Letzter Hebammen-Jahrgang nach alter Schule am bzg Rems-Murr / Was die frisch examinierte Hebamme und Zwillingsmutter Ann-Kathrin Fischer am Job im Kreißsaal liebt

Winnenden / Schorndorf. Ann-Kathrin Fischer ist 40 Jahre alt und Spätberufene am Säugling in doppelter Hinsicht. Eigentlich sogar in dreifacher. Die frisch am Bildungszentrum für Gesundheitsberufe Rems-Murr (bzg) examinierte Hebamme arbeitet seit Oktober fest angestellt im Kreißsaal des Winnender Rems-Murr-Klinikums – nachdem sie auf dem zweiten Bildungsweg ihre Ausbildung absolviert und zwischendurch gänzlich unerwartet, aber heiß ersehnt, selbst zwei Kinder geboren hat. Auf einen Streich. Zwillinge.

Mit dieser turbulenten Vita ist Ann-Kathrin Fischer, Typ: einfühlsam, strahlend, strotzend vor Energie, ein bisschen exotisch in der Riege der 22 am bzg examinierten Hebammen, die im Herbst erfolgreich ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Nicht nur sie, ihr ganzer Jahrgang 2022 wird Schulleiterin Gabriele Schwarzer im Gedächtnis bleiben: „Mit ihm endet unsere Hebammenschule am bzg. Künftig absolvieren angehende Hebammen ein Studium. Unser Ausbildungsgang zum Pflegefachmann/-frau bleibt natürlich erhalten; darin haben 17 Absolventinnen und Absolventen des alten Ausbildungsweges der Gesundheits- und Krankenpflege ihr Examen erfolgreich abgelegt, davon 13 für das RMK und vier für das ZfP.“

Alle Auszubildenden profitieren von der engen Kooperation zwischen dem bzg, den Rems-Murr-Kliniken in Winnenden und Schorndorf sowie dem Klinikum Schloss Winnenden. Das gilt für die angehenden Pflegefachmänner und -frauen, und es galt auch für die Hebammen, die in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Rems-Murr-Klinikum ihre praktischen Handgriffe gelernt haben. Auch Ann-Kathrin Fischer kennt seit dem Start ihrer Ausbildung 2017 jeden Winkel, jedes Bett und jede Badewanne der Winnender Geburtsstation, und sie weiß im Schlaf, in welcher Kreißsaal-Schublade sie nach Wollmützchen oder Windeln für die Neugeborenen suchen muss.

Was hat Sie an der Hebammenausbildung gereizt, Frau Fischer?

Als ich 2017 damit anfing, war ich 35 Jahre alt, in einer Kommunikationsagentur als Mediengestalterin tätig und als gebürtige Norddeutsche hier im deutschen Süden gut angekommen. Ich war ledig und glücklich liiert, allerdings war recht klar, dass wir gemeinsam keine Kinder haben würden. Dabei hat mich das Thema Geburt schon immer wahnsinnig interessiert, und ich habe öfters überlegt, wie mein Leben als Hebamme geworden wäre. So machte ich ein Praktikum bei einer freiberuflichen Hebamme. Als ich erfuhr, dass das bzg eine Hebammenschule eröffnet, habe ich mich einfach beworben. Vielleicht etwas überstürzt, aber wenn nicht jetzt, dann nie.

Traum und Realität im Hebammenberuf: Worauf freuen Sie sich, wovor haben Sie Respekt?

Hebamme zu sein, ist sehr abwechslungsreich, intensiv, verantwortungsvoll und erfüllend. In jedem Beruf gibt es fordernde Zeiten, aber die innere Haltung lässt uns durchhalten. Als Hebamme ist man so nah am Wunder Leben und wird immer wieder daran erinnert, was wirklich wichtig ist.

Das Wunder Leben haben Sie dann hautnah persönlich erfahren…

Ich habe 2019, frisch getrennt von meinem Partner, mitten in der Ausbildung erfahren, dass ich Zwillinge bekomme – von meinem späteren Ehemann, den ich während eines zwölfwöchigen externen Pflichtpraktikums in Bremen kennenlernen durfte. Ich war ziemlich überrascht, aber unendlich dankbar für diese drei Geschenke. Meine drei haben mir die Kraft gegeben, die Ausbildung zu schaffen, und wir vier sind ein perfektes Team. Natürlich war da noch die beste aller Tagesmütter, die uns viel unterstützt hat, ebenso wie die Oma aus Franken, die mit ihren 80 Jahren immer wieder tatkräftig hilft.

