DAS AUSLAUFEN DER KOSTENLOSEN BÜRGERTESTS MUSS DURCH EINE TESTSTRATEGIE ERSETZT WERDEN. ZIELGRUPPENBEZOGENE TESTUNGEN FÜHREN ZU EINEM TESTUNGS-FLICKENTEPPICH.

Berlin, den 23.06.2022 – Der Sieben-Punkte-Plan des Bundesgesundheitsministeriums bietet nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) keinen ausreichenden Schutz vor einer fünften Coronavirus-Infektionswelle im Herbst. Zwar begrüße die DGKL das Auslaufen der kostenlosen Bürgertests grundsätzlich. „Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass die fehleranfälligen Schnelltests nicht das Mittel der Wahl sind“, so Prof. Dr. Harald Renz, Präsident der DGKL. „Jetzt aber fehlt es gänzlich an einer Teststrategie.“ Die im Sieben-Punkte-Plan festgeschriebenen Risikogruppen wie Schwangere, Kranke und Pflegebedürftige sollen weiter durch Tests geschützt werden, auch Menschen, die in einem Corona-Hotspot leben oder beispielsweise eine Großveranstaltung besuchen wollen. „Diese Herangehensweise wird zu einem Testungs-Flickenteppich führen und wir rennen einer neuen Virus-Mutante buchstäblich hinterher,“ fürchtet Renz. „Jedes Bundesland wird diese Tests der jeweiligen Risikogruppen anders auslegen und anders umsetzen.“

„Deutschland testet zu wenig und zu unsystematisch. Dabei ist die fortlaufende Beobachtung des Infektionsgeschehens die schnellste und wirksamste Methode auf das Virus zu reagieren“, erklärt Harald Renz. Das Testen nun zu begrenzen, sei genau der falsche Weg. Der richtige Weg wäre vielmehr, mit den richtigen Testinstrumenten in die Breite zu gehen und dabei diejenigen zu identifizieren, die positiv sind. Nur mit Testen könne es gelingen, die Ausbreitung des Infektionsgeschehens bei einer neuen heranrückenden Welle in den Griff zu bekommen, so Renz. „Über die passenden Instrumente verfügen wir – beispielsweise automatisierte Antigen-Schnelltests. Diese reichen von ihrer diagnostischen Wertigkeit an PCR-Tests heran und sind sogar noch preisgünstiger und schneller. Leider müssen wir nach wie vor feststellen, dass diese vielversprechende Testmöglichkeit in der Teststrategie der Bundesregierung bisher nicht bedacht wird.“ 

Auch für den bevorstehenden Herbst hätte sich nichts daran geändert, dass die Bewältigung der Pandemie auf den drei Säulen Hygienemaßnahmen, Testen und Impfen beruht. Die DGKL unterstütze jegliche Kampagnen, die darauf zielen, die Bevölkerung zur Durchführung von Hygiene-Maßnahmen zu motivieren, insbesondere im öffentlichen Raum. Renz fordert jedoch, das Augenmerk bei einer Corona-Herbststrategie stärker auf die Testungen zu legen. “Diesen Bereich haben wir in der Hand und können ihn steuern“, so der Labormediziner. Impfunwillige für eine Impfung zu motivieren, daran hätten sich bereits mehrere Bundesregierungen die Zähne ausgebissen.

 

DGKL-Geschäftsstelle