Oktober ist Brustkrebsmonat: Janine Fitzner erhält mit 42 Jahren die Diagnose erblich bedingter Brustkrebs. Nur zehn Prozent der Patient*innen erkranken daran. Die zweifache Mutter wurde im Brustkrebszentrum der UMG behandelt.

 

Presseinformation 132 zum Thema "Mein schlimmstes Jahr war gleichzeitig mein bestes"
Freuen sich, dass die Therapie so gut verlaufen ist. Janine Fitzner mit ihrem behandelnden Arzt Tobias Blaum. Foto: umg
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Janine Fitzner im Gespräch mit Tobias Blaum. Foto: umg
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Janine Fitzner wurde durch die Breast and Cancer Care Nurse Sabine Vath während ihrer Therapie betreut. Foto: umg

 

(umg) Derzeit erkrankt etwa eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Das Durchschnittsalter liegt bei rund 64 Jahren. Doch etwa eine von sechs Frauen ist jünger als 50 Jahre, wenn sie an Brustkrebs erkrankt. So auch Janine Fitzner. Bei ihr wird mit 42 Jahren ein besonders aggressiver Tumor der Brust an der UMG diagnostiziert. Hinzukommt, dass dieser durch eine Genveränderung vererbt wird. Für die zweifache Mutter keine leichte Situation. Janine Fitzner wird von den Expert*innen des Brustkrebszentrums der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) behandelt. Sie durchläuft eine Chemotherapie und entscheidet sich für einen operativen Eingriff. Durch die genetische Veranlagung ist das Risiko für eine erneute Erkrankung hoch, deshalb werden der Katlenburgerin in einer mehrstündigen Operation beide Brüste entfernt und gleichzeitig wiederaufgebaut. Trotz ihrer schweren Erkrankung und der Unsicherheit verliert die 42-Jährige nie ihre Lebensfreude. „Ich war schon immer ein positiver Mensch. Ich wusste einfach, ich muss da jetzt durch. Vor allem meine Familie und Freunde haben mir während der Therapie geholfen und waren immer für mich da. Außerdem waren die Ärzt*innen und Pflegekräfte alle super nett“, so Janine Fitzner. Das Brustkrebszentrum der UMG ist seit 2008 von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert.

Bei weniger als zehn Prozent der Brustkrebserkrankungen liegt eine erbliche Veränderung in einem „Brustkrebs-Hochrisiko-Gen“ vor. Am häufigsten betrifft dies die Gene BRCA1 und BRCA2. Die Trägerinnen der Mutation erkranken früher als Frauen ohne erbliche Belastung: im Durchschnitt mit etwa 44–50 statt 64 Jahren. Bei Janine Fitzner wurde eine Mutation auf dem BRCA2-Gen nachgewiesen. Da ihre Mutter bereits zwei Mal an Brustkrebs erkrankt war, war sich Janine Fitzner ihrem erhöhten Risiko, selbst daran zu erkranken, bewusst. „Ich hatte mich mit Anfang 20 gegen den Gentest entschieden, weil ich nicht in Angst vor dem Brustkrebs leben wollte. Als ich dann ein wiederholtes Stechen in der Brustwarze gemerkt habe und diese angeschwollen ist, bin ich zu meinem Frauenarzt gegangen. Die Vermutung lag zuerst auf einer Entzündung, weil die Stelle für einen Tumor sehr ungewöhnlich ist. Die Biopsie hat dann jedoch gezeigt, dass es sich um einen schnell wachsenden und aggressiven Tumor handelt. Die gute Nachricht war, dass er stark abgekapselt war und nicht gestreut hatte. Für die Behandlung habe ich mich dann an die UMG gewandt, weil ich alles aus einer Hand haben wollte“, so Janine Fitzner.

