Neue Erkenntnisse zu Akne und Autoimmunerkrankungen der Haut

Das Lübecker Institut für Experimentelle Dermatologie (LIED) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, und der Universität zu Lübeck hat zwei Studien publiziert, die auf dem Datenpool des Forschungsnetzwerks TriNetX beruhen, der Millionen anonymisierter Datensätze aus Gesundheitseinrichtungen aus der ganzen Welt umfasst. Die seit vergangenem Jahr bestehende Teilnahme des UKSH an TriNetX zeigt damit erste Erfolge. Die Studien, die in renommierten Journalen veröffentlicht wurden, liefern Erkenntnisse für die Versorgung von Patientinnen und Patienten, die an Akne oder schweren Autoimmunerkrankungen der Haut leiden. Federführend bei den Forschungsarbeiten war Prof. Dr. Ralf Ludwig, Direktor des LIED und Oberarzt der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Campus Lübeck. Die Arbeiten erfolgten in enger Kooperation mit dem Exzellenzzentrum für Entzündungsmedizin unter Leitung von Prof. Dr. Diamant Thaci und PD Dr. Khalaf Kridin (Bar-Ilan-Universität, Israel).

Therapiesicherheit bei Akne

Im Fokus der im Journal of the American Academy of Dermatology veröffentlichten Arbeit steht der häufig gegen schwere Akne eingesetzte Wirkstoff Isotretinoin. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es Hinweise darauf, dass Isotretinoin das Risiko für psychiatrische Erkrankungen erhöht. Aufgrund fehlender Studien wurde das Thema jedoch kontrovers diskutiert. Für die Arbeit wurden die Daten von 151.416 Patientinnen und Patienten mit schwerer Akne verglichen, die jeweils zur Hälfte mit Isotretinoin und zur Hälfte mit Antibiotika behandelt wurden. Die Analyse der Häufigkeit von neun verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen zeigte – anders als befürchtet – ein generell verringertes Risiko unter anderem für Depressionen, Angstzustände und Schizophrenie unter Isotretinoin-Behandlung, verglichen mit der Kontrollgruppe, die mit Antibiotika behandelt wurde. Somit konnte gezeigt werden, dass Isotretinoin hinsichtlich psychiatrischer Erkrankungen eine sichere Alternative zur Therapie der mittelschweren bis schweren Akne darstellt.

Sterblichkeitsrisiko achtfach erhöht

In der im Journal of the European Academy of Dermatology and Venerology veröffentlichten Studie wurde untersucht, wie hoch das Sterblichkeitsrisiko bei seltenen, chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen ist, bei denen sich Antikörper gegen Strukturen der Haut und/oder der Schleimhäute richten. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankungen war dies bislang nur unzureichend möglich, da nicht entsprechend große Kohorten untersucht werden konnten. Die hohe Anzahl an Datensätzen in TriNetX erlaubt nun die Bildung genau dieser Kohorten. Zur Bestimmung der Sterblichkeit bei seltenen, chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen verglichen die Forschenden Daten von über 50.000 Patientinnen und Patienten mit jeweils einer von insgesamt acht verschiedenen Formen dieser Erkrankungsgruppe mit einer gleich großen Kontrollgruppe. Das Sterblichkeitsrisiko war bei fast allen Formen erhöht, bei einer der Erkrankungen (paraneoplastischer Pemphigus) um das Achtfache. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Versorgung und Therapie von Patientinnen und Patienten mit diesen seltenen Hauterkrankungen weiter unzureichend ist und dass dringend neue Therapieansätze benötigt werden“, sagt Prof. Ludwig.

Chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankungen der Haut sind der wissenschaftliche und klinische Schwerpunkt der an der Studie beteiligten Institute sowie der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Campus Lübeck.

Über TriNetX

TriNetX bringt weltweit Kliniken und Gesundheitsorganisationen mit Pharmaunternehmen zusammen, um Kooperationen für klinische Studien anzubahnen. Die teilnehmenden Kliniken stellen anonymisierte, patientenbezogene Daten für Auswertungen zur Verfügung. Diese Auswertungen, die keinen Rückschluss auf einzelne Erkrankte zulassen, sind für Gesundheitsorganisationen und Pharmaunternehmen mittels eines Online-Portals einsehbar.

Der Datenpool des Netzwerks bietet Forschenden und wissenschaftlich arbeitenden Ärztinnen und Ärzten der teilnehmenden Kliniken umfangreiche Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten für eigene Untersuchungen und Publikationen. Derzeit ermöglicht er den Zugriff auf anonymisierte Daten von rund 180 Millionen Patientinnen und Patienten weltweit. Gerade bei seltenen Erkrankungen können anhand dieser Daten Erkenntnisse gewonnen werden, die die Patientenversorgung entscheidend verbessern.

Publikationen

Khalaf Kridin; Ralf J. Ludwig, Isotretinoin and the risk of psychiatric disturbances – A global study shedding new light on a debatable story, Journal of the American Academy of Dermatology, doi: 10.1016/j.jaad.2022.10.031. Online ahead of print.

Katharina Boch; Henner Zirpel; Diamant Thaci; Noor Mruwat; Detlef Zillikens; Ralf J. Ludwig; Khalaf Kridin, Mortality in eight autoimmune bullous diseases: A global large-scale retrospective cohort study, Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, doi: 10.1111/jdv.18700. Online ahead of print.


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