Typisierungaktion auf dem Zentralcampus: Juristi-
sche Fakultät der Universität Göttingen engagiert sich
für Leukämie-erkrankte Mutter einer Kommilitonin.

255 Menschen registrieren sich bei der Typisierungsaktion der juristischen
Fakultät auf dem Zentralcampus als potenzielle Stammzellspender*innen
bei der Knochenmark- und Stammzellspenderdatei Göttingen (KMSG) der
UMG. Universitätspräsident Prof. Dr. Metin Tolan als Schirmherr der Typi-
sierungsaktion war vor Ort dabei. Interessierte können sich auch nachträg-
lich zum Beispiel per kostenlosem Registrierungsset typisieren lassen.


(umg) Lea Baron ist Jura-Studentin an der Georg-August-Universität Göttingen.
Als ihre Kommiliton*innen erfahren, dass ihre Mutter Anett an Leukämie erkrankt
ist, werden sie aktiv. Sie möchten helfen, den lebensnotwendigen „Stammzell-
Zwilling“ für eine Stammzellspende zu finden. Damit unterstützen sie gleichzeitig
viele Leukämie-Patient*innen weltweit, die ebenfalls auf eine Stammzellspende
angewiesen sind.
„Die Situation macht verletzlich. Angst nimmt sich schnell viel Raum. Es kostet
Kraft, den Glauben an das immer halb volle Glas nicht zu verlieren“, sagt Leas
Mutter Anett. Dass sich nun so viele dafür engagieren, dass Leas Mutter die
Hoffnung nicht verliert, freut die Tochter: „Wir spüren so viel Liebe, Selbstlosigkeit
und Kraft um uns herum, das hätte ich niemals gedacht. Mit der Diagnose
Leukämie sieht alles so finster aus.

Und dann kommen helfende Hände von Außen, die sagen: ,Wir machen das, wir schaffen das!‘“. Eine dieser helfenden Hände ist Dr. Simon Gerdemann, ebenfalls an der juristischen Fakultät tätig. Der Fall von Lea berührt ihn, denn auch seine kleine Schwester war einmal an Leukämie erkrankt. Bereits im Jahr 2009 führte er eine Typisierungsaktion in Kooperation mit der KMSG der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) auf dem Zentralcampus durch. Glücklicherweise war
Gerdemann damals selbst als Spender für seine Schwester geeignet. Bei Anett konnte leider niemand passendes in der Familie gefunden werden. Für Leas Mutter wird Dr. Gerdemann wieder aktiv und organisiert die Typisierungsaktion
am 15. und 16. Juli 2021 vor dem Juridicum.

Die Typisierungsaktion hat mit jeder Registrierung bei der KMSG die
Wahrscheinlichkeit gesteigert, einen „genetischen Zwilling“ zu finden. Gesucht
werden Spendewillige, deren Gewebemerkmale (sogenannte Humane- 2
Leukozyten-Antigene bzw. HLA-Merkmale) zu Anett passen. An zwei Tagen
haben die Helfer*innen 255 Wattestäbchen zur Typisierung „gesammelt“. Diese
werden in einem Labor mit einer sehr aufwendigen Labormethode
molekulargenetisch untersucht.

„Ich glaube, das ist vielen nicht bewusst, dass jeder einzelne, der sich registriert,
uns sehr viel Hoffnung gibt. Ich denke auch, dass Menschen es sich gar nicht
richtig vorstellen können, dass sie damit wirklich Menschenleben retten können“,
sagt Lea. Ihre Mutter setzt sich daher für das Thema Stammzellspende und auch
für die Blutspende ein. Denn aktuell benötigt sie infolge der Chemotherapie
regelmäßig Blutprodukte und ist damit auch auf die Unterstützung von
Blutspender*innen angewiesen. Lea ist stolz auf ihre Mutter Anett, die sich ihr
Leben lang für Herzensthemen eingesetzt hat und es auch jetzt noch tut: „Das
bedeutet, dass sie noch sie selbst ist. Sie kämpft und sie hat die Kraft.“

TYPISIERUNG BEI DER KMSG
Typisierungsaktionen sind nur eine Möglichkeit, bei der sich Menschen als poten-
zielle Stammzellspender*innen registrieren können. Eine Registrierung ist auch
per Registrierungsset möglich. Dies kann kostenlos angefordert werden über:
https://kmsg.umg.eu. Auch beim Blutspendedienst der UMG „Blut für’s Klinikum“
(im Klinikum oder am Campus) können sich Freiwillige bei der KMSG registrieren
(
https://blutspende.umg.eu).

Bei einer Typisierung werden Gewebemerkmale die sogenannten HLA-
Merkmale – analysiert. Mehrere tausend Varianten dieser Merkmale existieren in
unzähligen Kombinationen. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Menschen die
gleichen Gewebemerkmale haben, ist sehr gering. Diese müssen übereinstim-
men, damit eine Stammzellspende erfolgen kann. Typisierungsaktionen, bei der
sich zahlreiche Menschen als potenzielle Stammzellspender*innen registrieren,
helfen, die „Nadel im Heuhaufen“ zu finden. Damit Spender*innen und Erkrankte
schnell zusammengeführt werden können, werden die Daten pseudonymisiert
(ohne Angabe des Namens und der Kontaktdaten) an das Zentrale Knochen-
mark- und Stammzellspender-Register in Ulm (ZKRD) übermittelt. Sollte ein*e
passende Spender*in bei der KMSG gefunden werden, wird die Person von ei-
nem interdisziplinären Ärzt*innen-Team der UMG zur Spendefähigkeit unter-
sucht.