Wieder Atmen lernen: Wie eine Beatmungsentwöhnung helfen kann, Menschen in ein selbstbestimmtes Leben zurückzubringen

 

Leipzig, 14. Dezember 2021 – Patienten, die über einen längeren Zeitraum auf eine künstliche Beatmung angewiesen sind, benötigen in der Regel eine Entwöhnungstherapie, um wieder das selbständige Atmen zu lernen. Was in der Fachwelt als Weaning bezeichnet wird, kann dabei helfen, das Patientenwohl deutlich zu verbessern und vorhandene Behandlungskapazitäten zu entlasten. Im Bereich der Beatmungsentwöhnung ist das Weaning-Zentrum des Diakonissenkrankenhauses Leipzig ein wichtiger regionaler Ansprechpartner. Neue gesetzliche Regelungen, die ab Januar 2022 für alle Gesundheitseinrichtungen gelten, werden die Notwendigkeit einer strukturierten Beatmungsentwöhnung weiter erhöhen.

 

Im Weaning-Zentrum des Diakonissenkrankenhauses Leipzig arbeiten die Fachbereiche Intensivmedizin, Pneumologie, Atmungstherapie sowie Physiotherapie eng zusammen, um Menschen nach längerer invasiver Beatmung wieder zum eigenständigen Atmen zu bringen. Nicht in jedem Fall gelingt eine solche Entwöhnung, aber doch in den meisten Fällen. So können rund zwei Drittel der Weaning-Patienten ohne Beatmungshilfe von der Intensivstation des Diakonissenkrankenhauses entlassen werden. Patienten, die trotz stationärer Entwöhnungstherapie auf ein Beatmungsgerät angewiesen bleiben, werden weiterhin strukturiert im Weaning-Zentrum betreut und die Notwendigkeit der Beatmungstherapie regelmäßig überprüft.

 

Diese Erfahrungswerte decken sich mit einer umfangreichen Registerstudie der Initiative WeanNet, in die rund 11.000 Weaning-Patienten einbezogen worden sind, die von 2011 bis 2015 bundesweit behandelt wurden. Ergebnis auch hier: In Spezialzentren konnten zwei Drittel der Patienten erfolgreich von der Beatmung entwöhnt werden.*

 

„Die Entwöhnung von der Beatmung gehört zwar auf allen Intensivstationen zum Standard, doch es erfordert gerade in schwierigen Fällen und bei chronischen Verläufen sehr viel Erfahrung und gelingt deshalb nicht immer gleichgut”, erläutert Dr. Thomas Blankenburg, der als Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Kardiologie auch die Weaning-Behandlung im Diakonissenkrankenhaus verantwortet. „Werden beatmete Patienten vor einer Entlassung gleich in einer spezialisierten Einrichtung adäquat weiterversorgt, erspart man ihnen häufig einen langen Leidensweg mit künstlicher Beatmung.”

 

Betroffene Patienten haben Anspruch auf Beatmungsentwöhnung

 

Um die Weaning-Situation in Deutschland weiter zu verbessern, verabschiedete der Gesetzgeber bereits im Oktober 2020 das „Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz”. Darin wurde erstmals die Notwendigkeit einer qualifizierten ärztlichen Einschätzung zum Beatmungsstatus und zum Entwöhnungspotenzial als Bestandteil der Krankenhaus-Behandlung festgelegt. Erfolgt dies nicht, muss ab 2022 mit Vergütungsabschlägen gerechnet werden. So sieht es eine zusätzliche Vereinbarung vor, die zum 1. Januar 2022 wirksam wird (B-BEP-Abschlagsvereinbarung vom 26.10.2021). Das Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz regelt auch, dass im Rahmen des Entlassmanagements eine Anschlussbehandlung in einem anderen Krankenhaus verordnet werden kann. Auf diese Weise soll möglichst vermieden werden, Beatmungspatienten zu früh in eine außerklinische Intensivpflege zu verlegen. 

 

„Durch diese neue gesetzliche Lage sind künftig alle Kliniken verpflichtet, mehr fachliche Expertise einzuholen, ob und wie ein Patient vom Beatmungsgerät entwöhnt werden kann”, sagt Chefarzt Dr. Blankenburg. „Da ein prolongiertes Weaning in der Regel sehr zeitintensiv ist, können diese Forderungen kaum auf normalen Intensivstationen erfüllt werden. So dauert eine Beatmungsentwöhnung in unserem Haus im Durchschnitt 15 bis 20 Tage, manchmal auch zwei Monate.”

 

Corona-Pandemie: mehr beatmete Patienten, höherer Weaning-Bedarf

 

Während der Pandemie ist die Zahl der Patienten mit invasiver Beatmung im Leipziger Diakonissenkrankenhaus stetig gestiegen. Lag die Gesamtzahl im Jahr 2020 noch bei 47, so hat sie sich in diesem Jahr allein bis Oktober auf 88 nahezu verdoppelt. Auch wenn eine Entwöhnung von der Beatmung in den meisten Fällen gelingt, so verbleibt doch etwa ein Drittel der Patienten, die auch nach ihrer Entlassung weiterhin außerklinisch beatmet werden müssen, etwa in einem Pflegeheim.

