Prof. Dr. Ricarda Richter-Dennerlein, Institut für Molekularbiologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), erforscht molekulare Mechanismen, die bei der Bereitstellung von Energie in menschlichen Zellen eine Schlüsselrolle spielen. Fehlfunktionen in diesen Prozessen sind mit schwerwiegenden Erkrankungen verbunden. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die VolkswagenStiftung unterstützen mit der neuen Förderlinie „Niedersachsen-Impuls-Professur“ die Berufung und Forschungsvorhaben von Prof. Dr. Richter-Dennerlein mit 1,4 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren.

 

Presseinformation 134 zum Thema "Erste „Niedersachsen-Impuls-Professur“ geht an die Universitätsmedizin Göttingen"
(v. l.) Jens Finke, Vorstand Wirtschaftsführung und Administration, UMG, Prof. Dr. Lorenz Trümper, Vorstand Krankenversorgung, UMG, Prof. Dr. Markus Bohnsack, Direktor des Instituts für Molekularbiologie der UMG und Sprecher des Sonderforschungsbereichs 1565, Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr. Ricarda Richter-Dennerlein, Leiterin der Arbeitsgruppe „Biochemie makromolekularer Komplexe“ am Institut für Molekularbiologie der UMG und Mitglied im Exzellenzcluster MBExC, Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstands und Vorstand Forschung und Lehre, UMG. Foto: umg/niklas richter

 

(umg) Mitochondrien werden als „Kraftwerke der Zelle“ bezeichnet, da sie den Hauptanteil zellulärer Energie produzieren. Um dies zu gewährleisten, müssen Eiweiße, auch Proteine genannt, innerhalb der Mitochondrien fehlerfrei und in ausreichender Menge produziert und zu größeren Funktionseinheiten zusammengebaut werden. Die Bildung der Proteine findet an mitochondrialen Ribosomen statt. Ribosomen sind komplexe Maschinen, die aus einer Vielzahl von Komponenten bestehen. Wie der Zusammenbau dieser Ribosomen koordiniert, reguliert und kontrolliert wird, ist bisher nicht geklärt. Jedoch haben Defekte beim Aufbau der Ribosomen beziehungsweise während der Proteinherstellung innerhalb der Mitochondrien fatale Konsequenzen für die zelluläre Energiezufuhr und führen zu schweren Krankheiten, die vor allem Herz und Gehirn betreffen.

Um die Vorgänge zu verstehen, die solchen Krankheiten zugrunde liegen, und Ansatzpunkte für neue Therapien zu identifizieren, forscht Prof. Dr. Ricarda Richter-Dennerlein mit ihrem Team an menschlichen Mitochondrien. Die Wissenschaftlerin ist Leiterin der Arbeitsgruppe „Biochemie makromolekularer Komplexe“ am Institut für Molekularbiologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und gleichzeitig Mitglied im Exzellenzcluster „Multiscale Bioimaging: Von molekularen Maschinen zu Netzwerken erregbarer Zellen“ (MBExC). Ziel der Forschung ist es, die Mechanismen besser zu verstehen, die an der Bildung funktionsfähiger mitochondrialer Ribosomen beteiligt sind. Im Weiteren steht die Aufklärung der Prozesse im Vordergrund, die zur Qualitätskontrolle beitragen, wie der Abbau defekter Ribosomen.

Mit der ersten „Niedersachsen-Impuls-Professur“ fördern das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) und die VolkswagenStiftungdie Berufung und Forschungsvorhaben von Prof. Dr. Richter-Dennerlein mit 1,4 Millionen Euro über fünf Jahre.

„Als Land Niedersachsen wollen wir jüngere Spitzenkräfte, die noch eine lange Perspektive in der Wissenschaft vor sich haben, für unsere Hochschulen gewinnen. Wir haben mit den ‚Niedersachsen-Impuls-Professuren‘ ein passgenaues Förderformat entwickelt, das helfen soll, junge Talente zu holen und damit die niedersächsische Wissenschaftslandschaft insgesamt zu stärken. Ich bin überzeugt, dass mit Prof. Dr. Ricarda Richter-Dennerlein eine besonders qualifizierte junge Wissenschaftlerin gewonnen wurde, deren erhebliches Karrierepotential sich an der UMG in Göttingen entfalten wird“, betont Wissenschaftsminister Falko Mohrs.

„Wir sind sehr stolz, dass Prof. Dr. Ricarda Richter-Dennerlein mit einer ‚Niedersachsen-Impuls-Professur‘ unterstützt wird. Noch dazu ist es die erste Impuls-Professur im Förderprogramm des Landes Niedersachsen, worüber wir uns besonders freuen“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG. „Die Förderung ist eine wertvolle Anerkennung für die Arbeit der Wissenschaftlerin und ihrem Team, um schwere Erkrankungen von Herz und Gehirn besser verstehen und zukünftig erfolgreich behandeln zu können. Die Universitätsmedizin Göttingen wird damit weiter gestärkt, wegweisende Forschung in Niedersachsen maßgeblich voranzutreiben.“

Prof. Dr. Markus Bohnsack, Direktor des Instituts für Molekularbiologie der UMG und Sprecher des Sonderforschungsbereichs 1565, hebt hervor: „Die Arbeiten von Prof. Dr. Richter-Dennerlein stärken zentrale Forschungsschwerpunkte der Universitätsmedizin Göttingen, zum Beispiel im Exzellenzcluster MBExC. Zudem können sie zu weiteren Forschungsverbünden in Göttingen beitragen, wie dem Sonderforschungsbereich 1565 ‚Molekulare Mechanismen und Vernetzung von Prozessen der Genexpression‘“.

Die bisherige Forschungsarbeit von Prof. Dr. Richter-Dennerlein als Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiterin konnte wichtige Beiträge zum Verständnis molekularer Mechanismen der Bildung und Reifung mitochondrialer Ribosomen leisten, die in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. „Ein wichtiger nächster Schritt ist es zu verstehen, wie die Bildung von Ribosomen in Mitochondrien reguliert wird beziehungsweise wie Mitochondrien auf bestimmte Stresssituationen reagieren. Insbesondere ist dabei von Interesse, wie sich die Bildung neuer Ribosomen den jeweiligen Bedürfnissen der Zelle anpasst,“ sagt Prof. Dr. Richter-Dennerlein. „Zudem möchten wir verstehen, wie nicht funktionsfähige Ribosomen in Mitochondrien erkannt und abgebaut werden. Eine Anhäufung von defekten mitochondrialen Ribosomen hat schwerwiegende Konsequenzen und kann zu neurodegenerativen Erkrankungen, Entwicklungsstörungen und Erblindung führen. Somit ist es wichtig, die Faktoren, die an der Qualitätskontrolle und dem Abbau defekter mitochondrialer Ribosomen beteiligt sind, zu definieren. Auf dieser Basis können dann neue Therapieansätze für Krankheiten entwickelt werden. Ich freue mich über die Förderung des MWK und der VolkswagenStiftung, und dass ich diesen wichtigen Forschungszielen im Rahmen meiner Professur an der UMG nachgehen kann“, so Prof. Dr. Richter-Dennerlein.

 

KONTAKT

Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität

Institut für Molekularbiologie

Prof. Dr. Ricarda Richter-Dennerlein

Humboldtallee 23, 37073 Göttingen

ricarda.richter(at)med.uni-goettingen.de

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