der Forschungsvorhaben stehen 700 Quadratmeter zur Verfügung. Das Gebäude wird als Stahlbeton-Skelettbau mit Flachdecken erstellt. Im Erdgeschoss wird es einen eigenen Forschungs-MRT geben. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die Forschungsarbeit mit höchstauflösenden Mikroskopen (STED-Mikroskopie). Deshalb sind die Fundamente des neuen Forschungsgebäudes so konzipiert, dass keine störende Schwingungen auftreten können.

Die Kosten für das neue Forschungsgebäude in Höhe von etwa 38 Millionen Euro tragen das Land Niedersachsen und der Bund. Der Bund beteiligt sich mit rund 15,5 Millionen Euro an der Finanzierung, das Land Niedersachsen trägt einen Anteil von rund 22 Millionen Euro. 33,11 Mio. Euro der Gesamtbausumme entfallen auf die Baukosten, 4,82 Mio. Euro auf die Erstausstattung des Gebäudes einschließlich der Großgeräte. Das neue Forschungsgebäude HBCG soll im Herbst 2022 bezugsfertig sein und dann feierlich eröffnet werden. INNOVATIVES KONZEPT FÜR HERZ-UND HIRN-FORSCHUNG Bundesweit einzigartig und innovativ ist das Zusammenwirken der kardiologischen und neurowissenschaftlichen Schwerpunkte, um Krankheitsmechanismen zu verstehen. Zudem können Präventions- und Therapieverfahren entwickelt werden.

Vielfach besteht ein enger Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf- sowie neurologischen und neuromuskulären Erkrankungen. Prominente Beispiele hierfür sind der Schlaganfall durch Embolie bei Vorhofflimmern oder die kognitive Funktionsstörung bei Herzschwäche im Hinblick auf Aufmerksamkeit, Lernfähigkeit, Kurzzeitgedächtnis und Informationsverarbeitung. Die Gründe hierfür sind bislang weitgehend unverstanden. Daneben gibt es aber auch Hinweise auf eine höhere Rate von Herzinfarkten bei Patienten mit einer ParkinsonErkrankung. Die klinische und gesellschaftliche Bedeutung dieser Erkrankungen ist erheblich, insbesondere angesichts der demographischen Entwicklung.

Das HBCG verknüpft die am Göttingen Campus ausgewiesene wissenschaftliche, krankheitsorientierte Expertise in der Neurologie, der Skelettmuskelforschung und der Kardiologie mit der Methodenkompetenz u.a. der Biologie und der molekularen Biowissenschaften, der Bildgebung und Informatik, der Physik, der Pharmakologie und Humangenetik. Im HBCG erfolgen somit erstmalig systematische experimentelle, theoretische und klinische Untersuchungen von Faktoren für Erkrankungen dieser drei Organsysteme. HINTERGRUND Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist die häufigste Krankenhausdiagnose in Deutschland, mit steigender Bedeutung. Derzeit erleiden zirka 1,1 Millionen Europäer jährlich einen Schlaganfall und 1,5 Millionen einen Herzinfarkt. Vielfach besteht ein enger Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf- sowie neurologischen und neuro-muskulären Erkrankungen. Aktuell sind etwa 350.000 und damit rund 40 Prozent aller Todesfälle in Deutschland im Jahr auf Herz-Kreislauf- sowie neurologische und neuro-muskuläre Erkrankungen zurückzuführen. Bei jüngeren Patienten erhöhen sich aktuell die entsprechenden Raten.


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Bild oben: Feierten das Richtfest des neuen Forschungsgebäudes HBCG (v.l.): Prof. Mathias Bähr (Leitung HBCG, Direktor der Klinik für Neurologie UMG), Prof. Wolfgang Brück (Vorstandssprecher UMG), Björn Thümler (nds. Minister für Wissenschaft und Kultur), Jens Rohland (Baumanagement UMG, Projektleitung HBCG), Polier Marco Welkner, Prof. Gerd Hasenfuß (Leiter HBCG und Vorstandsvorsitzender Herzzentrum UMG),. Foto: umg/spförtner

Bilder unten: Richtfest für Forschungsgebäude Heart-and-Brain Center HBCG: Einschalgen der letzten Nägel: (v. l.): Björn Thümler (nds. Minister für Wissenschaft und Kultur), Prof. Wolfgang Brück (Vorstandssprecher UMG), Jens Rohland (Baumanagement UMG, Projektleitung HBCG), Polier Marco Welkner. Foto: umg/spförtner