• Zum ersten Mal entbindet eine geflüchtete Ukrainerin im Uniklinikum – Mädchen kommt zu früh aber gesund zur Welt.
  • Stress der Flucht und Angst vor dem Krieg erhöhen die Risiken für Frühgeburten.
  • Uniklinikum unterstützt Geflüchtete mit Dolmetscherdienst und weiteren Hilfsangeboten.

 

Knapp zwei Monate zu früh ist am Mittwoch (16. März) Kassia auf die Welt gekommen. Bei der Geburt wog das kleine Mädchen 1.860 Gramm und war 43 Zentimeter groß. Als Frühgeborene wird sie nun auf der Kinder-Intensivstation im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden versorgt. Kassias Mama, Iryna Mykhaylyk, ist die erste geflüchtete Ukrainerin, die in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe entbunden hat und nun hier ebenfalls versorgt wird. Nach ihrer Ankunft in Deutschland hatten bei der 31-Jährigen in der 32. Schwangerschaftswoche Wehen eingesetzt, die schnelle Spontangeburt fand komplikationslos im Uniklinikum Dresden, dem einzigen Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe – dem sogenannten „Level 1“ – statt. Das Team aus Ärztinnen und Ärzten, Pflegenden und Hebammen ist auf die Versorgung von Risikoschwangerschaften und Frühgeburten spezialisiert und kann zudem mit modernen Therapiemöglichkeiten die ersten Tage und Wochen der Neugeborenen auf höchsten Standard begleiten. „Das Schicksal der Frauen und Kinder aus der Ukraine bewegt uns alle sehr. Selbstverständlich unterstützen wir Schwangere und stehen ihnen mit unserer Expertise bei“, sagt Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Uni-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. „Für Kassia und ihre Mutter ist es jetzt vor allem wichtig, zur Ruhe zu kommen. Hierbei unterstützen wir gern.“

Die Tage der Flucht aus der Ukraine und die Ungewissheit, wie es den Menschen in der Heimat ergeht, können Grund für eine Frühgeburt sein. Unter den vielen Tausend Menschen, die derzeit die Ukraine verlassen und vor dem Krieg fliehen, sind auch viele Schwangere. Eine von ihnen ist Iryna Mykhaylyk. Sie ist die erste geflüchtete Ukrainerin, die an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Dresdner Uniklinikum entbunden hat. In der 32. Schwangerschaftswoche und damit knapp zwei Monate zu früh kam ihre Tochter Kassia an diesem Mittwoch (16. März) um 22.02 Uhr zur Welt. Das kleine Mädchen (1860 Gramm, 43 Zentimeter) wird jetzt auf der Kinder-Intensivstation der Klinik versorgt. Das Team aus Ärztinnen und Ärzten, Pflegenden und Hebammen kümmert sich auch um die junge Mutter. Einen Tag nach Kriegsausbruch, am 24. Februar, hatte sie mit ihrem Mann die Heimatstadt Odessa verlassen und war gen Westen nach Lwiw geflohen. Als auch dort Raketen zu hören waren, floh sie weiter über Polen nach Deutschland. Bei Bautzen ist die junge Frau bei Freunden untergekommen.

„Eine Schwangerschaft ist ohnehin eine aufregende, teils aufwühlende Zeit für die Frauen. Wenn dann noch äußere Faktoren wie Stress, Ängste und Sorgen dazukommen, kann das auch zu Fehl- oder Frühgeburten führen. Wir sind für die Frauen da und unterstützen vielfältig“, sagt Prof. Cahit Birdir, W2-Professur für Geburtshilfe und Pränatalmedizin an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und Leitender Oberarzt für Geburtshilfe und Pränataldiagnostik. Er hatte am Abend des 16. März Dienst und hat zusammen mit dem Team aus Hebammen und Pflegenden die junge Frau versorgt. Nach ihrer Flucht war sie zunächst in Bautzen untergekommen. Plötzlich hatten Wehen eingesetzt. Die Geburt dauerte nur kurze Zeit. Die kleine Kassia kam zwar zu früh, ansonsten aber gesund zur Welt. Sie muss jetzt noch einige Wochen im Klinikum bleiben, bis sie ein Gewicht von 2500 Gramm erreicht hat.

