Über 80% der Bevölkerung in Deutschland hat Wirbelsäulenprobleme. Zwei der häufigsten Gründe für die Beschwerden sind der Bandscheibenvorfall und die Spinalkanalstenose. Wie man die Erkrankungen erkennt und behandelt erklärt Professor Dr. Walter Bini vom Waldkrankenhaus Bad Düben.

Professor Dr. Walter Bini, MEDICLIN Waldkrankenhaus Bad Düben

Bad Düben, 14.03.2023. Zum Tag der Rückengesundheit am 15.März 2023 erklärt Professor Dr. Walter Bini, Oberarzt der Klinik für Orthopädie (Wirbelsäulenerkrankungen) im MEDICLIN Waldkrankenhaus Bad Düben, wie die häufigsten Gründe für Rückenprobleme – der Bandscheibenvorfall und die Spinalkanalstenose – diagnostiziert und schonend behandelt werden.

Bandscheibenvorfall und Spinalkanalstenose sind häufige Ursachen für Rückenschmerzen

Fast jeder Deutsche ist in seinem Leben mindestens einmal von Rückenschmerzen betroffen. Der Bandscheibenvorfall ist einer der häufigsten Gründe für Schmerzen, die sowohl lokalisiert als auch ausstrahlend sein können. Als Ursache für einen Bandscheibenvorfall spielen wie bei den meisten  Erkrankungen sicherlich genetische Faktoren eine Rolle. Gefördert werden sie aber durch einen ungesunden Lebensstil: Übergewicht, fehlende Bewegung, schlechte Ernährung sowie fehlende stabilisierende Muskulatur begünstigen einen Bandscheibenvorfall, auch bei jüngeren Patient*innen.

Bei Menschen ab einem Alter von etwa 65 Jahren ist die häufigste Ursache für Eingriffe an der Wirbelsäule die Spinalkanalstenose, eine verschleißbedingte Verengung des Wirbelkanals. Knöcherne oder weiche Wucherungen im Spinalkanal führen dazu, dass Nerven eingeengt werden und dadurch Schmerzen entstehen. Betroffene können meist keine langen Gehstrecken mehr bewältigen.

Die Diagnose wird durch ein ausführliches Gespräch, eine körperliche Untersuchung sowie neuroradiologische Untersuchung mittels MRT gestellt. „Wir sprechen dann mit der Patientin oder dem Patienten darüber, was man auf dem radiologischen Befund erkennen kann und inwiefern das zum Beschwerdebild passt“, erklärt Bini. Bei einer Spinalkanalstenose sei meist ein Wirbelsäuleneingriff nötig, um die Schmerzen in den Griff zu bekommen und Betroffenen wieder mehr Lebensqualität zu geben.

Angst vor der Wirbelsäulen-OP nehmen: Minimalinvasive Techniken und gewebeschonende OP-Verfahren

„Leider scheuen sich viele, trotz langanhaltender Rückenschmerzen eine OP in Betracht zu ziehen. Die Meinung, man könne nach einer Wirbelsäulenoperation nicht mehr gehen oder es würden immer Platten und Schrauben eingesetzt, herrscht immer noch vor. Dabei ist das heute nicht mehr so“, sagt Bini. „Die Behandlung der Spinalkanalstenose hat sich zum Beispiel in den letzten Jahren stark verändert, wir führen keine sogenannte destruktive Behandlung mehr durch, so kommt zum Beispiel die Laminektomie, bei der Teile des Wirbelknochens entfernt werden, bei uns nicht mehr zum Einsatz“, erzählt Bini.  „Stattdessen nutzen wir im gesamten Bereich der Wirbelsäule minimalinvasive Techniken und gewebeschonende Operationsverfahren. Nahezu jeder operative Eingriff wird mikrochirurgisch, unter Einsatz eines leistungsstarken Operationsmikroskops durchgeführt.“

Eine schonende Behandlung mit weniger großen Auswirkungen ist möglich, wenn die hauptverantwortlichen Stellen punktuell behandelt werden. Das geschieht meist endoskopisch oder mikrochirurgisch. „Bei der Spinalkanalstenose werden Wucherungen oder Weichteilligamentierung entfernt, damit intraspinale Strukturen wieder Platz haben, der Gefäßstau der Venen und somit die Durchblutung verbessert wird“, erklärt Bini.

