Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) informiert:

Warstein (lwl). In diesem Jahr feiert die LWL-Klinik Warstein ein besonderes Jubiläum: Die Station “PW05” besteht seit 25 Jahren. Eingegliedert in das Zentrum für Verhaltensmedizin und Psychosomatik der LWL-Klinik werden auf der Station schwerpunktmäßig Menschen mit Persönlichkeitsstörung behandelt und dabei unterstützt, sich möglichst zeitnah in ihr gewohntes Leben, in die Familie, den Beruf oder eine geeignete Tagestruktur einzugliedern.

Die Station PW05 (früher Station 12/3 oder auch AW05) entstand im Jahr 1998 unter dem damaligen Dach der Abteilung Allgemeine Psychiatrie und befasst sich seitdem mit der Behandlung von Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung. Gegründet und verantwortet hat das Angebot Dr. Ewald Rahn als Chefarzt und Abteilungsleitung gemeinsam mit Hubert Lücke als Pflegedienstleitung sowie der pflegerischen Stationsleitung durch Hartmut Kößmeier und der Oberärztin Paula Soons.

“Eine sogenannte ‘Borderline Station’ war in den 1990er Jahren zunächst ein unbekanntes Angebot, folgte zu diesem Zeitpunkt allerdings dem Spezialisierungsgedanken und der Ausrichtung der Klinik hin zu diagnosespezifischen Behandlungsangeboten”, erinnert sich Hubert Lücke. “Der von Beginn an große Zulauf machte deutlich, wie wichtig dieses Angebot war und ist. Und mittlerweile gibt es gemeinsam mit der Station PW04 ein etabliertes, nachgefragtes Angebot unter dem Dach der LWL-Klinik in Warstein zu dieser speziellen und herausfordernden Fragestellung.”

Interessierte oder betroffene Patient:innen können sich direkt bei dem Zentralen Aufnahmemanagement melden und einen Informationstermin vereinbaren.

Hintergrund


Die Patientinnen und Patienten werden mit dem Ziel behandelt, die aktuelle Erkrankung, Störung oder Krisensituation akzeptieren und bewältigen zu können. Außerdem soll sich das Wohlbefinden schnell verbessern und ein “individuelles Störungskonzept” vermittelt werden.

Mit dieser Absicht im Blick wird das Team, bestehend aus Pflegefachkräften, Psycholog:innen, Ärzt:innen, Sozialarbeiter:innen, Ergo- und Sporttherapeut:innen, fortlaufend umfassend weitergebildet. Das Fachwissen ist notwendig, um die Patient:innen gut begleiten zu können. “Hauptaufgabe ist, selbstschädigende Verhaltensweisen zu reduzieren und langfristig mehr Lebensqualität und Autonomie zu erreichen”, erklärt Dr. Christian Konkol, Chefärztlicher Leiter des Zentrums für Verhaltensmedizin und Psychosomatik. “Kurzum: Störendes, also dysfunktionales Verhalten soll durch langfristig hilfreiches Verhalten ersetzt werden, damit die Betroffenen ein zufriedeneres Leben führen können.”

Unterstützt werden die Zentrumsleiter Konkol und Lücke vor Ort durch Martina Heinke als Fach- und Sabine Rellecke als Stationsleitung und direkte Führungskräfte im Pflegedienst, sowie durch den leitenden Psychologen Carsten Fortmann und durch den Oberarzt Christian Donciu.

Seit 25 Jahren behandele das Team der Station nach diesem Konzept sehr erfolgreich und mit hoher Nachfrage Menschen aus ganz Deutschland am Standort Warstein, so der ärztliche Direktor Prof. Dr. Ronald Bottlender und Magnus Eggers, Pflegedirektor der LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein: “Wir sind sehr stolz, dieses Angebot nach so vielen Jahren mit konstanter Qualität weiterführen zu können. Wir wünschen dem gesamten Team weiterhin alles Gute und bedanken uns bei allen auch ehemaligen Teammitgliedern und Führungskräften für die engagierte Entwicklungs- und gute Zusammenarbeit.”

