Lübeck, 29. Oktober 2021

Lübecker Neurologe initiiert Dokumentarfilm über Tourette – Premiere am 7. November

Menschen mit Tourette-Syndrom fallen auf und werden nicht selten stigmatisiert. Denn die neuropsychiatrische Störung äußert sich in Tics – spontane Bewegungen und Lautäußerungen, die nicht willentlich entstehen. Drei junge Tourette-Betroffene begleitet der Dokumentarfilm „TICS“, der am Sonntag, 7. November, ab 16.15 Uhr im CineStar-Kino in Lübeck Premiere feiert. Prof. Dr. Alexander Münchau, Direktor des Instituts für Systemische Motorikforschung des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, und der Universität zu Lübeck, hat den Film angeregt und tritt auch selbst darin auf. Ab 9. Juni 2022 läuft „TICS“ bundesweit in den Kinos.

Die Idee zum Film entstand vor einigen Jahren, als das Team des jetzigen Instituts für Systemische Motorikforschung zusammen mit der Klinik für Neurologie und der Klinik für Klinik- und Jugendmedizin des UKSH den Schwerpunkt Tics/Tourette-Syndrom aufbaute. Prof. Münchau war auf einer privaten Reise durch Finnland. „Wir hatten in der Zeit gerade eine Studie beendet, in der wir experimentell zeigen konnten, dass sich Tics durch Aufmerksamkeitsverlagerung deutlich besserten. Wo sonst, wenn nicht in einer finnischen Nacht im Juli sollte es möglich sein, seine Aufmerksamkeit von den Tics weg, hin zu den in unseren Regionen nie zu sehenden Farben, dem Zugleich von Stille und Helligkeit, zu verlagern? Und wo, wenn nicht in dieser Menschenleere, könnte es gelingen, endlich einmal völlig ohne soziale Kontrolle und Maßregelungen frei zu ticcen?“

Die Idee für den Dokumentarfilm war geboren, der sich auch als Korrektiv der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Störung versteht und versucht, die Geschichten und Gedanken, die inneren Prozesse von Menschen mit Tics zu zeigen.
Thomas Oswald ist der Regisseur des Films. Über die Dreharbeiten sagt er: „Mich hat die gemeinsam verbrachte Zeit mit den Betroffenen dazu veranlasst, noch einmal zu hinterfragen, wie Vorurteile unser Denken oftmals bestimmen. Wenn wir uns, auch in anderen Bereichen, davon freimachen könnten, wäre vielen und auch unserem Miteinander sehr geholfen. Aber darum geht es ja auch schlussendlich im Film: Nicht, dass wir Menschen, die einer bestimmten Norm nicht entsprechen, ins Nirgendwo verbannen oder ihnen das Gefühl geben, sich am besten zu verstecken. Sondern dass wir ihnen als Gesellschaft ermöglichen, so zu sein, wie sie sind, ohne sich dafür schlecht zu fühlen.“

Begleitet wurde der Dreh vom Fachmann, Prof. Münchau, der sich seit rund 20 Jahren als Neurologe und Forscher mit dem Tourette-Syndrom auseinandersetzt: „Ich verbrachte im Rahmen von Studien und in Sprechstunden viel Zeit mit sehr unterschiedlichen Menschen mit Tics und Tourette und erfuhr in den Gesprächen, dass vieles, das diese Menschen kennzeichnet und auch plagt, sehr nah bei dem liegt, was wir üblicherweise als normal bezeichnen, allerdings in einer überzeichneten, oft übertriebenen Weise. Zum Beispiel der Drang, dass bestimmte Bewegungen, Handlungen genau in einer ganz bestimmten Weise ausgeführt werden müssen und so lange Wiederholungen nötig sind, bis sich dieses Gefühl des ‚Gerade richtig‘ einstellt.“

Der Dokumentarfilm begleitet die drei Protagonisten auf einer Reise an den nördlichsten Rand Europas – auf der Suche nach einem Ort, an dem sie einfach sie selbst sein dürfen. Im Norden Finnlands probieren sie eine neue Behandlungsform aus, die meta-kognitive Therapie, in der die bewusste Lenkung der eigenen Aufmerksamkeit eine zentrale Rolle spielt. Neue Erfahrungen und Erkenntnisse lassen das Stigma der Tics immer mehr in den Hintergrund rücken.

„TICS“ wurde unter anderem von der Universität zu Lübeck und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Gezeigt wird der Film im Rahmen der Nordischen Filmtage:
https://nordische-filmtage.de/

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Institut für Systemische Motorikforschung, Prof. Dr. Alexander Münchau,


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