Auch beim Bandscheibenvorfall ist heute meist keine große Operation mehr nötig und auch die Art der Behandlung hat sich verändert. „Früher wurde oft noch die gesamte betroffene Bandscheibe entfernt. Heute wird nur der vorgerutschte Teil abgetrennt, der Rest bleibt als Puffer bestehen“, sagt Bini.

Die Wirbelsäule braucht Bewegung

Durch minimalinvasive Eingriffe ist die Belastung für Patient*innen geringer. Eine frühe Mobilisation nach der OP ist dadurch möglich. „Die Wirbelsäule braucht Bewegung. Daher beginnen wir bereits am gleichen Tag oder 24 Stunden nach der Operation mit der Physiotherapie“, erklärt Bini. Der stationäre Aufenthalt dauert in der Regel nur wenige Tage. Eine Reha startet dann meist nach vier bis sechs Wochen. „Direkt mit einer Reha zu starten, ist nicht sinnvoll, da das operierte Gebiet heilen muss. Jedoch ist es direkt im Anschluss an die OP wichtig, den Patient*innen zumindest eine Basisphysiotherapie mitzugeben, die sie zuhause umsetzen können“, sagt Bini.

Ob und welche Art einer Reha in Frage kommt, wird bereits in der Klinik mit den behandelnden Ärzt*innen und Therapeut*innen geklärt. Der Sozialdienst kümmert sich gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten um die Beantragung.

Regenerative Verfahren bei Bandscheibenleiden

Bini hofft darauf, dass regenerative Verfahren wie die Stammzellentherapie bei Bandscheibenleiden auch in Deutschland bald Standard sind: „Während meiner Tätigkeit in Italien konnte ich bereits die Stammzellbehandlung durchführen und vielversprechende Ergebnisse erzielen.“ In vielen europäischen Ländern wird das Verfahren bei Bandscheibenleiden schon eingesetzt, in Deutschland zählt es noch eher als Privatleistung.

Man kennt Stammzellentherapie aus der Krebsbehandlung: Dabei werden Zellen aus dem Knochenmark oder dem Unterhautfettgewebe entnommen und in die Zielorganstruktur gespritzt. „Im Falle eines frühen Stadiums einer Bandscheibendegeneration können Stammzellen, die aus dem eigenen Fettgewebe der Patientin oder des Patienten gewonnen und in die Bandscheibe gespritzt werden, dazu führen, dass der Verschleiß stoppt“, erklärt Bini. Das sei ein weiterer, wichtiger Schritt in Richtung schonende Behandlung von Rückenschmerzen.

 

Pressekontakt:
Judith Boateng

Pressereferentin
MEDICLIN Unternehmenskommunikation
Okenstr. 27
77652 Offenburg
E-Mail-Kontakt

 

Über das MEDICLIN Waldkrankenhaus und das MEDICLIN Reha-Zentrum Bad Düben
Das MEDICLIN Waldkrankenhaus bietet als Spezialklinik für Orthopädie alle Möglichkeiten der ganzheitlichen Diagnostik und Therapie bei angeborenen und erworbenen Krankheiten des Stütz- und Bewegungsapparates. Schwerpunkte sind Endoprothetik, Wirbelsäulenerkrankungen, Unfallchirurgie, Hand- und Fußchirurgie, Rheumaorthopädie, Arthroskopie und Sportmedizin sowie Geriatrie und Alterstraumatologie. Zum Krankenhaus gehört außerdem eine Klinik für Neurologische Frührehabilitation Phase B sowie eine Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin.
Das MEDICLIN Reha-Zentrum Bad Düben vereint unter einem Dach die Fachkliniken für Orthopädie und Neurologie. Außerdem gibt es hier die Möglichkeit einer interdisziplinären Post-Covid-Rehabilitation zur Behandlung von Patient*innen mit Langzeitfolgen von Covid-19.
Das Waldkrankenhaus verfügt über 125 Betten, im Reha-Zentrum stehen 269 Betten zur Verfügung. Im Waldkrankenhaus und Reha-Zentrum sind zusammen rund 420 Mitarbeiter*innen beschäftigt. Zum MEDICLIN Standort Bad Düben gehört außerdem das MEDICLIN MVZ Bad Düben.