 

Die gesetzliche Neuregelung sieht hierbei auch eine finanzielle Verbesserung für die Patienten vor, die trotz intensiver Entwöhnungsversuche möglicherweise lebenslang eine Beatmung benötigen. Der Leipziger Pneumologe Dr. Thomas Blankenburg sieht an dieser Stelle aber weiteren Optimierungsbedarf: „Es wäre durchaus sinnvoll, alle außerklinisch beatmeten Patientinnen und Patienten regelmäßig in spezialisierten Weaning-Zentren zu untersuchen. Vermutlich könnten dadurch noch mehr Menschen in ein selbstbestimmtes Leben zurückfinden.” 

 

Beatmungsentwöhnung im Diakonissenkrankenhaus Leipzig

 

Das Weaning-Zentrum im Diako umfasst vier Weaning-Spezialbetten auf der Intensivstation sowie acht bis zehn Spezialbetten auf Normalstation. Fachlich geleitet wird es gemeinsam vom pneumologischen Chefarzt Dr. Thomas Blankenburg und vom Leitenden Oberarzt der Intensivstation, Dr. Alexander Rothe. Zur Behandlung von atmungsspezifischen Störungen kombiniert das interdisziplinär besetzte Team, bestehend aus erfahrenen Internisten und Intensivmedizinern sowie Atem- und Physiotherapeuten, verschiedene therapeutische Maßnahmen. Dabei steht eine allgemeine körperliche Kräftigung ebenso im Fokus wie ein Training der Atemmuskulatur und des Hustenstoßes sowie eine Behandlung von Bewusstseins- und Schluckstörungen.

 

Das Weaning-Zentrum des Diakonissenkrankenhauses Leipzig bereitet sich derzeit auf eine Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin vor, die für Anfang 2022 geplant ist. Bereits in diesem Jahr erfolgte eine Auditierung durch die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, in der das Zertifikat „Entwöhnung von der Beatmung” erlangt werden konnte. Dieses Gütesiegel ist eine wichtige Voraussetzung für eine Zertifizierung als Weaning-Zentrum.

 

Weitere Informationen:

www.diako-leipzig.de/weaning

 

Ansprechpartner:

Dr. Thomas Blankenburg

Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Kardiologie

 

*Wolfram Windisch, Dominic Dellweg, Jens Geiseler, Michael Westhoff, Michael Pfeifer, Stefan Suchi, Bernd Schönhofer: Prolongiertes Weaning von der mechanischen Beatmung, Deutsches Ärzteblatt, Jg.117, Heft 12 vom 20. März 2020

 

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Über das Ev. Diakonissenkrankenhaus Leipzig:

Das Ev. Diakonissenkrankenhaus Leipzig ist ein sächsisches Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit einer Kapazität von 250 Betten. Pro Jahr werden hier über 14.000 Patient:innen stationär und rund 25.000 Patient:innen ambulant behandelt. Zum Leistungsspektrum des evangelischen Krankenhauses gehören sieben Fachkliniken mit den Schwerpunkten Allgemein- und Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Gefäßchirurgie, Pneumologie, Gastroenterologie und Onkologie, Kardiologie und Geriatrie sowie Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. Im Haus sind zudem ein zertifiziertes Darm- und Gefäßzentrum sowie mehrere Belegkliniken angesiedelt. Das nach DIN EN ISO 9001:2008 zertifizierte Diakonissenkrankenhaus Leipzig ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Leipzig. Es betreibt eine Berufsfachschule für Gesundheits- und Krankenpflege und ist Mitglied im Traumanetzwerk Westsachsen. Weitere Informationen: www.diako-leipzig.de

 

Über die AGAPLESION gemeinnützige Aktiengesellschaft:

Die AGAPLESION gemeinnützige Aktiengesellschaft wurde 2002 in Frankfurt am Main von christlichen Unternehmen gegründet, um vorwiegend christliche Gesundheitseinrichtungen in einer anspruchsvollen Wirtschafts- und Wettbewerbssituation zu stärken. Zu AGAPLESION gehören bundesweit mehr als 100 Einrichtungen, darunter 23 Krankenhausstandorte mit über 6.340 Betten, 41 Wohn- und Pflegeeinrichtungen mit über 3.550 Pflegeplätzen, drei Hospize, 37 Medizinische Versorgungszentren, neun Ambulante Pflegedienste und eine Fortbildungsakademie. Darüber hinaus bildet AGAPLESION an 15 Standorten im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege aus. Mehr als 22.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für eine patient:innenorientierte Medizin und Pflege nach anerkannten Qualitätsstandards. Pro Jahr werden über eine Million Patient:innen versorgt. Die Umsatzerlöse aller Einrichtungen inklusive der Beteiligungen betragen über 1,6 Milliarden Euro. Die alleinigen Aktionär:innen der AGAPLESION gAG sind verschiedene traditionsreiche Diakoniewerke und Kirchen. Auch durch diese Aktionär:innen ist die AGAPLESION gAG fest in der Diakonie verwurzelt und setzt das Wohl ihrer Patient:innen, Bewohner:innen und Mitarbeiter:innen als Maßstab für ihr Handeln. Weitere Informationen: www.agaplesion.de

  

Alexander Friebel
Dipl.-Journalist
Referent Unternehmenskommunikation
Abteilung Unternehmenskommunikation
Schwerpunkt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Ev. Diakonissenkrankenhaus Leipzig gemeinnützige GmbH
Im Verbund von AGAPLESION
Georg-Schwarz-Straße 49, 04177 Leipzig

Geschäftsführung: Dipl. Betriebswirt (BA) Dirk Herrmann, Dr. Michael Kühne
Sitz der Gesellschaft und Registergericht: Leipzig HRB 30590