„Unsere Hilfe ist ganzheitlich“

Das Post-Covid-Syndrom – Was Reha alles leistet

 

Offenburg, 29. März 2021. Die Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung können fast jede Stelle des Körpers betreffen – fast sämtliche Körperteile, Systeme und Organe können in Folge dieser Erkrankung Schäden aufweisen. Die Komplexität des Krankheitsbildes des sogenannten Post- oder Long-Covid-Syndroms stellt Mediziner*innen daher vor besondere Herausforderungen. Gefragt sind fachübergreifende Konzepte, die die Gesamtheit aller Symptome berücksichtigen.

„Wir hatten die Dringlichkeit der Behandlung von Corona-Langzeitfolgen bereits sehr früh im Blick und haben dementsprechend früh begonnen, Patient*innen mit diesen Krankheitsbildern zu behandeln“, erklärt Dr. Thomas Witt, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Fachklinik für Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen in der MEDICLIN Albert Schweitzer Klinik und MEDICLIN Baar Klinik im Schwarzwald. „Seit Beginn der Pandemie haben wir aber kontinuierlich über die Erkrankung dazugelernt.“ Das Gesundheitsunternehmen MEDICLIN mit Klinikstandorten in ganz Deutschland entwickelte ein bislang bundesweit einzigartiges Konzept, um diese Patient*innen bestmöglich zu behandeln.

Ein systematisches, standortübergreifendes konsiliarisches Netzwerk ist die Basis dieses Konzepts. „Austausch von Know-How ist hier das Stichwort“, erläutert Prof. Dr. Mario Siebler, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Fachklinik für Neurologie in der MEDICLIN Fachklinik Rhein/ Ruhr. Da häufig viele verschiedene Organe und Körpersysteme betroffen sind, ist die Erfahrung von Expert*innen aus verschiedenen medizinischen Disziplinen gefragt. Je nach Art und Ausprägung der Symptome kommen demnach Mediziner*innen aus Neurologie, Innerer Medizin (Pneumologie, Kardiologie, Diabetologie), aus der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie sowie aus der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde zusammen. Vorteil: Dieses Netzwerk ermöglicht eine extrem schnelle Diagnosestellung, da Betroffene eben nicht von Facharzt zu Facharzt weitervermittelt werden, sondern alle relevanten Expert*innen direkt mit einbezogen werden.

Individuell zugeschnittene Diagnostik und Behandlung
Da es sich beim sogenannten Post- oder Long-Covid-Syndrom um ein sehr komplexes Krankheitsbild handelt, ist der Behandlungsansatz immer multimodal – also zusammengesetzt aus Bausteinen verschiedener Fachbereiche. Dennoch erfolgen Diagnostik und Behandlung immer nach einem individuell zugeschnittenen Plan.

„Beim Austausch unter uns Mediziner*innen wird manchmal auch deutlich, dass ein Patient oder eine Patientin in einem bestimmten Fachbereich aufgenommen wurde, aber eigentlich aufgrund der Symptomatik auch Spezialwissen von Ärzten aus anderen Fachbereichen benötigt – oder sogar an einem anderen MEDICLIN-Standort besser aufgehoben wäre“, berichtet Dr. Witt. Nur ein Beispiel: Ein Patient wird wegen eines Herzleidens nach einer Covid-Erkrankung in der kardiologischen Rehabilitation in der MEDICLIN Albert Schweitzer Klinik aufgenommen. Schnell wird klar, dass der Patient während der Therapien geistig sehr schnell abgeschlagen ist und sich kaum konzentrieren kann. „Solche Symptome treten verhältnismäßig häufig nach Covid auf“, erklärt Prof. Siebler. „Es handelt sich dabei um die „Fatigue“ genannte extreme Ermüdbarkeit und kognitive Störungen, die spezieller neurologischer und neuropsychologischer Kompetenz bedürfen.“

Nachdem die Expert*innen sich im konsiliarischen Netzwerk über den Fall austauschen, wird klar: Der Patient wird davon profitieren, dass er konsiliarisch telemedizinisch von den Neurologen des Konzerns behandelt wird und so auch auf spezialisierte neuropsychologische Kompetenz zurückgegriffen werden kann.

„Nur so können wir wirklich einen ganzheitlichen Ansatz gewährleisten“, ist sich Prof. Siebler sicher. „Und das ist ganz im Sinne der Patient*innen.“

Große Zielgruppe
Die Zahl der nach Corona Langzeiterkrankten steigt rapide an. „Selbst nach milden Verläufen weisen einige Patient*innen, ca. 10 Prozent, später beeinträchtigende Symptome auf“, berichtet Dr. Witt. „Und die Langzeitfolgen der Erkrankten aus der zweiten Welle werden ja teilweise erst in einigen Wochen oder Monaten sichtbar werden.“

Das MEDICLIN-Konzept für die Rehabilitation von Post-Covid-Erkrankungen basiert kurz zusammengefasst auf insgesamt fünf Säulen: Diagnostik, interdisziplinäre Konsile, Therapiemodule, zentrales Post-Covid-Experten-Board und die wissenschaftliche Auswertung. Ein wichtiger Bestandteil der Post-Covid-Rehabilitation bei MEDICLIN ist der Austausch mit anderen Betroffenen.

Mitglieder des „Consensusboard Post-Covid-Reha“ bei MEDICLIN

Dr. Jürgen Bonnert, Chefarzt Neurologie in der MEDICLIN Klinik Reichshof
Dr. Sigrid R.-M. Krause, Chefärztin Psychosomatik, Psychiatrie, Verhaltensmedizin in den MEDICLIN Deister Weser Kliniken
Dr. Sezer Melisande Lammers, Chefärztin Psychosomatik und Psychotherapie in der MEDICLIN Klinik Reichshof
Dr. Bernd Mössinger, Chefarzt Pneumologie in der MEDICLIN Albert Schweitzer Klinik
Dr. Katharina Rosenblum, Chefärztin Neurologie und Geriatrie in den MEDICLIN Bosenberg Kliniken
Dr. Matthias Schmalenbach, Chefarzt Pneumologie in der MEDICLIN Klinik Reichshof
Dr. Harald Seidler, Chefarzt Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in den MEDICLIN Bosenberg Kliniken
Prof. Dr. Mario Siebler, Chefarzt Neurologie in der MEDICLIN Fachklinik Rhein/ Ruhr
Prof. Dr. Jürgen Wagner, Chefarzt Innere Medizin (Nephrologie, Diabetologie und Adipositas) in der MEDICLIN Staufenburg Klinik
Dr. Guido Waldmann, Chefarzt Neurologie im MEDICLIN Reha-Zentrum Bad Düben
Dr. Thomas Witt, Chefarzt Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen in der MEDICLIN Albert Schweitzer Klinik

Koordination und Leitung: Dr. Ute Haase Geschäftsführung MEDICLIN