Welche Unterstützung haben Sie seitens der Schule erfahren?

Ich habe zwei Jahre Elternzeit beantragt, und es war kein Problem, die Ausbildung zu pausieren. So richtig hat wohl niemand damit gerechnet, dass ich 2021 von Bremen zurück nach Winnenden komme, um die Ausbildung am bzg abzuschließen. Aber mein Wunsch war umso stärker geworden, mit meiner eigenen Erfahrung der Schwangerschaft und der frühen Geburt meiner Zwillinge den Weg als Hebamme zu gehen. Die Personalabteilung des Rems-Murr-Klinikums hat uns eine sehr moderne, möblierte 3-Zimmer-Wohnung zur Verfügung gestellt, direkt neben der Klinik. Ich habe meinen Mann überredet, und er hat sich auf den Umzug eingelassen, denn als Programmierer ist er bei Wohn- und Arbeitsort flexibel. Meine neue Schulklasse hat mich sehr herzlich empfangen und mich beim Neustart unterstützt.

Im Oktober ging es dann nahtlos weiter im Kreißsaal-Alltag…

Ja, ich wurde am Rems-Murr-Klinikum Winnenden übernommen und arbeite vorerst sehr gerne weiterhin hier in gewohnter Umgebung. Man kam mir zum Glück sehr entgegen hinsichtlich meiner Teilzeitwünsche, deshalb arbeite ich nun mit 70 Prozent. Und freue mich sehr darauf, weiterhin Familien dabei zu begleiten beim Start in ihr neues Leben. Was gibt es Schöneres.

Hier werden künftig Hebammen für die Rems-Murr-Kliniken ausgebildet  

Claudia Bauer-Rabe, Klinikleiterin des Rems-Murr-Klinikums Winnenden und Geschäftsführerin des bzg, bedauert ebenso wie Schulleiterin Gabriele Schwarzer, dass die bzg-Hebammenschule aufgrund der neuen Ausbildungsordnung Ende September schließen musste. „Es sind nur wenige Hochschulen in Baden-Württemberg für das neue Hebammenstudium anerkannt: meines Wissens die vier Unikliniken und zwei DHBW-Standorte“, so Bauer-Rabe, die sich rechtzeitig nach neuen Kooperationspartnern umgeschaut hat, damit der Hebammennachwuchs für die Rems-Murr-Kliniken auch künftig gesichert ist.

„Wir kooperieren bereits seit einem Jahr mit der DHBW Stuttgart. Dazu stellen wir jährlich zehn Studienplätze zur Verfügung, wählen unsere eigenen Studierenden als Angestellte der Rems-Murr-Kliniken aus und bieten im dualen Studium weiterhin die Praxiseinsätze bei uns in den eigenen Kliniken und bei Kooperationspartnern in Hebammenpraxen an. 2023 kommen voraussichtlich weitere Hebammenstudienplätze in Kooperation mit der Uniklinik Tübingen hinzu“, sagt Klinikleiterin Bauer-Rabe. Sie freut sich mit Schulleiterin Schwarzer darüber, dass das Lehrhebammenteam vom bzg für die Ausbildungskoordination und die akademisierte Praxisanleitung in die RMK übernommen werden konnte. „Wir bilden also weiterhin auf hohem Niveau in Theorie und Praxis unseren eigenen Hebammennachwuchs für die Kliniken aus.“

Informationen zu den Ausbildungsgängen, die Rems-Murr-Kliniken und Bildungszentrum für Gesundheitsberufe bzg gemeinsam anbieten, finden Sie auf der Webseite https://www.bzg-rm.de/

 

Ann-Kathrin Fischer im Kreißsaal des Rems-Murr-Klinikums Winnenden: erst Mediengestalterin, jetzt Zwillingsmama und Hebamme. Foto: © RMK

Weitere Informationen zu den Rems-Murr-Kliniken gibt es im Internet auf www.rems-murr-kliniken.de und auf dem eigenen Youtube-Kanal. Dort finden sich spannende Videos zu den modernen Behandlungsmethoden an beiden Klinikstandorten.

Christine Felsinger

Rems-Murr-Kliniken gGmbH
Christine Felsinger M.A.
Unternehmenskommunikation
Am Jakobsweg 1
71364 Winnenden

www.rems-murr-kliniken.de