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Pressemitteilung |
Charité gedenkt Otto Prokop zum 100. GeburtstagFeierstunde und Sonderausstellung in ehemaligem Institut
Berlin, 29.09.2021 Anlässlich des 100. Geburtstags von Otto Prokop gedenkt die Charité des international renommierten Rechtsmediziners und Direktors des Instituts für Gerichtliche Medizin. Im Rahmen der Feierstunde in seinem ehemaligen Institutsgebäude wird dort zudem die Ausstellung „Sezierte Wahrheiten“ über den Gerichtsmediziner und sein Institut im geteilten Berlin gezeigt. Otto Prokop wurde am 29. September 1921 in St. Pölten geboren. Er prägte wie kein zweiter das Gesicht der Charité und gehört zu den herausragenden Gerichtsmedizinern des 20. Jahrhunderts. Als österreichischer Staatsbürger nahm er 1957 einen Ruf an das renommierte Universitätsklinikum in der Hauptstadt der DDR und auf den ältesten Lehrstuhl seines Faches in Deutschland an. Als Mitglied der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin verschaffte er der Berliner Gerichtsmedizin deutschlandweit und international große Anerkennung. Als engagierter Serologe und Blutgruppenforscher entwickelte Prokop eine Reihe forensischer Nachweismethoden zur Unterstützung polizeilicher Ermittlungen bei unklaren Todesumständen. Zudem eröffneten seine wissenschaftlichen Erkenntnisse auch neue Möglichkeiten bei allgemeinen Rechtsfragen, wie beispielsweise zur Klärung von Vaterschaften. Mit mehr als 1.000 Publikationen zur Blutgruppenserologie, zur forensischen Pathologie und zur Traumatologie hat Prokop eine herausragende Produktivität bewiesen und sein “Atlas der gerichtlichen Medizin” wurde zu einem Standardwerk. Otto Prokop erhielt für seine wissenschaftlichen Leistungen zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen und Ehrungen und war Mitglied der Leopoldina. „Seinen ‚Wiener Charme‘ und die österreichische Staatsbürgerschaft behält Otto Prokop zeitlebens. Er besitzt also zwei Pässe und kann auch nach dem Mauerbau relativ unproblematisch reisen. So hält er auch weiterhin enge Kontakte mit den wissenschaftlichen Kollegen – auch im sogenannten kapitalistischen Ausland“, erklärt Prof. Dr. Thomas Schnalke, Medizinhistoriker und Direktor des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité. Während seiner dreißigjährigen Amtszeit führte Otto Prokop mit seinem Team nahezu 34.000 forensische Sektionen durch, analysierte Todesursachen mit naturwissenschaftlichem Blick und protokollierte sie. Auch im Ruhestand blieb er der Charité eng verbunden und arbeitete noch viele Jahre im “Emeritus-Zimmer” des Instituts in der Hannoversche Straße 6. Nach der deutschen Wiedervereinigung war Prokops Expertenwissen weiterhin in Kommissionen und Ausschüssen des Landes Berlin gefragt. In den Mauerschützenprozessen wurden seine damaligen Obduktionsberichte herangezogen. „Im Spannungsfeld des Kalten Kriegs hatten er und sein Team auch mehrere ‚Mauertote‘ seziert, was ihn beruflich in die Nähe zur Staatsgewalt brachte. Politisch hielt Prokop Distanz, trug aber loyal die gesellschaftlichen Verhältnisse mit. Haltlose Anschuldigungen nach der Wiedervereinigung, er hätte Falsch- oder Gefälligkeitsgutachten erstellt, trafen ihn, der gutachterliche und politische Unabhängigkeit als Maxime lebte, am Ende persönlich schwer“, betont Privatdozent Dr. Sven Hartwig, Leiter der Abteilung Forensische Toxikologie des Instituts für Rechtsmedizin der Charité. Ausstellung „Sezierte Wahrheiten. Otto Prokop und sein Institut für Gerichtliche Medizin im geteilten Berlin“ Online-Einblicke in die Ausstellung und digitaler Katalog
Katalog zur Ausstellung Kurzlebenslauf
Kontakt:Privatdozent Dr. Sven Hartwig Prof. Dr Thomas Schnalke
Links:Charité-Themenseiten zur Ausstellung Weiterführende Informationen: Themenseite der Charité zur ARD-Serie Die MDR-Doku „Der Tod war sein Leben: DDR-Gerichtsmediziner Otto Prokop“ ist noch bis 14. Januar 2022 in der ARD-Mediathek abrufbar.
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