Einmal Kunstherz und zurück – Spitzenmedizin am Herzzentrum Siegburg

Markus T. steht seit 58 Jahren fest im Leben. Nie hätte er damit gerechnet, dass bei ihm der Einsatz eines Kunstherzes (LVAD) erforderlich sein würde. Noch weniger hätte er gedacht, dass sein Herz so stark sein würde, dass es den Einsatz des LVAD schließlich überflüssig macht.

Der begeisterte Motorradfahrer wusste zwar um leichte kardiale Vorerkrankungen, hätte aber nie damit gerechnet, dass er plötzlich zum akuten kardialen Notfall werden sollte. An einem Mittwoch vor einem Jahr machte sich der gelernte Bankkaufmann gerade auf den Weg in sein Büro im Erdgeschoss, als er plötzlich leblos zusammenbrach. Die Diagnose: Akuter Herzinfarkt. Seine Tochter, die zufällig vorbeikam, sah ihn bewusstlos auf dem Boden liegen und reagierte sofort. Sie rief den Notarzt und leitete gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Erste Hilfe-Maßnahmen ein. Wechselweise nahmen Markus T.’s Frau und die Töchter die Herzdruckmassage vor, bis der Rettungsdienst eintraf. Doch dieser konnte den Patienten nicht sofort transportieren, denn sein Zustand war zu kritisch. Unzählige Male musste er mittels Defibrillator geschockt werden, bevor ein Transport überhaupt möglich war.

Er wurde dann umgehend ins nahegelegene Siegburger Helios Klinikum gebracht, wo die Spezialisten des dortigen Herzzentrums schnell erkannten, dass der sofortige Einsatz eines Kunstherzens (LVAD) erforderlich sein würde.

Noch während Markus T. im Koma lag, wurden ihm ein Kunstherz und ein Stent eingesetzt. Die komplexe und risikoreiche Operation in seinem kritischen Zustand verlief erfolgreich und Markus T. erwachte nach 16 Tagen aus dem Koma. Was nun folgte, waren aufwändige Rehabilitationsmaßnahmen. Regelmäßige sportliche Betätigung in Maßen und wöchentliche Kontrollen in der Siegburger LVAD-Ambulanz gehörten fortan zum Pflichtprogramm. 

Im Laufe der kommenden Monate zeichnete sich dann eine fast einmalige Entwicklung ab, wie der behandelnde Herzchirurg Prof. Dr. Aron-Frederik Popov berichtet. „Die Herzleistung des Patienten verbesserte sich in so kurzer Zeit, dass wir praktisch beobachten konnten, wie das Herz die Arbeit des LVAD wieder übernahm.” Dies zeigte sich auch wiederholt durch einen vom LVAD ausgelösten Alarm, denn das Herz von Markus T. arbeitete intensiv – gegen die Pumpe. Ein gutes Zeichen, wie Popov erklärt. „Dass das eigene Herz gegen die Pumpe arbeitet, zeigt, wie hoch seine Belastbarkeit wieder geworden ist. Durch den Einsatz des LVAD konnte das Herz in der entscheidenden Phase entlastet und geschont werden. Und hatte damit die Zeit, sich zu regenerieren und neue Kraft aufzubauen. Jetzt, wo das Herz wieder stark genug ist, was sich in den wenigsten Fällen ereignet, arbeitet es automatisch gegen das Unterstützungssystem der Pumpe an, um die komplette Arbeit wieder voll zu übernehmen,” so Popov.

Für Markus T. bedeutete das, dass er vor der ungewöhnlichen Entscheidung stand, das LVAD entfernen oder einfach nur still legen zu lassen. Er entschied sich für Letzteres. „Die Stilllegung des Kunstherzens wurde minimal invasiv durchgeführt, und wird nur an wenigen hochspezialisierten Zentren mit entsprechender Expertise durchgeführt – so eben auch hier bei uns in Siegburg,” berichtet Prof. Dr. Popov.

„Ich brauche noch ein Weilchen, um das Vertrauen in mein Herz und seine Leistung komplett wiederzuerlangen und da hat das Wissen darum, dass das LVAD jederzeit wieder in Betrieb genommen werden könnte, für mich eine große Beruhigung”, erklärt er. Überhaupt sind es eher die psychischen Aspekte, die ihre Narben hinterlassen haben. „Plötzlich erkennen zu müssen, dass ich meinen Körper nicht unter Kontrolle habe, das hat schon etwas mit mir gemacht”, sagt der Vater zweier Töchter heute nachdenklich. Aber es habe ihn auch positiv verändert. Nicht nur, dass er seinen zweiten Geburtstag nun am 29. September, zufälligerweise dem Weltherztag, feiern kann, auch hat es ihm den Wert einzelner Momente deutlich gemacht. „Man lebt manchmal gedankenlos in den Tag hinein. Das tue ich nicht mehr, sondern genieße jeden Moment”, sagt er und berichtet stolz von einer kürzlich mit Freunden unternommenen Wanderung und der Freude daran, jeden Tag Menschen neu zu begegnen. „Nach so einer Erfahrung entwickelt man Ängste, das ist ganz klar. Aber vor allem entwickelt man eines: eine unglaubliche Lust aufs Leben. Und das ist etwas wirklich Tolles!”

 

Foto (v.r.n.l.): Markus T. und der behandelnde Arzt Prof. Dr. Aron-Frederik Popov (Helios)