Forschende aus dem Helmholtz-Institut Ulm (HIU) haben eine rekordverdächtige Lithium-Metall-Batterie entwickelt, die insbesondere für die klimafreundliche Elektromobilität interessant ist. Diese neuartige Batterie bietet eine extrem hohe Energiedichte von 560 Wattstunden pro Kilogramm. Bisher war die Stabilität solcher Lithium-Metall-Batterien nicht ausreichend für einen Einsatz in der Elektromobilität. Doch diese Herausforderung haben die Forschenden durch eine neue Materialkombination gelöst: Eine nickelreiche Kathode bietet die nötige Energiedichte und ein ionischer Flüssigkeitselektrolyt sorgt dafür, dass diese hohe Kapazität über viele Ladezyklen erhalten bleibt.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat das Helmholtz-Institut Ulm in Kooperation mit der Universität Ulm vor rund zehn Jahren gegründet. Mittlerweile arbeiten am HIU mehr als 130 Forschende in Theorie und Praxis an Batterien der Zukunft. Weitere Informationen über die neuartige Lithium-Metall-Batterie, die im Fachjournal Joule vorgestellt wird, finden Sie in der Presseinformation vom KIT/HIU unter:
https://www.kit.edu/kit/pi_2021_075_rekordverdachtige-lithium-metall-batterie.php

 

Rekordverdächtige Lithium-Metall-Batterie
Nickelreiche Kathode und ionischer Flüssigelektrolyt ermöglichen extrem hohe Energiedichte bei guter Stabilität – Forschende berichten im Magazin Joule

Eine extrem hohe Energiedichte von 560 Wattstunden pro Kilogramm bei bemerkenswert guter Stabilität bietet eine neuartige Lithium-Metall-Batterie. Dafür haben Forschende am vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in Kooperation mit der Universität Ulm gegründeten Helmholtz-Institut Ulm (HIU) eine vielversprechende Kombination aus Kathode und Elektrolyt eingesetzt: Die nickelreiche Kathode erlaubt, viel Energie pro Masse zu speichern, der ionische Flüssigelektrolyt sorgt dafür, dass die Kapazität über viele Ladezyklen weitestgehend erhalten bleibt. Über die rekordverdächtige Lithium-Metall-Batterie berichtet das Team im Magazin Joule (DOI: 10.1016/j.joule.2021.06.014)

Derzeit stellen Lithium-Ionen-Batterien die gängigste Lösung für die mobile Stromversorgung dar. Die Technologie stößt jedoch bei manchen Anforderungen an ihre Grenzen. Dies gilt besonders für die Elektromobilität, bei der leichte, kompakte Fahrzeuge mit hohen Reichweiten gefragt sind. Als Alternative bieten sich Lithium-Metall-Batterien an: Sie zeichnen sich durch eine hohe Energiedichte aus, das heißt, sie speichern viel Energie pro Masse bzw. Volumen. Doch ihre Stabilität stellt eine Herausforderung dar – weil die Elektrodenmaterialien mit gewöhnlichen Elektrolytsystemen reagieren.

Eine Lösung haben nun Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und am Helmholtz-Institut Ulm – Elektrochemische Energiespeicherung (HIU) gefunden. Wie sie im Magazin Joule berichten, setzen sie eine vielversprechende neue Materialkombination ein. Sie verwenden eine kobaltarme, nickelreiche Schichtkathode (NCM88). Diese bietet eine hohe Energiedichte. Mit dem üblicherweise verwendeten kommerziell erhältlichen organischen Elektrolyten (LP30) lässt die Stabilität allerdings stark zu wünschen übrig. Die Speicherkapazität sinkt mit steigender Zahl der Ladezyklen. Warum das so ist, erklärt Professor Stefano Passerini, Direktor des HIU und Leiter der Forschungsgruppe Elektrochemie der Batterien: „Im Elektrolyten LP30 entstehen Partikelrisse an der Kathode. Innerhalb dieser Risse reagiert der Elektrolyt und zerstört die Struktur. Zudem bildet sich eine dicke moosartige lithiumhaltige Schicht auf der Kathode.“ Die Forschenden verwendeten daher stattdessen einen schwerflüchtigen, nicht entflammbaren ionischen Flüssigelektrolyten mit zwei Anionen (ILE). „Mithilfe des ILE lassen sich die Strukturveränderungen an der nickelreichen Kathode wesentlich eindämmen“, berichtet Dr. Guk-Tae Kim von der Forschungsgruppe Elektrochemie der Batterien am HIU.

Kapazität über 1 000 Ladezyklen zu 88 Prozent erhalten

Die Ergebnisse: Die Lithium-Metall-Batterie erreicht mit der Kathode NCM88 und dem Elektrolyten ILE eine Energiedichte von 560 Wattstunden pro Kilogramm (Wh/kg). Sie weist anfänglich eine Speicherkapazität von 214 Milliamperestunden pro Gramm (mAh/g) auf; über 1 000 Ladezyklen bleibt die Kapazität zu 88 Prozent erhalten. Die Coulomb-Effizienz, die das Verhältnis zwischen entnommener und zugeführter Kapazität angibt, beträgt durchschnittlich 99,94 Prozent. Da sich die vorgestellte Batterie auch durch eine hohe Sicherheit auszeichnet, ist den Forschenden aus Karlsruhe und Ulm damit ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur kohlenstoffneutralen Mobilität gelungen. (or)

Über das Helmholtz-Institut Ulm

Das Helmholtz-Institut Ulm (HIU) wurde im Januar 2011 vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft in Kooperation mit der Universität Ulm gegründet. Mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) sind zwei weitere renommierte Einrichtungen als assoziierte Partner in das HIU eingebunden. Das internationale Team aus rund 130 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern forscht im HIU an der Weiterentwicklung der Grundlagen von zukunftsfähigen Energiespeichern für den stationären und mobilen Einsatz.

Originalpublikation (Open Access)

Fanglin Wu, Shan Fang, Matthias Kuenzel, Angelo Mullaliu, Jae-Kwang Kim, Xinpei Gao, Thomas Diemant, Guk-Tae Kim, and Stefano Passerini: Dual-anion ionic liquid electrolyte enables stable Ni-rich cathodes in lithium-metal batteries. Joule. Cell Press, 2021. DOI: 10.1016/j.joule.2021.06.014
https://doi.org/10.1016/j.joule.2021.06.014

Mehr zum HIU: https://www.hiu-batteries.de

Bildunterschrift Bild 1: Mit einer vielversprechenden Kombination aus Kathode und Elektrolyt wollen die Forscherinnen und Forscher des HIU eine sehr hohe Energiedichte möglich machen. (Foto: Amadeus Bramsiepe, KIT)

Bildunterschrift Bild 2: Mit dem ionischen Flüssigelektrolyten ILE (rechts) lassen sich Strukturveränderungen an der nickelreichen Kathode NCM88 weitgehend vermeiden; die Kapazität der Batterie bleibt über 1 000 Ladezyklen zu 88 Prozent erhalten. (Abbildung: Fanglin Wu und Dr. Matthias Künzel, KIT/HIU)

Die Fotos stehen unter http://www.kit.edu/downloads/pi_bilder/2021_075_Rekordverdaechtige Lithium-Metall-Batterie_1.jpg und http://www.kit.edu/downloads/pi_bilder/2021_075_Rekordverdaechtige Lithium-Metall-Batterie_2.jpg zum Download bereit und können auf unserer Website angefordert werden.

Die Verwendung der Bilder ist ausschließlich in dem oben genannten Zusammenhang gestattet.

Kontakt für diese Presseinformation: Sandra Wiebe, Pressereferentin KIT