„Als einziges Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe – dem sogenannten ‚Level 1‘ – in Ostsachsen ist das Dresdner Uniklinikum vor allem erste Anlaufstelle für Risikoschwangerschaften. Aufgrund der exzellenten Infrastruktur und der intensiven Zusammenarbeit der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und der gemeinsamen interdisziplinären Perinatal-Station bieten wir den Eltern hier ein sicheres und risikoarmes Umfeld“, sagt Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, die Besonderheit der universitären Geburtsmedizin. Viele Mütter und Väter setzen bei einer Risikoschwangerschaft bewusst auf die Expertise der Dresdner Hochschulmedizin. Diese Expertise kommt nun auch geflüchteten Frauen aus der Ukraine zugute. Im ruhigen Umfeld und umsorgt von den Mitarbeitenden der Klinik sollen sie zur Ruhe kommen, Kraft sammeln und gemeinsam mit ihren Kindern die Zeit gut überstehen. „Wir wissen, dass die Situation sehr aufwühlend ist und dass diese Frauen auch nach der Geburt ihres Kindes viele Sorgen haben und große Herausforderungen bewältigen müssen“, sagt Prof. Wimberger.

 

Universitätsklinikum unterstützt ukrainische Patienten und bietet Job-Chancen

„Die Hochschulmedizin Dresden steht solidarisch an der Seite der Ukraine. Als Medizinerinnen und Mediziner, als Pflegende, als Menschen sind wir bewegt von den Schicksalen. Selbstverständlich beteiligen wir uns an Unterstützungsaktionen und versorgen kranke Menschen aus der Ukraine“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum Dresden. Aktuell wurde der interne Dolmetscherpool aufgestockt – hier engagieren sich ukrainisch sprechende Mitarbeitende der Hochschulmedizin Dresden ehrenamtlich und helfen bei der Kommunikation und dem Austausch mit den geflüchteten Menschen. Weiterhin werden die Möglichkeiten für Geflüchtete am Klinikum tätig zu sein, der neuen Situation angepasst. Zum einen geht es um Fachkräfte in der Pflege, die in einem einjährigen Programm auf den in Deutschland geforderten Stand an praktischen Fähigkeiten und theoretischen Wissen gebracht werden. Die Fachkräfte werden als Pflegehelferin oder -helfer eingestellt und haben nach der Absolvierung der „Modularen Anpassungsmaßnahme Pflege“ die Chance als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann langfristig im Team des Uniklinikums weiterzuarbeiten. Zudem wird derzeit im Uniklinikum an einer Stellenbörse gearbeitet, über die Geflüchtete ohne Berufsabschluss oder während laufender Anerkennungsverfahren kurzfristig Stellen in den Bereichen Service, Reinigung oder anderen unterstützenden Tätigkeiten angeboten werden.

Um Uniklinikum werden zudem Spendenanfragen und Hilfsangebote gebündelt und koordiniert. „Für uns ist es ganz wichtig, hier unkompliziert einen Beitrag zu leisten und konstruktiv Hilfe anzubieten. Wir spüren unter unseren Mitarbeitenden eine breite Solidarität, Anteilnahme und Bereitschaft sich einzubringen und zu helfen. Darauf sind wir sehr stolz und dankbar“, sagt Frank Ohi, Kaufmännischer Vorstand.

Bildtext: Iryna Mykhaylyk ist aus Odessa nach Deutschland geflohen. Jetzt kam ihre Tochter Kassia am Universitätsklinikum Dresden zur Welt – zwei Monate zu früh, aber gesund. Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Uni-Frauenklinik, besucht die junge Mutter mit einem kleinen Geschenk. Foto: UKD/Kirsten Lassig

 

Kontakt für Medienschaffende
Universitätsklinikum Dresden
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Direktorin: Prof. Dr. med. Pauline Wimberger

 

Die Deutschen Universitätsklinika sind führend in der Therapie komplexer, besonders schwerer oder seltener Erkrankungen. Die 34 Einrichtungen spielen jedoch als Krankenhäuser der Supra-Maximalversorgung nicht nur in diesen Bereichen eine bundesweit tragende Rolle. Die Hochschulmedizin ist gerade dort besonders stark, wo andere Krankenhäuser nicht mehr handeln können: Sie verbindet auf einzigartige Weise Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Die Uniklinika setzen federführend die neuesten medizinischen Innovationen um und bilden die Ärzte von morgen aus. Damit sind “Die Deutschen Universitätsklinika” ein unersetzbarer Impulsgeber im deutschen Gesundheitswesen. Der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) macht diese besondere Rolle der Hochschulmedizin sichtbar. Mehr Informationen unter: www.uniklinika.de