Engmaschige Betreuung in zertifizierter Herzinsuffizienz-Schwerpunktpraxis im MEDICLIN MVZ Dessau

Dr. Karin Rybak, Ärztliche Leiterin des MEDICLIN MVZ Dessau

Dessau, 05.07.2023. Die Zahl der Herzinsuffizienz-Patient*innen in deutschen Kliniken und Praxen steigt von Jahr zu Jahr. Die Herzschwäche ist mittlerweile die häufigste Einweisungsdiagnose. Das liegt einerseits an der immer älter werdenden Bevölkerung und andererseits an den sich ständig verbessernden therapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sodass viele Patient*innen dadurch erst das finale Stadium der Herzinsuffizienz erreichen. Trotzdem geht die Sterblichkeitsrate durch Herzschwäche in den letzten Jahren kontinuierlich zurück. Laut aktuellem Herzbericht der Deutschen Herzstiftung könnte dies ein Hinweis auf eine verbesserte Behandlung der Herzinsuffizienz sein. Welchen Anteil sogenannte HFU (Heart-Failure-Unit)-Schwerpunktpraxen an einer leitlinienkonformen Versorgung haben, erklärt Dr. Karin Rybak, Ärztliche Leiterin des MEDICLIN MVZ Dessau, das über die einzige von der DGK (Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung) zertifizierte HFU-Schwerpunktpraxis in Sachsen-Anhalt verfügt.

Was ist Herzinsuffizienz?

„Bei einer Herzinsuffizienz ist die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigt, dadurch wird weniger Blut und damit weniger Sauerstoff durch den Körper transportiert. Der entstehende Sauerstoffmangel schädigt Organe und Gewebe und in einigen Fällen führt das zu einem Blutstau in den Gefäßen. Flüssigkeit wird in das umliegende Gewebe gepresst und es entstehen sogenannte Ödeme, also Flüssigkeitsansammlungen“, erklärt Rybak.

Eine Wasseransammlung in der Lunge, ein sogenanntes Lungenödem, infolge der Herzinsuffizienz stört die Atemfunktion und Sauerstoffaufnahme und stellt eine Akutsituation dar. Betroffene leiden unter Kurzatmigkeit oder Husten. Aber auch Ödeme in den Beinen sind möglich. Die Herzschwäche schränkt Patient*innen im privaten und beruflichen Alltag oftmals extrem ein und verändert die Lebensqualität enorm.

Was ist eine Herzinsuffizienz-Schwerpunktpraxis?

Mit der richtigen Therapie und einer regelmäßigen, fachkundigen Betreuung kann die Leistungsfähigkeit des Herzens bei Herzinsuffizienz über lange Zeit verbessert werden. In einer Herzinsuffizienz-Schwerpunktpraxis arbeiten zertifizierte Herzinsuffizienz-Ärzt*innen und -Pflegekräfte. Die sogenannten Herzinsuffizienzschwestern sind die wichtigsten Bezugspersonen der Betroffenen. Sie überwachen deren Herzinsuffizienztagebücher, können Therapien anpassen und sorgen im Notfall für eine sofortige Vorstellung beim behandelnden Arzt oder der Ärztin.

Wer sich in einer HFU-Schwerpunktpraxis behandeln lässt, profitiert laut Rybak enorm von der engmaschigen Überwachung. Sie erklärt: „Einen festen Ansprechpartner zu haben und zu wissen, dass im Falle einer Verschlechterung direkt eingegriffen werden kann, das gibt den Patient*innen Sicherheit. Das Verhältnis zwischen Herzinsuffizienzschwester und Patient*in ist sehr eng, einerseits durch den regelmäßigen Kontakt, andererseits, weil wir unsere Patient*innen meist schon jahrelang kennen“, sagt Rybak. Herzinsuffizienzpatient*innen seien meist mehrfach im Quartal zur Kontrolle in der Praxis, je nach individueller Situation könne die Frequenz aber auch wöchentlich sein. Das werde individuell entschieden, erklärt die Fachärztin weiter.

Wann werden telemedizinische Maßnahmen eingesetzt?

Seit 2021 haben gesetzlich versicherte Patient*innen mit einem bestimmten Schweregrad der Herzinsuffizienz Anspruch auf eine telemedizinische Überwachung ihres Krankheitsbildes. Die Dessauer HFU-Schwerpunktpraxis ist gleichzeitig ein Telemedizinisches Zentrum, das aktuell weiter ausgebaut wird.

Wie funktioniert Telemedizin?

„Herzinsuffizienzpatient*innen mit einer Herzleistung unter 40 Prozent werden durch die Telemedizin spezialisiert betreut. Sie bekommen Waage, Blutdruckgerät und ein mobiles EKG mit nach Hause, die Werte werden automatisch per Bluetooth täglich an uns übermittelt und in der Praxis ausgewertet. Für jede Patientin und jeden Patienten werden individuelle Grenzwerte für Gewicht, Blutdruck und Herzfrequenz festgelegt. Werden diese Werte überschritten, bekommt die Praxis eine Alarmmeldung. In diesem Fall nehmen wir direkt Kontakt mit der Patientin oder dem Patienten auf, ggf. auch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt“, erklärt Rybak. Das Ziel sei, stationäre Aufenthalte zu vermeiden, da sie nachweislich die Sterblichkeitsrate erhöhen.

