Das jetzt gestartete Krebsforschungsdatenzentrum verknüpft versorgungsnahe Daten zum Wohl der Patientinnen und Patienten. Das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) der Hochschulmedizin Dresden übernimmt zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V. (ADT) die Projektleitung.

Berlin / Dresden, 17. Oktober 2022

Die Nutzung der Daten aus klinischen Krebsregistern als Grundlage für die Abbildung der Routineversorgung wird seit langem angestrebt – sowohl von klinisch tätigen Ärztinnen und Ärzten, als auch von Forschenden, von der Politik und gesundheitspolitischen Initiati- ven wie der Dekade gegen Krebs oder dem Nationalen Krebsplan. Im September 2022 ist nun das Verbundprojekt onkoFDZ (Krebsforschungsdatenzentrum) gestartet, das Lösun- gen zu diesem Ziel liefern soll. Unter der Federführung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V. (ADT) und des Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und des Universitätsklinikums Carl Gus- tav Carus Dresden engagieren sich hier insgesamt 16 Partner. Ziel ist es vor allem, neues Wissen für therapierelevante Fragestellungen zu generieren, für die klinische Studien der- zeit nicht zur Verfügung stehen bzw. nicht praktikabel durchführbar sind. Anhand der Da- ten aus Klinischen Krebsregistern (KKR) sowie anhand anderer versorgungsnaher Daten (VeDa) soll KI-gestützt eine hochwertige, klinisch relevante Evidenz in der Onkologie ent- stehen. onkoFDZ wird vom Bundesministerium für Gesundheit mit 2,7 Millionen Euro über drei Jahre gefördert.

Blaupause für die breite Anwendung

Das Projekt sieht eine Kombination der Daten von sieben klinischen Krebsregistern mit weiteren Datenquellen vor. Dazu zählen die Abrechnungsdaten der Gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV), Daten der onkologischen Zertifizierung von Krankenhäusern und der onkologischen Spitzenzentren (CCCs) sowie klinische und molekulare Daten des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung. Im Anschluss an die Harmonisierung der Daten erfolgt eine Auswertung mit Hilfe des maschinellen Lernens und statistischer Ver- fahren. Die in dem Projekt etablierten Verfahren zur datenschutzkonformen Datenharmo- nisierung, -integration und KI-gestützten Analyse sind für die breite Anwendung nutzbar und können als Blaupause für eine Forschungsinfrastruktur für die Krebsforschung in Deutschland dienen.

Beispielhaft für den Darmkrebs integriert das Projekt Daten aus den Klinischen Krebsre- gistern mit weiteren versorgungsnahen Daten, nutzt KI-Verfahren für die Quantifizierung und Berücksichtigung der Behandlerpräferenzen und beantwortet auf hohem methodi- schem Niveau hochrelevante Fragestellungen, für die die S3-Leitlinie Kolorektales Karzi- nom derzeit keine evidenzbasierten Empfehlungen geben kann. „Die Arbeit mit Daten und die Auswertung dieser werden auch in der Medizin immer wichtiger. Gerade in der Krebs- therapie beobachten wir, dass Behandlungsansätze immer individueller auf den jeweiligen Patienten oder die jeweilige Patientin abgestimmt werden. Gleichzeitig können wir nur nach Auswertung möglichst vieler Daten valide Aussagen machen. Methoden der KI helfen uns hier, dennoch Wissen zu generieren. Mit dem Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheits- versorgung (ZEGV) leistet die Hochschulmedizin Dresden hier wertvolle Arbeit und Unter- stützung“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden.

Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke, Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V. bekräftigt: „In Zukunft werden wir in der Medizin immer häufiger vorhandene Behandlungsdaten ergänzen, verbinden und zusammenführen, ge- rade um komplexe diagnostische und therapeutische Behandlungsmöglichkeiten auf ihren Nutzen für das Überleben von Patientinnen und Patienten umfassend prüfen und verbes- sern zu können. Dieses gemeinsame Forschungsprojekt mit vielen Institutionen in der On- kologie hat die einmalige Chance wegbereitende Lösungen für schnellere und verbesserte Aussagen zu Therapiemöglichkeiten und ihrem Ergebnis zur Verfügung zu haben. Die Ar- beitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren als Netzwerk für Versorgung, Qualität und For- schung will gerade durch die Zusammenführung vorhandener Behandlungsdaten und die Verbindung der Stakeholder in der Onkologie neue Möglichkeiten für die Versorgung errei- chen.“

