So präsentierte sich die Uni Ulm beim Dies academicus 2024

Preise für herausragendes Engagement von Forschenden, Lehrenden und Studierenden und einen Rückblick auf das vergangene Jahr gab es am heutigen Freitag beim Dies academicus der Universität Ulm. Beim Festakt im Forschungsgebäude N27 wurden nicht nur die akademischen Erfolge gefeiert: Es ging außerdem um die neue Nachhaltigkeitsstrategie und die Frage, welche Rolle die Uni im gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozess spielen kann.

Die zweithöchsten Drittmitteleinnahmen aller Zeiten, Platz zehn unter den bei Studierenden beliebtesten Universitäten und die Aufforderung, einen Vollantrag für den gemeinsamen Exzellenzcluster „Chem4Quant“ des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) sowie der Universitäten Ulm und Stuttgart zu stellen: Uni-Präsident Professor Michael Weber hatte beim Dies academicus viele gute Nachrichten zu verkünden. „Unsere Spezialisierung bringt uns dazu, exzellente Ergebnisse zu liefern und wir pflegen einen sehr persönlichen Umgang miteinander. Wir tun das auf dem höchstmöglichen Niveau – das macht unsere Universität aus“, erklärte Weber die Erfolge der Uni Ulm. Diese sollen auch in Wirtschaft und Gesellschaft getragen werden, weshalb im vergangenen Jahr eine Transferstrategie verabschiedet worden ist. Sie belebe die Idee der Verbindung zwischen Universität und Wissenschaftsstadt, zu der auch der neue Entrepreneurs Campus beitrage.

Erstmals gehe die Gesamtzahl aller Studierenden an der Uni Ulm mit 10 101 gegenüber dem Vorjahr leicht zurück. Das Minus liege aber deutlich unter dem Bundestrend. Die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger hingegen bleibe stabil. Um die Attraktivität der Uni zu steigern, wurden die neuen Studiengänge Klinische Psychologie und Psychotherapie (Master), Quantum Engineering (Master) und Biomedizinische Technik (Bachelor) eingeführt, weitere sind in Planung. 1642 Absolventinnen und Absolventen haben im vergangenen Jahr ihr Studium abgeschlossen, es gab 459 Promotionen. Mit dem Verweis auf den Top-Ten-Platz im StudyCheck-Ranking der beliebtesten deutschen Universitäten verband der Präsident einen Dank nicht nur an die Studierenden, sondern auch an „die Lehrenden, die dafür sorgen, dass es den Studierenden hier so gut gefällt“ – was mit großem Applaus bedacht wurde. Mit rund 127 Millionen Euro bleiben die Drittmittel auf hohem Niveau stabil und machen etwa 35 Prozent des Universitätshaushaltes aus. „Sie führen zu herausragenden Forschungsergebnissen und dazu, dass wir so viele Doktorandinnen und Doktoranden beschäftigen können“, so Weber. Dank der Aufforderung zur Einreichung eines Vollantrages für den Exzellenzcluster „Chem4Quant“ ebenso wie für den bestehenden Exzellenzcluster POLiS sei es nun möglich, sich auf einen Antrag als Exzellenzuniversität vorbereiten. Dieser darf von der Uni Ulm gestellt werden, wenn beide Exzellenzcluster bewilligt werden: „Ab Montag fangen wir an, uns vorzubereiten“, bekräftigte der Präsident.