Jeder stationäre Aufenthalt verschlechtert die Prognose von Patient*innen. Durch die zusätzlichen telemedizinischen Maßnahmen sehen die HFU-Schwestern eine Verschlechterung der kardialen Situation sehr frühzeitig, oft bevor Patient*innen es selbst bemerken.

Bei Patient*innen, die einen implantierten Defibrillator oder ein sogenanntes CRT-System (einen besonderen Schrittmacher bei Herzinsuffizienz) tragen, können darüber hinaus frühzeitig technische Probleme via Telemedizin erkannt werden.

Wie arbeiten HFU-Schwerpunktpraxen und Krankenhäuser zusammen?

In den HFU-Schwerpunktkliniken, den stationären Heart-Failure-Units, erfolgt eine hochspezialisierte Diagnostik und Therapie, aber die Patient*innen werden hier nur relativ kurz behandelt. Die Herzinsuffizienzschwestern dieser Kliniken koordinieren, dass die Therapie der Patient*innen nach dem Klinikaufenthalt nahtlos ambulant weitergeführt und optimiert wird. „Wir arbeiten eng mit dem MEDICLIN Herzzentrum Coswig zusammen. Die Klinik ist – analog zu unserer Praxis – als HFU-Schwerpunktklinik zertifiziert und verfügt über modernste Möglichkeiten der kardiologischen Diagnostik und Therapie. Gemeinsam haben wir uns zu einem Herzinsuffizienzzentrum zusammengeschlossen. Das hat für uns Ärzt*innen, aber vor allem für die Patient*innen große Vorteile: Patient*innen, die noch keinen niedergelassenen Kardiologen oder eine Kardiologin haben, werden vom Herzzentrum direkt mit einem Termin in unserem MVZ entlassen“, erklärt Rybak. „Wir entscheiden dann, ob eine ´normale Kontrolle´ ausreichend ist oder, ob zusätzlich eine telemedizinische Überwachung nötig ist“.

Wie kommt man in eine HFU-Schwerpunktpraxis?

„Patient*innen mit einer unentdeckten Herzinsuffizienz kommen oft akut in eine Klinik und werden dann an unsere Praxis vermittelt. Umgekehrt gibt es natürlich auch viele Patient*innen, die wir schon lange betreuen und erst dann in die Klinik einweisen, wenn eine Verschlechterung eintritt oder wenn ein Implantat geplant ist“, sagt Rybak.

Die Herzschwäche gilt häufig als Alterskrankheit. Das Herz wird jedoch nicht nur durch das Alter, sondern vorrangig durch andere Herz-Kreislauf-und Stoffwechselerkrankungen, wie z.B. durch die arterielle Hypertonie oder den Diabetes mellitus, geschwächt. Der Herzinfarkt ist eine häufige Ursache für die Entstehung einer Herzinsuffizienz, aber auch eine Koronare Herzerkrankung oder Vorhofflimmern können zur Herzinsuffizienz führen. „Patient*innen, die wegen einer Akutsituation im Krankenhaus behandelt werden, können von dort zu uns überwiesen werden, aber auch die Hausärztin oder der Hausarzt haben diese Möglichkeit, wenn sie den Verdacht haben, dass eine Herzinsuffizienz vorliegt“, sagt Rybak. Laut Versorgungsatlas zur leitliniengerechten Therapie der Herzinsuffizienz werden mehr als die Hälfte aller Herzinsuffizienzpatient*innen ausschließlich hausärztlich behandelt. Aus Rybaks Sicht sei aber die Überweisung an eine kardiologische Praxis, idealerweise an eine HFU-Schwerpunktpraxis, ratsam.

HFU-Schwerpunktpraxis

Die kardiologische Praxis des MEDICLIN MVZ Dessau ist seit 2022 zertifizierte HFU-Schwerpunktpraxis (hfu.dgk.org/zertifizierte-hfus/). Sie wurde als erste Praxis in Sachsen-Anhalt zertifiziert und ist in der Region die einzige ambulante Heart Failure Unit. Die nächsten HFU-Schwerpunktpraxen gibt es in Berlin und Leipzig.
Sachsen-Anhalt hat laut aktuellem Herzbericht der Deutschen Herzstiftung die höchste Sterbeziffer mit 182 KHK- und 66 Herzinfarkt-Sterbefällen pro 100.000, umso wichtiger ist es, in der Region die Überwachung und Behandlung von gefährdeten Patient*innen zu verbessern.

 

Pressekontakt:

Judith Boateng

Pressereferentin

MEDICLIN Unternehmenskommunikation

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