Große Themenvielfalt bei Fachkongress / Greifswalder Professorin für Nachhaltigkeitsthemen
Wann kommt die künstliche Niere?
Die Hoffnung auf künstliche Nieren aus körpereigenen Zellen ist bei den Betroffenen groß. Bisher hilft Menschen mit starker Nierenschwäche oder sogar Nierenversagen nur die regelmäßige Dialyse oder eine Spenderniere. Für die Experten der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) ist das Thema daher von großer Bedeutung, wenn sie sich Ende des Monats in Rostock zu ihrer Jahrestagung treffen. Als Mitglied des Kongresspräsidiums setzt sich Prof. Sylvia Stracke zudem dafür ein, auch intensiv zu gesellschaftlich relevanten Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit sowie zu Geschlechtergerechtigkeit zu arbeiten.
Forschungserkenntnisse gehören zu den selbstverständlichen Tagesordnungspunkten von Jahrestagungen medizinischer Fachgesellschaften. Doch für die Nierenexperten der (DGfN) ist in diesem Jahr alles etwas anders: Das Treffen findet mal nicht in Berlin, sondern in Rostock statt, dabei Corona-bedingt in einem hybriden Format — Präsenz ist möglich für bis zu 1200 Teilnehmende, ansonsten online. Zudem hat das Kongresspräsidium Themen wie nachhaltige Nierenheilkunde („green nephrology“) und den Klimawandel auf die Tagesordnung gesetzt.
„Ich wünsche mir, dass wir Bewusstsein für die kommenden notwendigen Veränderungen schaffen, die wir in der Gesellschaft sehen“, erläutert Prof. Sylvia Stracke von der Unimedizin Greifswald. Sie ist Leiterin des Bereichs Nephrologie, Dialyse und Hochdruckkrankheiten der UMG-Klinik für Innere Medizin A und Mitglied des Kongresspräsidiums. Unterstützt wird sie von Dr. Sabrina von Rheinbaben, welche im Kongresssekretariat mitarbeitet und ebenfalls in der Nephrologie an der UMG tätig ist: „Diese Themen betreffen uns ganz unmittelbar“, begründet von Rheinbaben die erweiterte Themenvielfalt.
So steht auch kein klassisches Nierenthema im Mittelpunkt des Eröffnungsvortrags, sondern die Ostsee: „1 % Salz: Ein Lebensraum im Stress des Wandels“. Referent ist Prof. Ulrich Bathmann vom Leibniz Institute for Baltic Sea Research in Warnemünde.
Online und in direkten Gesprächen werden die Mitglieder der Fachgesellschaft nicht nur über die Bedeutung des Geschlechts für verschiedene Krankheitsbilder diskutieren; erstmals wird es „eine geschlechterparitätische Besetzung von Referaten und Vorsitzen in den einzelnen Sitzungen“ geben, wie Stracke betont. Weitere Themen des Kongresses sind unter anderem die kommende Bedeutung künstlicher Intelligenz und Fortschritte bei Transplantationen, aber auch drängende berufspolitische Herausforderungen wie der Betrieb von Akutkliniken mit Teilzeitkräften. Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie findet vom 23. bis 26. September in Rostock statt.