Weiterhin treibt der Sanierungsstau die Universitätsleitung um. Gute Nachrichten in Sachen Infrastruktur gibt es beim Forschungsbau Multidimensionale Traumawissenschaften: Er soll im Laufe des Jahres fertiggestellt werden. Professor Michael Kühl, Vizepräsident für Kooperationen, stellte die neue Nachhaltigkeitsstrategie vor. Dabei gehe es jedoch nicht nur um das nachhaltige Handeln der Institution Uni Ulm – deren größte Emissionsquelle ist die Mobilität von Studierenden und Beschäftigten – sondern auch um ihre Rolle im breiter angelegten, gesellschaftlichen Transformationsprozess hin zu mehr Nachhaltigkeit. Kühl sieht die Universität in zwei wichtigen Rollen. Einerseits zeige die erkenntnisgeleitete Forschung Lösungswege für eine nachhaltigere Zukunft auf; ihre Ergebnisse müssten durch Wissenstransfer in den Diskurs getragen werden. Den zweiten Hebel sieht der Vizepräsident in der Ausbildung junger Menschen. Den Studierenden müssten entsprechende Nachhaltigkeitskompetenzen vermittelt werden, so dass sie mit ihren Kenntnissen zur Lösung der großen Herausforderungen beitragen können. Bei einem Podiumsgespräch vertieften Professor Martin Müller, Leiter des Instituts für Nachhaltige Unternehmensführung, Energiemanager Bernd Bachmann und Professor Michael Kühl die Diskussion. In einer Schweigeminute gedachten die Gäste der vor Kurzem verstorbenen früheren Rektoren der Universität Ulm, Professor Hans Wolff und Professor Detlef Bückmann.

Auszeichnungen aus Forschung, Studium und Lehre


Professor Robert Güttel erhält den Lehrpreis 2023 der Universität Ulm. Der Leiter des Instituts für Chemieingenieurwesen wurde für seine innovativen Lehrkonzepte im Fach Chemieingenieurwesen ausgezeichnet. Güttel nutzt neuartige Lehrformen wie den „inverted classroom“ und die Arbeit in Kleingruppen für Grundlagenvorlesungen, um die realitätsnahe Projektierung von Prozessen zu trainieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung mathematischer Modelle zur Simulation chemischer Reaktoren. Die Studierenden sollen lernen, möglichst selbstständig zu arbeiten und gleichzeitig wissenschaftliche Publikations- und Vortragsstandards einüben. Schon jetzt zeigen diese Lehrformate Erfolge: Die Fachinhalte werden besser verstanden und die Transferleistungen der Studierenden in den mündlichen Prüfungen haben sich deutlich verbessert. Das Lehrprojekt ist Teil des Lehrinkubators „Portfolio-Prüfung im Peer-Review zum Ausgleich heterogener Lernstände“. Der Lehrpreis ist mit 4000 Euro dotiert.

Der Forschungspreis ExzellenziaUlm für exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen der Universität Ulm geht an Dr. Jana Riegger-Koch. Die Biologin leitet seit 2020 eine eigene Nachwuchsgruppe in der Sektion Biochemie der Gelenks- und Bindegewebserkrankungen an der Ulmer Universitätsklinik für Orthopädie. Im Fokus der Forschung steht die Arthrose – die weltweit am häufigsten auftretende Gelenkerkrankung. Dabei ist die sogenannte posttraumatische Arthrose, die nach Gelenkverletzungen bereits sehr früh und oft bei sportlich aktiven Personen auftreten kann, Riegger-Kochs „Steckenpferd“. Sie versucht, die zugrundeliegenden Prozesse, die zur unwiderruflichen Degeneration des Gelenkknorpels führen, aufzuklären und neue therapeutische Strategien dagegen zu entwickeln. Die 36-jährige Wissenschaftlerin hat an der Uni Ulm studiert und promoviert und wird durch das Margarete von Wrangell-Programm des Landes bei ihrem Habilitationsvorhaben unterstützt. Der Forschungspreis ExzellenziaUlm ist mit 5000 Euro dotiert.