Die Projektpartner

  • Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV)
    der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden
  • Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V.
  • Unabhängige Treuhandstelle der TU Dresden, Bereich Medizin
  • Johann Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt
  • Deutsches Krebsforschungszentrum
  • Tumorzentrum Regensburg der Universität Regensburg
  • Arbeitsgemeinschaft Deutscher Darmkrebszentren e.V.
  • Klinisches Krebsregister Dresden
  • Klinisches Krebsregister Leipzig
  • Klinisches Krebsregister Zwickau
  • Klinisches Krebsregister Chemnitz
  • Klinisches Krebsregister für Brandenburg und Berlin
  • Hessisches Krebsregister
  • Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
  • OnkoZert
  • Universitätsklinikum Freiburg 

    Das Projekt wird unterstützt von der AOK PLUS – Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen, das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC), das Ro- bert Koch-Institut, das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und die Deutsche ILCO e.V.

    Über das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV)

    Das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden optimiert gemeinsam mit Partnern aus Klinik, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft die Effektivität und Qualität der Medizin zum Nutzen der Patientin- nen und Patienten und des Gesundheitssystems insgesamt. Treibende Kraft für alle künf- tigen Innovationen im deutschen Gesundheitssystem ist die Synthese von wissenschaftli- cher Evidenz, Patientenpräferenz und transparentem Konsens. Das ZEGV versteht sich als interdisziplinäre Plattform zur Zusammenführung von klinischer und methodischer Exper- tise zur Stärkung der Versorgungsforschung, Qualitätsforschung und evidenzbasierter Me- dizin an der Dresdner Hochschulmedizin gemeinsam mit lokalen, nationalen und internati- onalen Partnern.

    Über die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V. (ADT)

    Die ADT als Netzwerk für Versorgung, Qualität und Forschung in der Onkologie hat lang- jährige klinische und methodische Erfahrung in der Analyse großer onkologischer Datens- ätze aus verschiedenen Quellen und insbesondere mit klinischen registerbasierten versor- gungsnahen Daten. Auf der zweijährlich stattfindenden bundesweiten Onkologischen Qua- litätskonferenz werden Ergebnisse dieser registerbasierten Analysen zu drängenden Ver- sorgungsfragen und zu Ergebnissen onkologischer Behandlung gemeinsam mit Klinikern dargestellt. In der ADT-Vertrauensstelle findet das Verbinden unterschiedlicher Datenquel- len statt, um strukturelle und inhaltliche Fragen, wie den Nutzen der Behandlung in zerti- fizierten Zentren (WiZen) und das Ergebnis unterschiedlicher Therapien für Patientinnen, Patienten, Ärztinnen und Ärzte zu beantworten.

    Die ADT versteht sich als Netzwerk der unterschiedlichen Akteure in der Onkologie und setzt Qualitätsstandards durch Aus-, Fort- und Weiterbildung zur einheitlichen Tumordo- kumentation/Krebsregistrierung mit Zertifikat „Tumordokumentar/in“.

    Gemeinsam mit anderen Experten erstellt und aktualisiert die ADT den bundesweit einheit- lichen Onkologischen Basisdatensatz durch gesetzlichen Auftrag nach § 65 SGB V.

Kontakte für Medienschaffende

Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V.

Vorstandsvorsitzende:
Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke
E-Mail: monika.klinkhammer-schalke@ur.de

Geschäftsstellenleitung:
Bianca Franke
E-Mail: Franke@adt-netzwerk.de https://www.adt-netzwerk.de

Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden/ Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) Direktor:
Prof. Dr. med. Jochen Schmitt, MPH

E-Mail: Jochen.Schmitt@uniklinikum-dresden.de

Bereichsleiter onkologische Versorgungsforschung: Dr. rer. nat. Olaf Schoffer
E-Mail: Olaf.Schoffer@uniklinikum-dresden.de www.uniklinikum-dresden.de/zegv

 

Benjamin Waschow

Leiter Unternehmenskommunikation/

Pressesprecher