CORONA-TESTVERORDNUNG: EINSCHRÄNKUNGEN BEI DER PCR-TEST-INANSPRUCHNAHME GERECHTFERTIGT

ALTERNATIVE TESTSTRATEGIEN KOMMEN ZU WENIG ZUM EINSATZ. FLÄCHENDECKENDE EINFÜHRUNG VON POOL-TESTUNGEN, ANTIGEN-NACHWEISE IM ABWASSER UND VERMEHRTES SEQUENZIEREN FEHLEN BISLANG ALS BAUSTEINE EINER UMFASSENDEN PANDEMIEBEKÄMPFUNG.

Berlin, den 11.02.2022 – „Der zielgerichtete Einsatz von PCR-Tests ist eine überfällige Maßnahme in der Pandemiebekämpfung“, so Prof. Dr. Harald Renz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin. “Der Verzicht auf den Warnhinweis der App als Veranlassung für eine hochkomplexe und teure diagnostische Leistung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn PCR-Tests allgemeinhin als Goldstandard gelten, gibt es noch viele weitere wirksame und auch kostengünstigere Testinstrumente, die in der Pandemiebekämpfung bislang viel zu wenig berücksichtigt wurden.“

Ein positiver Antigen-Test aus einem Testzentrum für eine diagnostische Absicherung durch einen PCR-Test, wie in der neuen Corona-Testverordnung vorgesehen, werde uns allerdings wieder die langen Schlangen vom Anfang der Pandemie bescheren. Hier solle besser mit der qualitätsgesicherten Infrastruktur von Hochdurchsatzgeräten in wissenschaftlichen und zertifizierten Laboratorien gearbeitet werden, so Prof. Dr. Harald Renz. „Unser Nachbar Österreich zeigt, wie man kreative Strategien in den Laboratorien aufbaut.“

Beispiel Freitestung von Infizierten: Diese können durch tägliche Antigen-Schnelltests den Genesungsstatus abfragen. Zeigt der Antigen-Schnelltest ein negatives Ergebnis wird dies durch einen PCR-Test validiert. Weist der PCR-Test ebenfalls ein negatives Ergebnis aus, kann die Quarantäne aufgehoben werden – es bedarf keiner strikten Vorgabe von Quarantänezeiten.

Beispiel regelmäßige Testungen in lebensweltlich relevanten Settings: Regelmäßige Tests für Beschäftigte in der kritischen Infrastruktur, am Arbeitsplatz, in den Universitäten, Schulen und Kitas, mindestens einmal pro Woche während einer Welle mit hohen Inzidenzen, liefern, kombiniert mit Pool-Testungen, eine stabile Lageeinschätzung des Infektionsgeschehens. Diese Tests sind hochzu fahren, wenn beispielsweise das Ferienende naht, oder Arbeitnehmer nach der Urlaubszeit wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Die Vorsorge für den Spätsommer und den Herbst muss jetzt geplant werden.

Beispiel Etablierung von Pool-Testungen: Bei den Pool-Tests werden mehrere Proben zusammen getestet. Nur wenn der Pool positiv ausfällt, werden die jeweiligen Proben ein weiteres Mal und einzeln untersucht, um festzustellen, wer genau positiv ist. Der Nachteil: Pool-Tests erfordern einen hohen logistischen und dokumentarischen Aufwand bei einer eventuellen Rückverfolgung. Demgegenüber steht ein kontrollierter Einsatz der kostspieligen PCR-Tests sowie eine gute Dokumentation der Ergebnisse und ein effektiver schonender Ressourceneinsatz.

Beispiel verstärkte Sequenzierung: Deutschland sequenziert im Vergleich zu anderen Staaten wie beispielsweise Dänemark viel zu wenig. Um ausbreitenden Mutanten sicherer und schneller zu erkennen, ist gerade eine höhere Sequenzierungsquote unerlässlich, wenn es nach der Omikron-Welle zu weiteren Infektionen kommt.

Beispiel Abwasseruntersuchungen: Eine regelmäßige Überwachung und Untersuchung des Abwassers nach Virusgenomen könnte frühzeitig zuverlässig und schneller Erkenntnisse zu lokalen und regionalen Infektionsausbrüchen liefern.

„Wir haben eine Vielzahl an Instrumenten zur Verfügung, um das Infektionsgeschehen im Blick zu behalten und gleichzeitig Freiheitsrechte des Einzelnen zu wahren. In der Pandemiebekämpfung sind das Impfen und das Testen zwei Seiten einer Medaille. Wir müssen beim Testen kreativer werden und neue Wege gehen“, so Prof. Dr. med. Harald Renz.

 

 


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