Die Hochschulgruppe PAN University Ulm bekommt den Ulmer Universitätssonderpreis für herausragendes studentisches Engagement über 500 Euro. Seit 2020 setzt sich eine Gruppe von Medizinstudierenden für eine bessere Ernährungsausbildung im Medizinstudium ein. PAN steht dabei für Physicians Association for Nutrition, also Ärztliche Vereinigung für Ernährung. Das Hauptziel der Gruppe ist es, Kommilitoninnen und Kommilitonen für Ernährungsbildung zu sensibilisieren und diese stärker in der universitären Lehre zu verankern. Dazu wurde das Wahlfach Ernährungsmedizin konzipiert und durchgeführt. Außerdem haben die Studierenden zusammen mit dem Studierendenwerk Ulm die PAN-Week ins Leben gerufen, in der besonders gesunde und auf eine bestimmte Krankheit angepasste Gerichte in der Mensa angeboten werden. Den Preis nahmen stellvertretend für die Gruppe Nina Lackner und Sara Marques entgegen.

Kooperationspreis Wissenschaft-Wirtschaft


Zu den Aufgaben einer Universität gehört auch der Wissenstransfer. Die produktive Zusammenarbeit von Forschenden und Unternehmen würdigt die Uni Ulm mit dem Kooperationspreis Wissenschaft-Wirtschaft, der in diesem Jahr zwei Mal vergeben wird. Der Preis ist mit jeweils 4000 Euro dotiert.

Vernetztes automatisiertes Fahren unter Realbedingungen


Unter realen Bedingungen forscht PD Dr. Michael Buchholz mit seiner Arbeitsgruppe am Institut für Mess-, Regel und Mikrotechnik zu vernetztem automatisiertem Fahren und zu intelligenter Infrastruktur. Dafür erhält er einen der beiden Kooperationspreise Wissenschaft-Wirtschaft. Buchholz kooperiert bereits seit 2016 mit der Robert Bosch GmbH sowie mit Nokia Solutions and Networks. Kern der Zusammenarbeit ist das Testfeld Ulm im Stadtteil Lehr, das im Rahmen der Kooperation gemeinsam errichtet wurde und in dem die erforschten neuen Methoden und Verfahren direkt unter realen Bedingungen angewendet und erprobt werden. Nokia stellt dafür ein 5G-Testmobilfunknetz sowie Smartphones und Apps zur Verfügung; Bosch unterstützt die Forschung mit Radarsensoren sowie durch vernetzte automatisierte Fahrzeuge, welche die institutseigenen Versuchsfahrzeuge ergänzen.

Mit antiviralem Medikament gegen Atemwegsviren


An einem vielversprechenden antiviralen Medikament gegen Atemwegsviren arbeitet Professor Jan Münch, Co-Leiter des Instituts für Molekulare Virologie, zusammen mit dem Münchner Unternehmen AATec Medical. Er erhält den zweiten Kooperationspreis Wissenschaft-Wirtschaft 2023. Die gemeinsame Forschung startete Anfang 2020 im Zuge der COVID-19-Pandemie mit der Identifikation von körpereigenen Hemmstoffen gegen SARS-CoV-2. Die Forschenden identifizierten Antitrypsin, einen Protease-Inhibitor aus menschlicher Lungenflüssigkeit. Dieser blockiert den Eintritt des Virus in Zellen – und hemmt auch andere Atemwegsviren wie Influenza A und Erkältungscoronaviren. Antitrypsin ist seit Jahrzehnten als Medikament zugelassen. Das aktuell verfügbare Antitrypsin, gewonnen aus dem Plasma gesunder Spender, ist allerdings durch Herstellungsbeschränkungen limitiert. Die AATec Medical GmbH besitzt ein Patent für die rekombinante Herstellung von Antitrypsin und zielt darauf ab, Therapien für verschiedene Atemwegserkrankungen zu entwickeln.

Die Veranstaltung wurde von Dana Hoffmann moderiert und von Lukas Hadinger (Fagott) und Mirko Rossini (Klarinette) musikalisch begleitet.

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Text und Medienkontakt: Christine Liebhardt, Daniela Stang, Andrea Weber-Tuckermann

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