Hintergrund zur Behandlung


Die LWL-Klinik in Warstein behandelt Menschen mit der Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung nach dem Therapiekonzept der “dialektisch-behavioralen Therapie”, kurz DBT, nach Marsha Linehan. Die DBT geht davon aus, dass die Betroffenen in allen Lebensbereichen Unterstützung benötigen. Wenn Betroffene sich für eine Behandlung entscheiden, bestehe ein hoher Leidensdruck. Dieser gehe einher mit einem reduzierten Selbstwertgefühl, emotionaler Instabilität und häufig mit Beziehungs- bzw. Bindungsstörungen. Ebenso können traumatische Erlebnisse in der Kindheit und Jugend eine Ursache für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung sein.

Behandelt wird mit einem Trainingsangebot aus verschieden Modulen. Hier werden die Bereiche Achtsamkeit, Stresstoleranz, Selbstwert, zwischenmenschliche Fertigkeiten und Umgang mit Gefühlen bearbeitet. Die Betroffenen üben in Einzel- und Gruppensitzungen hilfreiche Fertigkeiten für die Alltagsbewältigung und den Umgang mit spezifischen Krankheitssymptomen.

Das Training von alternativen Fertigkeiten steht von Beginn der Behandlung im Vordergrund. Viele Betroffene haben nicht gelernt, sorgsam mit sich zu sein. Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung sind demzufolge die Bausteine einer gesunden Lebensweise: Es geht um Ernährung, Sport, Selbstfürsorge und sinnvolle Alltagsgestaltung, genauso wie über Arbeit, Wohnen und Familie.

Hintergrund Symptome und Beschwerden


Bei Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung wandeln sich die Gefühle innerhalb von Stunden oder Tagen oft extrem, auch wenn ein direkter Auslöser zunächst unklar ist. Gefühle werden stärker wahrgenommen, halten länger an und sind schwieriger zu regulieren als bei anderen Menschen. Borderline Patient:innen müssen sich stärker anstrengen und mehr üben, um eine Verhaltensänderung zu erzielen.

Wenn dadurch die innere Anspannung zu groß wird, neigen viele Betroffene dazu, schwer auszuhaltende Emotionen mit bestimmten Verhaltensweisen zu beenden. Studien zufolge erleben die Menschen Gefühle sieben bis neun Mal stärker als nicht Erkrankte. Sie sind schneller in Anspannung und brauchen länger, um sich wieder zu entspannen.

Diese Verhaltensweisen können sich z.B. in Selbstschädigung oder der eigenen Abwertung äußern. Auch Suchtverhalten oder der rasche Wechsel von Beziehungen können Indizien für die Borderline-Persönlichkeitsstörung sein. Die Störung, oder zumindest einige ihrer Merkmale, beginnt meistens mit der Pubertät. Die Jugendlichen (13.bis 18. Lebensjahr) werden mit selbstschädigendem Verhalten auffällig oder äußern lebensmüde Gedanken. Bis die Behandlung beginnt, dauert es häufig bis zum Erwachsenenalter.

Hintergrund “Skills”


Skills und Fertigkeiten, also hilfreiche Gedanken oder Handlungen: Sie werden eingesetzt, um Situationen oder Probleme zu bewältigen oder um Ziele zu erreichen, ohne dass dadurch längerfristiger Schaden entsteht. Alle Menschen, auch Borderline-Patienten, verfügen über Skills. Die meisten Menschen setzen diese Skills automatisch ein (z.B. eine Pause bei Erschöpfung, ein Hobby zum Ausgleich eines Berufs oder ein klärendes Gespräch nach einer Auseinandersetzung).

Borderline-Patienten haben meistens mehr Probleme als andere, sie sollten daher auch über mehr und bessere Skills verfügen, um diese Probleme zu lösen. Es ist hilfreich, sich diese Fertigkeiten bewusst zu machen, um sie im Notfall auch gezielt einzusetzen.

Nachwuchskräfte gesucht


Die LWL-Kliniken beschäftigen insgesamt etwa 350 Pflegefachkräfte, die sich auf die Behandlung von psychiatrischen Diagnosen spezialisiert haben. Die LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein suchen stätig Nachwuchskräfte für das umfangreiche Behandlungsangebot. Kontakt: Hubert Lücke.

 

Pressekontakt:


Jaqueline Bettels, LWL-Gesundheitseinrichtungen Kreis Soest, Mail: presse-lippstadt-warstein@lwl.org und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, presse@lwl.org

Der LWL im Überblick:

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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