Behandlung im spezialisierten Zentrum erhöht Überlebensvorteil

„Patient*innen mit genetisch bedingtem Brustkrebs benötigen eine besondere Betreuung und Behandlung. Diese ist nur in einem spezialisierten Zentrum wie dem Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs (FBREK) möglich. Hier arbeiten alle Expert*innen der beteiligten Fachdisziplinen eng zusammen, um jeder*jedem Patient*in eine auf sie*ihn zugeschnittene Therapie zu ermöglichen. Die WiZen-Studie, eine Studie zur Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren, hat jetzt gezeigt, dass die Vorteile im Gesamtüberleben für Brustkrebspatient*innen in einem von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG)-zertifizierten Zentrum bei 23 Prozent liegen“, so Prof. Dr. Julia Gallwas, Direktorin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der UMG und Sprecherin des Brustkrebszentrums und des FBREK-Zentrums. Das FBREK der UMG ist eines von aktuell 23 Konsortialzentren im Deutschen Konsortium für Familiären Brust- und Eierstockkrebs in ganz Deutschland. Es ist seit 2021 nach den Vorgaben der DKG zertifiziert.

An der UMG wurden bei Janine Fitzner umfangreiche Untersuchungen gemacht. Dazu gehörten unter anderem eine Knochenszintigrafie, eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie (MRT). Die Ergebnisse wurden dann im interdisziplinären Tumorboard des UniversitätsKrebszentrums Göttingen besprochen. Hier legen die Expert*innen die bestmögliche Therapie für jede*n Patient*in fest. Die erste Behandlung für Janine Fitzner war eine Chemotherapie, die direkt auf den Tumor und sein Wachstum wirkt. Die Therapie hat gut angeschlagen. Der Tumor war nach der Chemotherapie bildlich nicht mehr darstellbar. „Ich habe die Chemo gut vertragen. Ich war zwar sehr müde, hatte oft Herzstolpern und Probleme mit den Schleimhäuten, aber keinerlei Übelkeit und Erbrechen. Um mich auf die Therapie vorzubereiten, habe ich mir meine langen Haare abgeschnitten und gespendet. Ich wollte den Zeitpunkt selbst bestimmen und so etwas Kontrolle während der Therapie behalten“, so Janine Fitzner.

Ich akzeptiere, was ich nicht ändern kann

Auf die Chemotherapie folgte die Operation. In dem sechsstündigen Eingriff wurde Janine Fitzner das Brustdrüsengewebe beider Brüste entfernt und mit Silikonprothesen wiederaufgebaut. Nach der Operation war sie tumorfrei und sehr erleichtert. Während der gesamten Therapie half der 42-Jährigen ihr Optimismus. „Ich akzeptiere, was ich nicht ändern kann und richte den Blick nach vorn. Es muss ja weitergehen“, sagt die Katlenburgerin. „Meine Familie und Freunde haben mir unglaublich geholfen in dieser Zeit. Sie waren meine Stütze. Ich habe trotz der Erkrankung so viele schöne Erlebnisse gehabt. Es ist verrückt, aber mein schlimmstes Jahr, war auch mein bestes“, so die 42-Jährige.

Janine Fitzner hat zwei Töchter im Alter von 25 und acht Jahren. Auch wenn sie sich selbst in jungen Jahren gegen den Gentest entschieden hat, möchte sie für ihre Töchter Gewissheit. Im FBREK-Zentrum der UMG gibt es ein Intensiviertes Früherkennungs- und Nachsorgeprogramm speziell für Hochrisikofamilien.

Brustkrebsmonat Oktober

Brustkrebs ist die häufigste, aber nicht die gefährlichste Krebsart bei Frauen. Auch Männer können betroffen sein. Dank verbesserter Früherkennungsmaßnahmen werden die Tumoren heutzutage häufiger in einem früheren Stadium entdeckt und können so gut behandelt werden. Darauf sind die Expert*innen des Brustkrebszentrums der UMG besonders spezialisiert. Das Brustkrebszentrum und das FBREK-Zentrum der UMG unter der Leitung von Prof. Dr. Julia Gallwas sind Teil des Onkologischen Zentrums im UniversitätsKrebszentrum Göttingen. In den Zentren arbeiten die Behandlungspartner*innen fachübergreifend zusammen. Weitere Informationen unter: https://gccc.umg.eu/brustkrebsmonat/

 

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