Fragen an… Prof. Dr. Tobias B. Huber

Die Nieren übernehmen zahlreiche Aufgaben im menschlichen Körper – umso wichtiger ist es, regelmäßig zu kontrollieren, ob sie diese täglichen Topleistungen noch erbringen können. Aktuell sind bereits etwa 9 Millionen Menschen in Deutschland von einer Chronischen Nierenerkrankung betroffen. Anlässlich des Weltnierentages 2023 informiert Prof. Dr. Tobias B. Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), über das Krankheitsbild sowie Behandlungs- und Vorsorgemöglichkeiten.

Welche Funktionen erfüllt die Niere im menschlichen Körper?

Prof. Dr. Tobias Huber: Die Nieren sind wahre Multitalente und zählen zu den komplexesten Organen des Menschen. Sie reinigen täglich das Blut und regulieren den Wasser- und Salzhaushalt sowie Säuren und Basen im Körper. Darüber hinaus sorgen sie für starke Knochen und steuern die Produktion von roten Blutkörperchen. Nieren bestehen aus etwa zwei Millionen filigranen Filtern und daran gekoppelten Röhrchen. Diese sogenannten Nephrone trennen aus dem Blutstrom die Stoffe, die wiederverwertet werden können, von denen, die mit dem Harn aus dem Körper ausgeschieden werden müssen. Täglich strömen rund 3.000 bis 4.000 Liter Blut durch die Nieren und werden dort entgiftet. Dabei entstehen etwa ein bis zwei Liter Harn, der über die Blase ausgeschieden wird.

Was sind die häufigsten Chronischen Nierenerkrankungen?

Prof. Huber: Es gibt eine große Bandbreite bei Nierenerkrankungen von Nierenentzündungen, Nierensteinen, Nierentumoren, Medikamentenschädigungen, erblichen Nierenerkrankungen wie Zystennieren sowie Schädigungen, die durch Bluthochdruck oder Diabetes verursacht werden, mit akutem und chronischem Nierenversagen. Chronische Nierenerkrankungen stellen ein zunehmendes Gesundheitsproblem dar: Schon heute sind zehn Prozent der Bevölkerung hiervon betroffen und die Zahlen sind weiter steigend. So breit gefächert die Erkrankungen sind, so unterschiedlich sind aber auch die jeweiligen Behandlungsoptionen.

Welche Beschwerden treten bei Chronischen Nierenerkrankungen auf?

Prof. Huber: Die Erkrankung verläuft zunächst meist völlig symptomfrei: Häufig merken die Betroffenen erst, dass etwas nicht stimmt, wenn die Nieren ihren Dienst versagen. Warnzeichen wie Müdigkeit, unspezifischer Juckreiz, Appetitlosigkeit, Schwäche, Schwellungen und vor allem ein erhöhter Blutdruck sind dann bereits mitunter Hinweise auf ein fortgeschrittenes Nierenversagen.

Welche Therapiemöglichkeiten und Forschungsansätze gibt es?

Prof. Huber: Da chronische Nierenschädigungen in der Regel nicht heilbar sind, ist es besonders wichtig, deren Fortschreiten zu verhindern. Erfreulicherweise sind in den letzten Jahren Medikamente entwickelt worden, die das Fortschreiten des Funktionsverlusts der Nieren verlangsamen oder sogar aufhalten können. Aktuell arbeiten wir in einem internationalen Forschungskonsortium daran, den Nutzen neuartiger Biomarker für einen besseren Zuschnitt solcher Arzneimitteltherapien bei Chronischen Nierenerkrankungen zu überprüfen – damit könnten die Therapien für Nierenkranke weiter verbessert werden. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von spezifischen, häufig entzündlichen Nierenerkrankungen, welche von Nierenexpert:innen mittels unterschiedlicher medikamentöser Ansätze behandelt werden müssen. Wenn die Therapien zu spät kommen oder nicht anschlagen, kann eine Nierenersatztherapie mitregelmäßiger Dialysebehandlung oder eine Organtransplantation notwendig werden. Um die Nierengesundheit unserer Patient:innen weiter zu verbessern, arbeiten wir im UKE aktuell daran, die Mechanismen von Nierenerkrankungen bis ins kleinste Detail zu verstehen und weitere neue Therapieansätze zu entwickeln.

Welche Vorsorgeuntersuchungen können Patient:innen wahrnehmen?

Prof. Huber: Mittels Blut- und Urintests lässt sich eine eingeschränkte Nierenfunktion und Nierenschädigung nachweisen. Darüber hinaus kann jede:r durch eine gesunde Lebensweise das Risiko einer Chronischen Nierenerkrankung senken: Man sollte auf eine ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker und Salz achten sowie nicht rauchen, Übergewicht vermeiden, wenig Alkohol konsumieren und Medikamente möglichst nur nach Rücksprache mit den behandelnden Ärzt:innen einnehmen. Besonders wichtig ist, dass der Blutdruck im Normbereich liegt, da dauerhafter Bluthochdruck die Blutgefäße der Niere schädigen kann. Auch Diabetes mellitus wirkt sich negativ auf die Nieren aus. Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle des Körperstoffwechsels ratsam.

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Das 1889 gegründete Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist eine der modernsten Kliniken Europas und mit rund 14.400 Mitarbeitenden einer der größten Arbeitgeber in Hamburg. Pro Jahr werden im UKE rund 497.000 Patient:innen versorgt, 90.000 davon stationär und 407.000 ambulant. Zu den Forschungsschwerpunkten des UKE gehören die Neurowissenschaften, die Herz-Kreislauf-Forschung, die Versorgungsforschung, die Onkologie sowie Infektionen und Entzündungen. Über die Medizinische Fakultät bildet das UKE rund 3.400 Mediziner:innen, Zahnmediziner:innen und Hebammen aus.

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