MEDIEN-INFORMATION des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden

2. Oktober 2020

Parkinsontherapie: Zögernde Patienten riskieren Lebensqualität

  • Uniklinikums-Ambulanz bezieht zusätzliche Räume für Diagnostik sowie Arztgespräche
  • Neuer Standort geht am 5. Oktober in Betrieb
  • Experte rät zu frühem Beginn von gezielter Therapie
  • Ohne präzise Diagnostik keine passgenaue Medikation

Ab Montag (5. Oktober) empfängt das Team der Parkinson-Ambulanz der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden seine Patienten am neuen Standort: Ab diesem Tag befindet sich die Einrichtung im Gebäudekomplex ABAKUS, der sich direkt an den Campus des Uniklinikums anschließt. Der Eingang befindet sich an der Fiedlerstraße 34. Viele der jährlich rund 1.000 Patienten, die sich in der Parkinson-Ambulanz vorstellen, leiden unter starken Symptomen und benötigen deshalb die besondere Expertise der von Prof. Björn Falkenburger geleiteten Einrichtung. Die Neurologie des Uniklinikums bietet diesen Patienten moderne Therapien an, wozu neben innovativen Wirkstoffen auch Medikamentenpumpen sowie die Tiefenhirnstimulation gehören. Vor dem Behandlungsbeginn steht jedoch eine umfassende Diagnostik, deren Verfahren in den vergangenen Jahren deutlich verfeinert wurden. Sie eröffnen den Weg für eine gezieltere, frühzeitig startende Therapie. Allerdings stellen die Parkinson-Experten des Dresdner Uniklinikums fest, dass nach wie vor zu viele Patienten einer medikamentösen Therapie skeptisch gegenüberstehen.

Trotz intensiver Forschungen stehen derzeit noch keine Medikamente zur Verfügung, die Parkinson heilen oder das Voranschreiten der Krankheit komplett stoppen können. Den behandelnden Ärzten ist es jedoch möglich, mit der Gabe des Botenstoffes Dopamin die Symptome der neurodegenerativen Erkrankung deutlich zu reduzieren. Mit dem Voranschreiten des Leidens hält die Wirkung der als Tabletten verabreichten Medikamente nicht mehr den ganzen Tag an. In dieser Situation können die Experten der Dresdner Parkinson-Ambulanz ihren Patienten weitere Möglichkeiten anbieten: Das Dopamin kann über eine Pumpe direkt in den Darm oder in die Haut abgegeben werden. Dadurch wird der Körper gleichmäßiger mit dem Wirkstoff versorgt. Um Parkinson-Patienten zielgenau mit der jeweils erfolgversprechendsten Therapie zu versorgen, bedarf es einer umfassenden Diagnostik. In Kooperation mit weiteren Kliniken und Instituten des Dresdner Uniklinikums stehen der Ambulanz, die entsprechenden Untersuchungsverfahren zur Verfügung. Dies schließt genetische Tests ebenso ein wie die neuroradiologische Bildgebung oder umfassende Tests der Bewegungsabläufe.

Als Alternative zu einer Medikamentenpumpe steht die Option einer „tiefen Hirnstimulation” zur Verfügung: Um Parkinson-Patienten mit einem sogenannten Hirnschrittmacher zu versorgen, arbeiten am Dresdner Uniklinikum die Kliniken für Neurochirurgie und für Neurologie eng zusammen. Dabei implantieren die Chirurgen Elektroden in das Gehirn, mit denen sich die Aktivität der Nervenzellen regulieren lässt.

„Neben diesen etablierten und bewährten Behandlungen möchten wir künftig mehr Patienten mit neuen Formen der medikamentösen Therapien versorgen”, sagt Parkinson-Ambulanz-Leiter Prof. Björn Falkenburger. „Bei diesen derzeit in klinischen Studien überprüften Medikamenten ist es wichtig, dass Patienten zu uns kommen, bei denen bisher nur der Verdacht auf Parkinson besteht, oder die unter leichten Symptomen leiden.”

Doch nach wie vor scheuen sich viele Patienten, bereits in einer frühen Krankheitsphase, in der es nur geringe oder gar keine wahrnehmbaren Symptome gibt, entsprechende Medikamente zu nehmen. „Wenn es gelingt, auch geringe Einschränkungen durch das erste Aufkommen von Starrheit oder Zittern zu minimieren, können die Patienten in der Frühphase der Erkrankung ein Leben weitestgehend ohne Einschränkungen führen. Bleiben sie dadurch aktiv und fit, tragen sie selbst dazu bei, die krankheitsbedingten Symptome zu unterdrücken und so die eigene Lebensqualität zu erhalten. Ein Herauszögern des Therapiebeginns dagegen geht mit dem Risiko einher, schneller unter körperlichen Einschränkungen leiden zu müssen”, erklärt Prof. Falkenburger.

