Fragen an… Prof. Dr. Mark Praetorius

Hören ist mehr, als nur Geräusche und Töne zu verarbeiten: Das Hören ist einer unserer wichtigsten Sinne, es ermöglicht uns Kommunikation mit unserer Umwelt, es kann uns warnen und gibt uns Orientierung. Anlässlich des Welttags des Hörens am 3. März informiert Prof. Dr. Mark Praetorius, Stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), zum Thema Schwerhörigkeit und Therapiemöglichkeiten.

Was passiert bei Schwerhörigkeit?

Prof. Dr. Mark Praetorius: In unseren Ohren sortieren und filtern winzige, hochsensible Strukturen die vielfältigen akustischen Signale und verarbeiten sie zu Hörreizen. Ist die Reizübertragung gestört, kann dies zur Beeinträchtigung des Hörens bis hin zu Schwerhörigkeit führen. Am häufigsten kommt es zu einer altersbedingten Hörminderung im Innenohr, hier werden die Schallsignale in elektrische Impulse umgewandelt und in bestimmte Hirnareale weitergeleitet. Schätzungen zufolge sind alleine in Deutschland zwischen 17 und 20 Millionen Menschen von einer verminderten Hörfähigkeit betroffen. Wenn das Hören nicht mehr gut funktioniert, kann das verschiedene Ursachen haben.

Welche Risikofaktoren gibt es für Schwerhörigkeit?

Prof. Praetorius: Oftmals denkt man beim Thema Hörverlust an Lärmbelastungen während der Arbeit – dort wird aber mitteilweile so gut mit entsprechenden Schutzmaßnahmen vorgebeugt, dass es in diesem Umfeld kaum zu Hörverlust kommt. Ganz im Gegensatz zum Freizeitbereich: Übermäßig lautes Hören von Musik über Kopfhörer oder das Besuchen von Konzerten ohne zusätzlichen Hörschutz sind ein Hauptrisikofaktor, eine Schwerhörigkeit zu entwickeln. Da die sensiblen Strukturen im Ohr nicht nachwachsen, ist es wichtig, hier vorzubeugen und übermäßigen Lärm zu meiden. Daneben können auch Entzündungen oder erbliche Faktoren eine Rolle spielen.

Welche Folgen kann Schwerhörigkeit haben?

Prof. Praetorius: Bleibt eine Schwerhörigkeit unbehandelt, kann dies weitreichende Folgen haben und durch die Kommunikationsschwierigkeiten vor allem zu sozialer Isolation führen. Aus Studien wissen wir, dass eine Schwerhörigkeit im mittleren Lebensalter ein zentraler Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz sein kann. Das liegt vermutlich daran, dass der Hörverlust zu einer Dauerbelastung im Hirn führt und sich vermehrt auf das Hören konzentriert werden muss. Daher sollte eine Schwerhörigkeit rechtzeitig diagnostiziert und behandelt werden.

Ab wann sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen und welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Prof. Praetorius: Symptome sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden: Wenn das Fernsehen immer lauter gestellt werden muss, weil man nichts mehr versteht, oder wenn das Umfeld einer Person spiegelt, dass das Hörvermögen nachgelassen hat, sollten Betroffene einen Hörtest machen lassen. Oftmals ist eine passende Therapie schnell gefunden. Die Therapiemöglichkeiten hängen davon ab, wie weit die Schwerhörigkeit fortgeschritten ist. Wenn Hörgeräte nicht mehr helfen oder wenn sogar eine Ertaubung vorliegt, kann ein Cochlea-Implantat helfen.

Wie funktioniert ein Cochlea-Implantat?

Prof. Praetorius: Während klassische Hörgeräte wie ein Lautsprecher den Schall verstärken, ahmt ein Cochlea-Implantat die Funktion der geschädigten Struktur im Innenohr nach. Ein Mikrofon hinter dem Ohr empfängt den Schall, der in ein digitales Signal umgewandelt wird. Das Signal wird von der Sendespule an die Empfängerspule unter der Kopfhaut weitergegeben, hier werden die Hörnervfasern gereizt. Das Signal wird dann ins Gehirn weitergegeben. Das Implantat eignet sich für Patient:innen aller Altersgruppen, das umfasst ebenso Neugeborene wie auch ältere Patient:innen. Im UKE setzten wir Cochlea-Implantate nicht nur ein, sondern begleiten die Patient:innen auch intensiv bei der Nachsorge.

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Das 1889 gegründete Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist eine der modernsten Kliniken Europas und mit rund 14.400 Mitarbeitenden einer der größten Arbeitgeber in Hamburg. Pro Jahr werden im UKE rund 497.000 Patient:innen versorgt, 90.000 davon stationär und 407.000 ambulant. Zu den Forschungsschwerpunkten des UKE gehören die Neurowissenschaften, die Herz-Kreislauf-Forschung, die Versorgungsforschung, die Onkologie sowie Infektionen und Entzündungen. Über die Medizinische Fakultät bildet das UKE rund 3.400 Mediziner:innen, Zahnmediziner:innen und Hebammen aus.

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