Online-Beteiligungs-Projekt des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der UMG bezieht die Öffentlichkeit ein in die gesellschaftliche Diskussion über Chancen und Risiken eines digitalisierten Gesundheitssystems. Gefördert als „Zukunftsdiskurs“ durch Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur.

(umg) Das Gesundheitswesen in Deutschland befindet sich im Umbruch. Der Einsatz digitaler Technologien, der Robotik und algorithmischer Verfahren verändert die medizinische Forschung und Versorgung. Welche Chancen und Risiken sich daraus ergeben, soll im Rahmen des Projekts „Unser Gesundheitswesen von morgen: Digitalisierung – Künstliche Intelligenz – Diversität“ in und mit einer breiten Öffentlichkeit in verschiedenen Veranstaltungsformaten diskutiert werden. Die Leitung des Projekts hat Prof. Dr. Silke Schicktanz vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Das Vorhaben wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK)im Rahmen seines Förderprogramms „Zukunftsdiskurse“ über fünfzehn Monate mit knapp 115.000 Euro gefördert.

„Chancen und Risiken der Digitalisierung des Gesundheitswesens sind bereits vielfältig Thema medizinischer, ethischer und gesellschaftstheoretischer Debatten und Forschung“, sagt Prof. Dr. Silke Schicktanz. „Aber es fehlen Diskussions- und Reflexionsforen, die auch der Vielfalt von Ansichten, Werten und Perspektiven von Bürger*innen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen gezielt Rechnung tragen. Information, Dialog und aktiver Austausch mit der Öffentlichkeit sind dafür unentbehrlich“, so Prof. Schicktanz.

Ab Juli 2021 werden eine sechsteilige öffentliche Ringvorlesung und zwei mehrtägige Bürgerforen im Online-Format stattfinden.

In dem Zukunftsdiskurs über „Unser Gesundheitssystems von morgen“ führen die Organisator*innen fachliche und öffentliche Diskussionen methodisch fundiert zusammen. Im Fokus stehen dabei unterschiedliche Auswirkungen von Digitalisierung und der Anwendung von Künstlicher Intelligenz. Aspekte, wie informationelle Selbstbestimmung bei gleichzeitig zunehmendem Datenfluss, eine allgemeine Zugangsgerechtigkeit sowie die Notwendigkeit digitaler Kompetenzen bei Bürger*innen und Patient*innen spielen in dem Diskurs eine wichtige Rolle. Darüber hinaus werden soziale Kriterien, wie Inklusion, Diversitätsorientierung und Partizipation, in die Diskussion eingebunden.

HINTERGRUNDFINFOS Zukunftsdiskurs „Unser Gesundheitssystem von morgen“

Die Erhebung und Verwendung großer Datenmengen im Gesundheitssektor führen ebenso zu neuartigen Herausforderungen wie der Einsatz von Computertechniken, die sich der Künstlichen Intelligenz zuordnen lassen. Sie verändern nachhaltig die professionelle Herangehensweise an medizinische Diagnose, Behandlung und Prävention. Das Ziel ist eine zunehmend personalisierte Gesundheitsversorgung.

Allerdings könnte der Einsatz solcher Technologien auch zu Ungleichbehandlungen oder gar Diskriminierungen verschiedener sozialer Gruppen führen. Dazu gehören beispielsweise Gefahren der Datenverzerrung bei der Erhebung von Gesundheitsdaten. Auch die Benachteiligung bestimmter Gruppen durch die Anwendung von Algorithmen in verschiedenen Einsatzfeldern ist international schon mehrfach nachgewiesen worden. Der Einsatz von Pandemie-Apps muss zwischen Schutz der Privatsphäre und Epidemie-Bekämpfung abwägen. Technische Assistenzsysteme, die älteren Menschen das Verbleiben im eigenen Heim ermöglichen sollen, werfen Fragen nach Überwachung auf.

Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen folgen.

Weitere Informationen: Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der UMG: egmed.uni-goettingen.de

Prof. Dr. Silke Schicktanz, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin: Foto: Vincent Leifer.