Kiel/Lübeck, 2. Februar 2022

UCCSH-Vorstand zum Weltkrebstag: So kann es gelingen, Versorgungslücken zu schließen

Der Weltkrebstag am Freitag, 4. Februar 2022, steht unter dem Motto „Versorgungslücken schließen“. Im Interview erläutert der Vorstand des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH), Prof. Dr. Claudia Baldus, Prof. Dr. Anne Letsch und Prof. Dr. Nikolas von Bubnoff, welche Lücken bei der Versorgung von Menschen mit Krebserkrankungen existieren, wie individualisierte Therapien zur besseren Versorgung beitragen und welche Herausforderungen die Pandemie mit sich bringt.

In der Pandemie gehen weniger Menschen zur Krebsvorsorge. Gibt es ein Versorgungsdefizit durch Corona?

Prof. Baldus: Wir sehen diese Gefahr mit großer Sorge, umso wichtiger ist es in der Bevölkerung das Vertrauen in Arztpraxen und Ambulanzen als sichere Orte zu stärken und immer wieder den Nutzen der wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen z.B.  für Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Darmkrebs, Hautkrebs und Prostatakrebs zu verdeutlichen – damit wir Krebs früh erkennen und besser behandeln können.

Es gibt Ängste bei einigen Menschen, dass Corona-Impfungen Krebs auslösen können. Sind diese Sorgen berechtigt?

Prof. Baldus: Es gibt überhaupt keine Hinweise, dass die Corona-Impfstoffe wie auch andere Impfungen irgendeinen Einfluss auf die Entstehung von bösartigen Krebserkrankungen haben. Nach weltweit Milliarden Impfungen wissen wir, dass die derzeit in Deutschland zugelassenen Impfstoffe sehr sicher und sehr effektiv in der Bekämpfung der Pandemie sind. Es gibt also keinen Grund zur Sorge – im Gegenteil setzen wir große Hoffnungen in eben diese mRNA-Impfstoffentwicklung als Innovation für die Krebstherapie. Schon jetzt ist absehbar, dass Erfahrungen der Corona-Impfungen in die Entwicklung von Krebsmedikamenten einfließen und beispielsweise die Firma Biontech ihre eigentliche Intention – nämlich Krebsmedikamente zu entwickeln – nun mit mehr Power verfolgen kann.

Sehen Sie Lücken bei der Versorgung von Menschen mit Krebserkrankungen?

Prof. Letsch: Genau da setzt das Motto des Weltkrebstages an – Close the care gap – auf Deutsch Versorgungslücken schließen. Das bedeutet eine exzellente Krebsversorgung für alle, unabhängig von Einkommen, Ausbildung, geographischem Standort, Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Alter, Behinderung, Lebensstil oder andere Benachteiligungen.

Was kann das UCCSH dafür tun?

Prof. Letsch: Als Universitäres Cancer Center Schleswig-Holstein ist es unser Ziel, Krebs effektiver zu verhindern, früher zu entdecken und besser zu behandeln. Das gelingt mit einem großen Expertenteam, um bestmögliche Diagnostik, innovative moderne Therapien und umfassende unterstützende Angebote für alle Menschen in Schleswig-Holstein zugänglich zu machen.

Ein häufiges Schlagwort ist die individualisierte Krebstherapie. Wie funktioniert das und können Sie damit Versorgungslücken schließen?

Prof. von Bubnoff: Wir müssen die Behandlungsstrategie von Krebserkrankungen natürlich immer individuell an unsere Patientinnen und Patienten anpassen, d.h. an die Art der Krebserkrankung, das Ausbreitungsstadium, aber auch an das Alter und Begleiterkrankungen. Das Schlagwort individuelle oder personalisierte Krebstherapie meint aber eigentlich etwas anderes: Es gelingt uns immer häufiger, in den Tumorzellen genetische Veränderungen zu finden, die uns einen Hinweis auf den verwundbaren Punkt einer Tumorerkrankung geben, den wir dann durch eine zielgerichtete Therapie angreifen können. Das ist eine ganz wichtige Strategie, die wir am UCCSH verfolgen für Patientinnen und Patienten, bei denen die Standardtherapie – wir sagen auch die Leitlinien gerechte Therapie – keine Wirkung hat, und bei Menschen mit seltenen Tumorerkrankungen.

Wie lässt sich die Versorgung von Krebspatientinnen und Krebspatienten in der Fläche verbessern?

Prof. von Bubnoff: Wir möchten alle Patientinnen und Patienten mit den besten verfügbaren Therapien erreichen und eine heimatnahe onkologische Versorgung auf höchstem Niveau sicherstellen. Hierzu baut das UCCSH ein Netzwerk mit zahlreichen Krankenhäusern, Praxen und Patientenorganisationen in Schleswig-Holstein auf. Dabei setzen wir auf gemeinsame Therapiestandards, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Möglichkeit von überall einen Zugang zu der bestmöglichen Versorgung zu bekommen. Und Versorgung meint hier nicht nur Therapie, sondern auch Vorsorge, Früherkennung, Nachsorge und wichtige Begleitangebote wie psychologische Unterstützung, Sport und Ernährung.

Stichwort Vorsorge: Ein möglicher Ansatz wäre, Krebs effektiver zu verhindern. Kann man tatsächlich Krebs vorbeugen?

Prof. Letsch: Ja, zumindest wissen wir dies für einige Krebsarten. Als wissenschaftlich gesichert können wir folgende zehn Tipps für ein gesundes Leben empfehlen: viel bewegen, gesund ernähren, ein normales Körpergewicht halten, wenig Alkohol konsumieren, rauchfrei leben, UV-Schutz verwenden, krebserregende Stoffe meiden. Speziell für Frauen gilt: Stillen verringert das Brustkrebsrisiko. Außerdem sollten Frauen Hormontherapien nur in gut begründeten Fällen anwenden. Für alle gilt außerdem: Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen.

Das Universitäre Cancer Center Schleswig-Holstein (UCCSH):
Das UCCSH ist der Zusammenschluss aller onkologisch tätigen Einrichtungen des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein mit den Standorten in Kiel und Lübeck. Als führendes überregionales Krebszentrum in Schleswig-Holstein und darüber hinaus, bietet es für Patientinnen und Patienten mit bösartigen Tumorerkrankungen eine interdisziplinäre Versorgung auf höchstem Niveau unter Einbeziehung neuester onkologischer Forschungsergebnisse und der Möglichkeit zur Teilnahme an klinischen Studien aller Entwicklungsphasen. In enger Zusammenarbeit mit seinen Kooperationspartnern gewährleistet das Krebszentrum eine leitliniengerechte Behandlung und gestaltet Projekte im Bereich Prävention und Forschung.

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Für Rückfragen von Journalistinnen und Journalisten stehen zur Verfügung:

Klinik für Innere Medizin II, Campus Kiel
Prof. Dr. Claudia Baldus, Direktorin

Prof. Dr. Anne Letsch, Leitung Onkologisches Zentrum Campus Kiel

Klinik für Hämatologie und Onkologie, Campus Lübeck
Prof. Dr. Nikolas Christian Cornelius von Bubnoff, Direktor


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