Neue Ambulanz für neuromuskuläre Erkrankungen: Die Versorgung durch eine ganzheitliche Behandlung verbessern

Klinik für Neurologie am Klinikum Hanau erhält Zulassung für eine neue Ambulanz zur spezialfachärztlichen Versorgung von neuromuskulären Erkrankungen.

Hanau, 23. Januar 2024. Hinter dem Begriff „neuromuskuläre Erkrankungen“ verbirgt sich ein breites Spektrum von Erkrankungen der peripheren Nerven, des Rückenmarks und der Muskulatur. Eine Vielzahl an Symptomen kann durch diese recht seltenen Erkrankungen hervorgerufen werden. Dazu gehören eine Muskelschwäche zum Teil mit Muskelschwund, eine abnorme Ermüdbarkeit der Muskulatur, Schluck- und Sprechstörungen, Doppelbilder, Gefühlsstörungen und viele andere mehr. Genau deshalb ist die Diagnosestellung für Betroffene oft ein langer und schwieriger Weg. Hier schafft die Klinik für Neurologie am Klinikum Hanau jetzt Abhilfe. Seit Anfang des Jahres haben Chefarzt Dr. med. Sven Thonke und sein Team die Zulassung für die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) neuromuskulärer Erkrankungen und können so Betroffenen eine ganzheitliche wohnortnahe Behandlung bieten. Konkret bedeutet das die Einrichtung einer neuen Ambulanz, an die niedergelassene Haus- und Fachärzt:innen Patient:innen mit einer Verdachtsdiagnose oder bereits bekannten Erkrankung zur Weiterbehandlung überweisen können.

„Die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen ist oft komplex, und es braucht ein interdisziplinäres Team sowie umfassende diagnostische und therapeutische Verfahren, um diese recht seltenen Krankheiten adäquat zu diagnostizieren und zu behandeln. Ich freue mich sehr, dass wir das mit der neuen Ambulanz am Gesundheitsstandort Hanau jetzt anbieten können“, sagt Dr. med. Sven Thonke.

Bei diesen sehr unterschiedlich verlaufenden Krankheiten steht meistens die Muskelschwäche, z.T. mit einer Verschmächtigung der Muskulatur („Muskelschwund“) im Vordergrund. Je nach Erkrankungsform kann die Schwäche auf einzelne Muskelgruppen begrenzt sein oder die gesamte Muskulatur erfassen. Bei neuromuskulären Erkrankungen können periphere Nerven, Rückenmarkszellen oder Nervenbahnen im Gehirn und Rückenmark, die Überleitung von der Nervenfaser auf den Muskel oder die Muskulatur selbst geschädigt sein. Ursache können Autoimmunkrankheiten wie z.B. Myasthenia gravis, degenerative Krankheiten wie z.B. Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder entzündliche Erkrankungen wie chronische Muskelentzündungen (Myositis) und entzündliche Polyneuropathien (Polyneuritis) sein. Aber auch erbliche Erkrankungen wie hereditäre, also vererbte Polyneuropathien oder Stoffwechselerkrankungen können der Auslöser sein. Als Polyneuropathie bezeichnen Mediziner Erkrankungen, bei denen gleich mehrere Nerven außerhalb des Gehirns oder Rückenmarks nicht mehr richtig funktionieren. Dann ist die Reizweiterleitung von Muskeln, Organen oder der Haut zum zentralen Nervensystem gestört, was zu verschiedenen Symptomen führen kann.

Am wichtigsten für Betroffene ist zunächst eine genaue Diagnosestellung, um herauszufinden, um welche Form es sich handelt. Neben der Erfassung der eigenen und familiären Krankheitsgeschichte (Anamnese) und der körperlichen Untersuchung können Laboruntersuchungen von Blut und Liquor („Nervenwasser“), bildgebende Verfahren wie CT, MRT oder Ultraschall, elektrophysiologische Untersuchungen der Muskeln und Nerven (Elektroneurographie und Elektromyographie) sowie weitere genetische, kardiologische, internistische und orthopädische Untersuchungen eingesetzt werden. Diese dienen auch dazu, andere Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen auszuschließen. Dafür arbeiten die Neurologen eng mit den jeweiligen Fachabteilungen innerhalb des Klinikums, aber auch mit externen Kooperationspartnern zusammen.

Ist die Ursache geklärt und die Diagnose steht fest, gibt es je nach Form spezifische Therapien, die das Team der Ambulanz verordnen kann. Auch einige genetisch bedingte Erkrankungen können mittlerweile mit innovativen Medikamenten behandelt werden. Hinzu kommt die Behandlung von Symptomen, wie Muskelkrämpfen oder Nervenschmerzen, sowie die regelmäßige Kontrolle des Krankheitsverlaufs. Die Expert:innen der neuen Ambulanz beraten auch zu Hilfsmitteln, Heilmitteln, Ernährungs- und Atemhilfen und ordnen ggf. physiotherapeutische, rehabilitative, logopädische und ergotherapeutische Maßnahmen zur Unterstützung an.

Mehr als 100.000 Menschen sind in Deutschland von einer neuromuskulären Erkrankung betroffen, bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind das aber relativ seltene Krankheiten. Umso wichtiger sind genaue Kenntnisse dieser Erkrankungen, um den Patient:innen ein hohes Maß an hochqualifizierter Diagnostik und Therapie anzubieten. „Ich freue mich, dass wir mit der neuen Spezial-Sprechstunde unser Therapieangebot für neurologische Erkrankungen noch weiter ausbauen können und in enger Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Haus- und Fachärzt:innen die Behandlung dieser besonderen Patient:innengruppe optimieren können“, so der Geschäftsführer des Klinikums Hanau, Volkmar Bölke.

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