Gütersloh (lwl). “Demenz – verbunden bleiben” lautet die Überschrift des diesjährigen Welt-Alzheimertages am Mittwoch (21.9.). Ein Motto, dem sich Bernd Meißnest, Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Gütersloh des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), nur anschließen kann: “Seit Beginn der Corona-Pandemie sind viele Angebote weggebrochen, die bei Seniorinnen und Senioren für Verbindung gesorgt haben. Zum Beispiel mussten die Tagespflegen von einem auf den anderen Tag geschlossen werden.” Diese Kontakte sind aber gerade für ältere Menschen sehr wertvoll: Zum einen, um das Auftreten einer Demenz zu verhindern, zum anderen, um das Fortschreiten einer bestehenden Demenz zu verzögern. Daher ist Meißnest froh, dass Angebote wie Tagespflege heute wieder möglich sind. Sie schaffen eine Tagesstruktur und halten die Gäste aktiv und im Austausch.

Das LWL-Klinikum Gütersloh bietet zum Welt-Alzheimertag mehr Informationen rund um die Krankheit Alzheimer und zur Pflege von Alzheimer-Erkrankten an: Interessierte können sich an Experten des LWL-Klinikums wie Bernd Meißnest und Pflegedirektor Prof. Dr. Michael Löhr in einer Telefonaktion wenden.

Wie ist eigentlich der Zusammenhang zwischen Demenz und Alzheimer? Bei der Alzheimererkrankung handelt es sich um eine spezielle Form der Demenz, die mit 70 Prozent zugleich die häufigste ist. Beiden ist gemein, dass Erinnerungsvermögen und Orientierung mit der Zeit verloren gehen. Damit geht auch die Veränderung der Persönlichkeit einher. Nach der Diagnose müssen die Angehörigen einen neuen Umgang miteinander erlernen und Entscheidungen über die künftige Betreuung treffen. Auch das weitere Umfeld einer erkrankten Person ist mit betroffen. “Demenz ist mittlerweile eine Gesellschaftserkrankung”, betont Meißnest. Neben Verwandten und engen Freunden seien auch Nachbarn involviert, immer dann, wenn sie Kontakt zur erkrankten Person haben.

Woran merkt man eigentlich, dass eine Demenz vorliegen könnte? “Symptome treten zumeist schleichend auf. Wo sich der Angehörige an einem Tag noch wie immer verhält, kann es am Folgetag zu Misstrauen und Fragen kommen wie ‘Wo ist mein Geldbeutel?’ oder ‘Wer hat meine Brille weggenommen?’. Termine werden vergessen oder verschoben, die Person legt keinen Wert mehr auf ausgewogene Mahlzeiten oder ein gepflegtes Erscheinungsbild”, so Meißnest. Nicht immer seien die Anzeichen offensichtlich: “Manche bauen eine Fassade auf, hinter der sie ihre Überforderung mit alltäglichen Verrichtungen verbergen”, berichtet Meißnest.

Wie kann man Demenz behandeln? Demenz tritt zumeist im höheren Alter auf. Wer sich viel bewegt, rund 2,5 Stunden Sport in der Woche reichen schon aus, und sich gesund ernährt, hat schon vieles richtig gemacht. “Fit hält immer auch das Zusammensein mit anderen Menschen, wer sich abkapselt und wenig mit anderen Menschen im Kontakt steht, kann eher von Demenz betroffen sein”, berichtet Meißnest. Grundsätzlich gut beraten sind Seniorinnen und Senioren, wenn ihre altersbedingten Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzerkrankungen bestmöglich behandelt sind.

Wer den Verdacht hat, dass eine nahestehende Person an Demenz erkrankt sein könnte, kann sich an die Gerontopsychiatrische Ambulanz des LWL-Klinikums Gütersloh wenden. In der Regel kommen die Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter des LWL-Klinikums dann nach Hause, um sich ein Bild von der Person und von ihren Lebensumständen zu machen. Auch nach einer Diagnose steht das Behandlungsteam für die Beratung der Angehörigen bereit, immer in Zusammenarbeit mit der Hausärztin oder dem Hausarzt und den niedergelassenen Fachärzt:innen.

Demenz und so auch die Alzheimer-Krankheit gelten als lebensverkürzende Erkrankung, die nicht heilbar ist. Es gibt aber gute Chancen, mit einer Demenz zu leben und Symptome zu lindern. Neben möglichst vielen Kontakten brauchen ältere Menschen auch eine Tagesstruktur, die Halt gibt. “Angehörigen raten wir, sich frühzeitig um Unterstützung zu bemühen und sich selbst mit der Pflege nicht zu überfordern. Wer sich persönlich um die erkrankte Mutter oder den Vater kümmern will, kommt häufig an seine Grenzen. Doch Unterstützung suchen ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfsangebote sind vorhanden: Gerade der Kreis Gütersloh verfügt über das bundesweit dichteste Versorgungsnetz an Unterstützungsangeboten wie z.B. Tagespflegen und einer Beratungsstruktur rund um die Pflege zu Hause, aber auch für ambulante, teil- und vollstationäre Angebote”, betont Meißnest.

Nach einer Demenz-Diagnose gibt es ein gemeinsames Behandlungsziel: Die Lebensfreude und den Spaß an gemeinsamer Aktivität mit der oder dem Angehörigen zu erhalten. Eben trotz Erkrankung miteinander verbunden zu bleiben.

Info

Telefonaktion zum Welt-Alzheimertag 2022

Haben Sie Fragen zum Krankheitsbild Alzheimer, rund um die Pflege eines Angehörigen oder zu den Möglichkeiten für pflegende Angehörige im Kreis Gütersloh?
Professor Dr. Michael Löhr, Pflegedirektor des LWL-Klinikums Gütersloh, und Bernd Meißnest, Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie am LWL-Klinikum Gütersloh, stehen für Ihre Anliegen telefonisch zur Verfügung am Welt-Alzheimertag,

Mittwoch, 21. September 2022, zwischen 17 und 19 Uhr.
Professor Dr. Michael Löhr
Bernd Meißnest

Pressekontakt:
Christian Dresmann, LWL-Klinikum Gütersloh, christian.dresmann@lwl.org und Barbara Köhling, LWL-Klinikum Gütersloh, barbara.koehling@lwl.org und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, presse@lwl.org

 


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Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 19.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.