SUSTAIN soll Rückfall bei Magersucht vorbeugen

Forschungsstudie schließt Versorgungslücke. Nachsorge-Programm soll helfen, den Behandlungserfolg aufrecht zu erhalten.

Bochum (lwl). Die Anorexia nervosa, allgemein bekannt als Magersucht, ist eine psychosomatische Erkrankung mit lebensbedrohlichem Krankheitsverlauf und hohem Rückfallrisiko. Ein Forschungsprojekt mit dem Namen SUSTAIN (aus dem Englischen „aufrecht erhalten”) möchte nun Anorexie-Patientinnen und -Patienten helfen, an ihren Behandlungserfolg im Krankenhaus oder in der Tagesklinik anzuknüpfen und das Ziel der Gesundung weiter zu verfolgen.

„Die Anorexia nervosa beginnt bereits häufig im Jugendalter”, beschreibt Prof. Stephan Herpertz, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im LWL-Universitätsklinikum Bochum, die schwer therapierbare Essstörung. „Oft verläuft die Magersucht chronisch. Betroffene entwickeln eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers und empfinden sich auch dann noch zu dick, wenn sie bereits massiv untergewichtig sind. Infolgedessen schränken sie ihre Nahrungsaufnahme immer weiter ein.” Das Risiko eines Rückfalls ist selbst nach einer erfolgreichen (teil-)stationären Behandlung hoch. Fast die Hälfte der behandelten erwachsenen Patientinnen und Patienten entwickelt wieder eine Magersucht. Für diese hohe Rückfallquote gibt es verschiedene Ursachen: Unter anderem muss nach einem Klinikaufenthalt oft mit längeren Wartezeiten für eine ambulante Behandlungsmöglichkeit gerechnet werden.

„Auf eine stationäre Hochdosis-Behandlung folgt für die Betroffenen nicht selten eine längere Therapiepause mit der Gefahr eines Rückfalls”, so Dr. Gabriele Gerlach, SUSTAIN-Koordinatorin an der Bochumer Klinik. „SUSTAIN bietet mit dem Nachsorge-Programm einen lückenlosen Anschluss und damit die Möglichkeit, an den in der Klinik erarbeiteten Erfolgen direkt anzusetzen.” Den Patientinnen und Patienten wird eine achtmonatige ambulante Fortsetzung der Behandlung auf telemedizinischer Basis angeboten – möglichst mit der bekannten Behandlerin oder dem Behandler der Klinik. An der Studie können Patientinnen und Patienten mit Magersucht teilnehmen, die in Bochum oder in einem der an der Studie beteiligten Behandlungszentren stationär oder teilstationär behandelt worden sind.

Ansprechpartnerin im Behandlungszentrum Bochum ist Psychologin MSc. Jana Böttner, E-Mail: jana.boettner@lwl.org.

Weitere Informationen: https://psychosomatik.lwl-uk-bochum.de/die-klinik/aktuelles/sustain.

 

Forschungsprojekt SUSTAIN:

An der multizentrischen Studie SUSTAIN, die eine spezialisierte post-stationäre ambulante Anschlussbehandlung per Videokonferenz für eine nachhaltige Stabilisierung bei Anorexia Nervosa vorsieht, sind unter Leitung des Universitätsklinikums Tübingen insgesamt sieben weitere Universitätskliniken in Deutschland beteiligt. Das Forschungsprojekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert und bundesweit an neun Behandlungszentren für Essstörungen durchgeführt.

Ein Ziel der Studie ist die Aufrechterhaltung der kognitiven und emotionalen Veränderungen, die sich die Patientinnen und Patienten in der Klinik erarbeitet haben, um auch unter den Belastungen des Alltags das gesündere Essverhalten und damit auch die erreichte Gewichtszunahme nicht erneut zu gefährden. SUSTAIN richtet sich an erwachsene Patienten mit Magersucht, die eine Gewichtszunahme in der (teil-)stationären Behandlung erreicht haben und mindestens einen BMI von 15 kg/m² haben. Es können nur Patientinnen und Patienten teilnehmen, die die (teil-)stationäre Therapie in einem der beteiligten Behandlungszentren erhalten haben.

 


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Bildzeilen:

Prof. Dr. Stephan Herpertz ist Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im LWL-Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum und Zentrumsleiter der SUSTAIN-Studie in Bochum.

Dr. Gabriele Gerlach ist Oberärztin in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Koordinatorin der SUSTAIN-Studie in Bochum.

(Bildernachweis: LWL/Ritzenhoff)

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