Ein neuer Netzhautchip soll Patientinnen und Patienten mit trockener altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) einen Teil ihrer Sehkraft zurückgeben. Ein Team der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, setzte erstmals in Norddeutschland die bionischen Netzhaut-Implantate erfolgreich ein. Die Implantationen wurde im Rahmen der europäischen „PRIMAvera“-Zulassungsstudie durchgeführt.

Der Chip könnte AMD-Patientinnen und -Patienten helfen, die durch die sogenannte geographische Atrophie (GA) erblindet sind. Die GA entsteht durch den Verlust der Sehzellen im Bereich der Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut, der Makula. Hierdurch sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, Gesichter zu erkennen oder zu lesen. Die AMD ist die häufigste Erblindungsursache in Deutschland. Über eine Million Menschen sind hierzulande betroffen. Bisher gibt es dafür noch keine zugelassene Therapie.

Der Chip, der zwei mal zwei Millimeter misst, wird unter die Netzhaut im Bereich der Makula implantiert. Diese Stelle ist bei den Patientinnen und Patienten aufgrund ihrer geographischen Atrophie funktionslos. Der Chip übernimmt die Funktion der abgestorbenen lichtempfindlichen Sehzellen (Fotorezeptoren). Von einer Spezialbrille mit eingebauter Mikrokamera, die die Patientin oder der Patient trägt, erhält der Chip per Infrarotprojektion Bildsignale und Energie. Mit elektrischen Impulsen stimuliert der Chip nun die verbliebenen Nervenzellen der Netzhaut und überträgt somit die Bildinformation auf den Sehnerv.

Nach dem Eingriff müssen die Patientinnen und Patienten das Sehen im Rahmen eines intensiven Rehabilitationstrainings erst erlernen. „In der Praxis könnte der Chip bis hin zu Lesefähigkeit von mittelgroßen Buchstaben führen. Der bionische Netzhautchip ist ein innovativer therapeutischer Ansatz, mit dem erstmals die Aussicht einer Sehverbesserung für diese Patientinnen und Patienten besteht“, sagt Prof. Dr. Salvatore Grisanti, Direktor der Klinik für Augenheilkunde, der die Operationen durchgeführt hat.

Die Klinik für Augenheilkunde, Campus Lübeck, ist an mehreren internationalen Studien zur Behandlung der geographischen Atrophie beteiligt. So hat sie vor einem Jahr als erstes und bisher einziges norddeutsches Zentrum eine Gentherapie eingeführt, die den Krankheitsprozess deutlich verlangsamen soll.


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