Prof. Dr. rer. nat. Frank-André Siebert, Leiter der Abteilung Medizinische Physik an der Klinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, ist zum Vorsitzenden des GEC-ESTRO-Komitees gewählt worden. In dieser neuen Funktion wird Prof. Siebert, der auch Professor an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ist, bei der European Society for Radiotherapy and Oncology (ESTRO) den Fachbereich Brachytherapie verantworten.

„Ich freue mich sehr über meine Wahl“, sagt Prof. Siebert, „es ist eine besondere Ehre zum Vorsitzenden des GEC-ESTRO Komitees ernannt zu werden. Dass ein Medizinphysiker in den Vorsitz gewählt wurde, zeigt den hohen Stellenwert, den die Medizinphysik in der Brachytherapie genießt. In der Brachytherapie arbeiten wir sehr interdisziplinär. Es stehen oft mehrere Fachdisziplinen wie Strahlentherapeuten, Medizinphysiker, Urologen, Gynäkologen, etc. am Patienten und können ihre Expertise direkt einbringen.“

„Die Wahl von Prof. Siebert an die Spitze dieses wichtigen Gremiums ist eine große Ehre und Bestätigung der herausragenden Arbeit, welche die Medizinische Physik an unserer Klinik seit Jahren leistet“, sagt Prof. Dr. Jürgen Dunst, Direktor der Klinik für Strahlentherapie. „Von der hohen Expertise und der internationalen Vernetzung profitieren auch unsere Patientinnen und Patienten, indem wir die neuesten Erkenntnisse direkt in die Therapie einfließen lassen.“

Bei der Brachytherapie handelt es sich um eine besondere Form der Strahlentherapie, bei der Tumoren mit Hilfe einer radioaktiven Strahlenquelle aus „kurzer Entfernung“, also direkt auf der Körperoberfläche, im Gewebe oder in Körperhöhlen, bestrahlt werden können. Die dabei abgegebene Strahlung zeichnet sich durch einen steilen Dosisabfall zur Umgebung aus. Dadurch können auf einer Distanz von 1,5 bis 2 Zentimetern von der Strahlenquelle hohe, sicher tumorvernichtende Dosen bei gleichzeitiger Schonung des umgebenden gesunden Gewebes oder der Organe erzielt werden.

„Vom physikalischen Standpunkt aus gesehen besitzt die Brachytherapie eine einzigartige Dosis-Charakteristik, die durch den steilen Dosisgradient sehr hohe Dosen im Zielgebiet ermöglicht“, erklärt Prof. Siebert, „in Kombination mit modernster Bildgebung und biologischer Bestrahlungsplanung kann den Patientinnen und Patienten mit der Brachytherapie eine optimale Therapie bei vielen lokal begrenzten Tumoren ermöglicht werden.“

Die Brachytherapie hat in Kiel eine lange Historie, so wurde beispielweise in den 1980er-Jahren in Kiel weltweit erstmals eine sonographisch-gestützte High-dose-rate (HDR) Afterloading-Boosttherapie bei der Prostata durchgeführt, Kiel nahm in Deutschland das erste Pulsed-dose-rate (PDR) Afterloading-Gerät in Patientenbetrieb und 1999 wurden hier erstmals in Europa Palladium-Seeds in die Prostata implantiert. „2003 konnten wir die erste sonografische Realtime-Planung in Europa bei der HDR-Prostata Brachytherapie durchführen. Durch die in Kiel traditionell starke Medizinphysik wurde in unserer Klinik eines der weltweit ersten 3D-Bestrahlungsplanungssysteme für die Brachytherapie entwickelt“, sagt der Medizinphysiker und ergänzt:

„In meiner Amtszeit als GEC-ESTRO Vorsitzender, die automatisch auf die zweijährige Periode als chair-elect folgt, werde ich versuchen, die Brachytherapie in ganz Europa voranzubringen und weiter zu stärken. Dazu möchte ich die Kooperationen mit anderen internationalen Fachgesellschaften vertiefen und einen Fokus auf die Ausbildung von Ärzten und Medizinphysikern in der Brachytherapie legen. Zudem glaube ich, dass sich die Brachytherapie mit ihren hervorragenden Dosiseigenschaften noch häufiger als es bislang praktiziert wird mit anderen Therapien kombinieren lässt.“

Die GEC-ESTRO entstand 1990 aus dem Zusammenschluss der Groupe Européen de Curiethérapie (GEC) und der European SocieTy for Radiotherapy & Oncology (ESTRO). Ziel des Zusammenschlusses war und ist es, den Einfluss der Brachytherapie in Europa zu stärken und die administrativen Aspekte der Ausbildung, Zusammenarbeit und Forschung in der Brachytherapie zu verbessern. Der GEC-ESTRO-Ausschuss beaufsichtigt und koordiniert regelmäßig alle Aktivitäten der GEC-ESTRO, insbesondere in den Bereichen Forschung und Entwicklung, wissenschaftliche Publikationen sowie Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger für den Iridium 192-Award und die Marie Curie-Medaille.

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