Pressemitteilung Nr. 03-2022 vom 28. Januar 2022

Ausgrenzung entschieden entgegentreten

 

BAD SCHUSSENRIED (ZfP) – Auch während der Pandemie dürfen die Verstorbenen nicht vergessen sein: Im kleinen Rahmen gedachten die Regionaldirektion Donau-Riss im ZfP und die evangelische Klinikseelsorgerin am Donnerstag am Mahnmal Offenes Haus aller Opfer des Nationalsozialismus.

 

619 Menschen wurden aus der damaligen Psychiatrischen Landesklinik Bad Schussenried zwischen Juni und Oktober 1940 nach Grafeneck deportiert und dort getötet. Dieser und aller Opfer des Nationalsozialismus gedachten am nationalen Gedenktag die Regionaldirektion Donau-Riss im ZfP Südwürttemberg, Christoph Vieten und Dr. Bettina Jäpel, zusammen mit der evangelischen Klinikseelsorgerin Margit Bleher. Am Mahnmal Offenes Haus neben dem Kloster Bad Schussenried erinnerten sie an alle Menschen, die in dem damaligen Unrechtsstaat ihr Leben lassen mussten, weil sie „anders” waren: Sie hatten eine andere politische Gesinnung, eine andere sexuelle Orientierung, eine andere Abstammung, einen anderen Glauben.

Schwer zu begreifen sei es aus heutiger Sicht, was auch psychiatrisch Tätige dazu bringen konnte, „die uns anvertrauten Menschen in den Tod zu schicken oder dies zuzulassen”, sagte Jäpel nachdrücklich. „Es ist unsere Pflicht, uns mit diesem Erbe auseinanderzusetzen und allen Bestrebungen, psychisch Kranke erneut auszugrenzen oder gar aus der Gesellschaft auszustoßen, entschieden entgegen zu treten.” Psychisch Kranke und Behinderte seien in ihrem Verhalten anders, der Umgang mit ihnen sei nicht immer einfach, doch zu allererst seien es Menschen mit Bedürfnissen und Gefühlen. Ihnen müsse man auf Augenhöhe und mit Respekt begegnen. „Das ist das Mindeste, was wir angesichts der Historie tun können”, befand die Regionaldirektorin.

Im Namen des ZfP Südwürttemberg legten die Beteiligten einen Kranz am Mahnmal ab, um an alle Verstorbenen zu erinnern. Auch an den ZfP-Standorten Weissenau und Zwiefalten fanden Kranzniederlegungen statt. Am 27. Januar findet jährlich bundesweit der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus statt. Der sogenannten „Euthanasie-Aktion” fielen während des Zweiten Weltkriegs insgesamt rund 300.000 psychisch Kranke und Behinderte zum Opfer.

Im Zuge der Vernichtung des europäischen Judentums durch das nationalsozialistische Deutschland entstanden in Württemberg seit Herbst 1941 zudem eine Reihe jüdischer Zwangsaltenheime. Sie dienten als Zwischenstationen auf dem Weg in die Vernichtung. Zwei dieser Zwangsaltenheime waren in Schloss Dellmensingen, im gleichnamigen Ort zwischen Ulm und Laupheim gelegen, und im ehemaligen Armenhaus in Tigerfeld, nahe Zwiefalten. Zwischen März und August 1942 wurden nach Dellmensingen 130, nach Tigerfeld mindestens 47 zumeist ältere und gebrechliche jüdische Württemberger:innen zwangsweise umgesiedelt. Sowohl das Schicksal der jüdischen Patient:innen der ehemaligen Heilanstalt Zwiefalten als auch die Geschichte des jüdischen Zwangsaltenheims in Tigerfeld thematisiert derzeit die Ausstellung „Schloss Dellmensingen 1942. Ein jüdisches Zwangsaltenheim in Württemberg. Mit regionalen Bezügen zu Zwiefalten und Tigerfeld”.

 

i: Die Ausstellung ist noch bis zum 31.01.2022 täglich von 9 bis 17 Uhr im Gustav-Mesmer-Haus des ZfP Südwürttemberg am Standort Bad Schussenried, Pfarrer-Leube-Str. 29, zu sehen.

 

Die Ausstellung ist frei zugänglich. Bitte denken Sie an Ihre medizinische Maske und beachten Sie die aktuell geltenden Corona-Regelungen.

 

BU: Am Mahnmal Offenes Haus legten (von links) Christoph Vieten, Dr. Bettina Jäpel und Margit Bleher einen Gedenkkranz für alle Opfer des Nationalsozialismus nieder.

 

Foto: ZfP Südwürttemberg

 

 

Elke Cambré

Referentin für Unternehmenskommunikation

 

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