Die derzeit neu entwickelten Wirkstoffe konzentrieren sich nicht mehr allein auf den Ersatz des nicht mehr die Nervenzellen erreichenden Dopamins. Stattdessen geht es bei der neuen Medikamentenklasse darum, das mit dem Voranschreiten der Parkinson´schen Krankheit verbundene Absterben der Nervenzellen zu verzögern. Erste patientennahe Studien werden vorbereitet. Die Chancen stehen gut, dass Prof. Falkenburger dafür Patienten einschließen kann. Erfahrungen in der engen Verknüpfung von Forschung und Krankenversorgung bringt der Neurologe mit: Vor seinem Wechsel nach Dresden war er als „Clinical Scientist” am Aachener Uniklinikum tätig und beteiligt sich nun an Forschungsprojekten des hiesigen Uniklinikums.

„Wenn es um neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson geht, spielen die Hochschulmedizin Dresden insgesamt und die Klinik für Neurologie im Besonderen ganz vorn in Deutschland mit. Viele Ärzte der Klinik arbeiten als Wissenschaftler im DZNE, dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen”, sagt Prof. Heinz Reichmann, der zugleich Dekan der Medizinischen Fakultät an der TU Dresden sowie Direktor der Klinik für Neurologie des Dresdner Uniklinikums ist.

„Die patientennahe Forschung ist eine der Kernkompetenzen des Universitätsklinikums. Deshalb sind uns leistungsfähige, gut für die Patienten erreichbare Ambulanzen sehr wichtig. Mit Herrn Prof. Falkenburger haben wir einen engagierten Clinical Scientist gewinnen können, der sich schnell und nahtlos in das interdisziplinäre und sehr kollegiale Miteinander von Klinikum und Fakultät integriert hat. Davon profitieren die Patienten und der Forschungsstandort Dresden gleichermaßen”, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums.

Kontakt für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Prof. Dr. med. Björn Falkenburger

www.uniklinikum-dresden.de

 

 

Die Deutschen Universitätsklinika
sind führend in der Therapie komplexer, besonders schwerer oder seltener Erkrankungen. Die 34 Einrichtungen spielen jedoch als Krankenhäuser der Supra-Maximalversorgung nicht nur in diesen Bereichen eine bundesweit tragende Rolle. Die Hochschulmedizin ist gerade dort besonders stark, wo andere Krankenhäuser nicht mehr handeln können: Sie verbindet auf einzigartige Weise Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Die Uniklinika setzen federführend die neuesten medizinischen Innovationen um und bilden die Ärzte von morgen aus. Damit sind “Die Deutschen Universitätsklinika” ein unersetzbarer Impulsgeber im deutschen Gesundheitswesen. Der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) macht diese besondere Rolle der Hochschulmedizin sichtbar. Mehr Informationen unter:
www.uniklinika.de

Spitzenmedizin für Dresden: Uniklinikum in deutschem Krankenhaus-Ranking auf Platz 2
Deutschlands größter, im Oktober 2019 zum achten Mal erschienener Krankenhausvergleich des Nachrichtenmagazins „Focus” bescheinigt dem Universitätsklinikum Carl Gustav Dresden (UKD) eine hervorragende Behandlungsqualität. Die Dresdner Hochschulmedizin erreichte in diesem Jahr erneut Platz zwei im deutschlandweiten Ranking. Dies ist ein weiterer Beleg für die überdurchschnittliche Qualität der 21 Kliniken des UKD. Eine Vielzahl an Ärzten hatten Kliniken aus ganz Deutschland beurteilt. Hinzu kommen Qualitätsberichte der Kliniken sowie Patientenumfragen der Techniker Krankenkasse.

29 Krankheitsbilder wurden beim Focus-Vergleich für 2020 bewertet. Dabei schaffte es das Dresdner Uniklinikum mit 16 Indikationen jeweils in die Spitzengruppe. Top-Noten gab es für folgende Kliniken: Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Brustkrebs), Dermatologie (Hautkrebs), Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie (Darmkrebs, Gallenblasen-Operationen), Medizinische Klinik I (Darmkrebs, Leukämie), Neurochirurgie (Hirntumoren), Urologie (Prostatakrebs), Medizinische Klinik III (Diabetes), Psychotherapie und Psychosomatik (Angststörungen, Depression), Psychiatrie und Psychotherapie (Depression), Neurologie (Parkinson, Schlaganfall, Multiple Sklerose), sowie das UniversitätsCentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie (Endoprothetik, Unfallchirurgie, plastische-rekonstruktive Chirurgie).